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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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nur kurz begegnet, Sir«, antwortete Esmay. Der Chef von Rumpf und Architektur hatte nur ein paar Worte mit ihr gewechselt; er war ihr dabei noch geschäftiger vorgekommen als Major Pitak.
    »Ich bin sicher, dass man Ihnen das schon gesagt hat, aber ich muss feststellen, dass es ungewöhnlich ist, wenn ein Lieutenant hier stationiert wird, ohne vorher eine der fortgeschrittenen Technikerschulen besucht zu haben. Sie werden vielleicht bemerken, dass Sie es nötig haben, einige Kurse zu belegen …«
    »Ich bin bereits zu einem Kurs eingetragen, Sir.«
    »Gut. Ihrer Akte zufolge lernen Sie schnell, aber schwere Wartungsarbeiten geben den Stoff für ein lebenslanges Studium ab.« Er warf einen kurzen Blick auf sein Tischdisplay. »Wie ich sehe, hatten Sie kürzlich Heimaturlaub. Wie hat Ihre Familie auf die ganze Publicity reagiert?«
    Esmay zerbrach sich den Kopf nach einer taktvollen Formulierung. »Sie … haben es übertrieben, Sir.«
    »Ah ja? Oh, ich vermute, Sie meinen damit den Orden.«
    Natürlich stand das schon in ihrer Akte; das war ihr klar. »Ja, Sir.«
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    »Aber das war die Regierung, nicht Ihre Familie … Sie haben
    – einen Vater, eine Stiefmutter, Halbbrüder?«
    »Ja, Sir. Und Onkel, Tanten, Kusinen und Vettern … Wir
    sind ein großer Clan, Sir.«
    »War man dort einverstanden, dass Sie in unsere Dienste
    getreten sind?« Der Blick der warmen, braunen Augen wurde schärfer.
    »Nicht… ganz, Sir. Nicht zu Anfang. Inzwischen schon.«
    »Wir haben keine weiteren Offiziere von Ihrem Planeten,
    sehen Sie? Den Letzten gab es vor etwa dreißig Jahren.«
    »Meluch Zalosi, ja, Sir.« Ein Zalosi von der Koarchie, die nicht mehr existierte, damals jedoch eine politische Macht war.
    Die Zalosi waren allerdings Diener der Koarchen. Man erzählte sich, dass Meluch das uneheliche Kind des Tributine-Koarchen und einer Zalosi-Gardistin gewesen war und man ihn bei einer entfernten Zalosi-Verwandten in Pflege gegeben hatte. Dort entwickelte er allerdings die unverwechselbaren weichen Brauen der Linie des Koarchen – ein dominantes Merkmal –, und als er sich für die Flottenzugangsexamen qualifizierte, war das allen als die beste Lösung erschienen. Meluch selbst hatte man nicht gefragt; er war ein Zalosi und ging dorthin, wohin ihn die Koarchie schickte.
    »Ich habe mich schon gefragt«, fuhr Admiral Dossignal fort und unterbrach damit ihr Nachsinnen, »warum nur so wenige?
    Altiplano ist, wie ich gehört habe, eine landwirtschaftlich geprägte Welt. Von Agroplaneten erhalten wir normalerweise eine ganze Menge Rekruten.«
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    »Es ist keine der üblichen Agrowelten, Sir.« Esmay brach ab und fragte sich, wie viel sie erklären sollte. Dem Admiral standen reichlich Daten zur Verfügung, wenn er nur wollte.
    »Inwiefern?«, fragte er. Vielleicht wollte er einfach ihre Analyse hören statt nur die schlichten Daten.
    »Keine Freigeburten«, sagte Esmay knapp. Alle weiteren
    Gründe leiteten sich daraus ab: Durch das gesteuerte Bevölkerungswachstum standen keine freien Arbeitskräfte zur Verfügung, die man hätte abgeben können. Einwanderer
    mussten sich mit der Beschränkung einverstanden erklären, ehe man sie aufnahm; falls sie sich schon fortgepflanzt hatten, mussten sie in präventive Sterilisation einwilligen.
    »Aber Ihre Familie … Wie viele Geschwister haben Sie?«
    »Zwei, Sir. Aber sie sind von der zweiten Frau meines Vaters und gehen auf ihr Kontingent.« Sie erwähnte nicht, was der Admiral sich wahrscheinlich ausrechnen konnte, dass nämlich die Geburtenbeschränkungen in anderen Familien strenger durchgesetzt wurden. Ihr Vater hätte noch mehr Kinder zeugen können, aber sein verbliebenes Kontingent an Sanni abgetreten, die es sich gewünscht hatte.
    »Ich … verstehe. Und ihre Einstellung zur Verjüngung?«
    Esmay zögerte. »Ich … kenne nur den Standpunkt meines
    Vaters und meines Onkels. Sie haben sich besorgt erklärt, was die Stabilität der Bevölkerungszahl angeht, auch wenn sich der Wettbewerbswert der ständig weiter wachsenden Erfahrungen positiv auswirken würde.«
    »Hmm. Also sind die ranghöchsten Militärs auf Altiplano
    nicht verjüngt?«
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    »Nein, Sir.«
    »Haben Sie irgendwelche Ressentiments von Seiten der
    Familias gespürt, die sich darauf gründeten?«
    Esmay fühlte sich unbehaglich, antwortete aber mit der
    Wahrheit, so wie sie sie sah. »Nein, Sir, keine. Altiplano ist unabhängig; der Admiral weiß zweifellos, dass wir keinen Paten mit einem Sitz im Rat haben

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