Heldin wider Willen
leicht verlegen. »Sorgen Sie
dafür, dass alle Mitglieder der Diskussionsgruppe einen
Sitzplatz erhalten – Sie kennen sie doch alle, nicht wahr?«
»Ja, Sir.«
»Sobald sie sitzen und falls es für die anderen akzeptabel ist –
macht es mir nichts aus, wenn freie Sitze noch belegt werden.
Aber mehr nicht!«
»Sir.« Er blickte sich um und bewegte die Lippen, während er die Liste im Kopf durchging. »Alle außer zweien sind da …
Vielleicht sind sie noch draußen.«
263
»Gehen Sie und überprüfen Sie das. Rufen Sie sie namentlich auf.«
Er bahnte sich den Weg durch den gedrängt vollen Zwischengang und rief in den Flur hinaus. Ein Knäuel Ensigns verstopfte die Tür, und endlich bahnten sich zwei mit den Ellbogen den Weg hinein. Damit blieben noch Sitzplätze für zwei Dutzend Personen, wie Esmay überschlug. Sie wünschte sich, sie wüsste eine faire Möglichkeit, um sie zu verteilen, aber dafür war es schon zu spät. Schneller als sie gegangen waren, kamen Ensigns wieder herein, bis alle Plätze besetzt waren.
Dettin stellte Esmay mit aufgeregter Stimme vor. Das Licht wurde herabgedimmt, außer an ihrer Position. Die eifrig dreinschauenden jungen Gesichter verblassten zu einem
undeutlichen Gesamteindruck, aus dem Augen und Zähne
hervorleuchteten.
Esmay hatte einen Displaywürfel mit denselben Informationen vorbereitet, die auch vor Gericht berücksichtigt worden waren: die Geometrie des Xavier-Systems, die Verteilung der Flottenschiffe, xavierische und zivile Schiffe in Reichweite, Anzahl und Bewaffnung der Invasoren. Esmay war diese Dinge so oft durchgegangen, für ihren Anwalt und den Untersuchungsausschuss und das Kriegsgericht, dass sie im Schlaf hätte herunterbeten können, welcher Übermacht sich Serrano schon gegenüber gesehen hatte, noch bevor Hearne übergelaufen war.
Als sie die erste Darstellung zeigte, lief ein schwaches Seufzen durchs Publikum. Atemlose Stille herrschte, während sie sprach und die vertraute Abfolge rezitierte. Manches wusste sie nur aus den Unterlagen anderer, und sie gestand das ein. Die Ereignisse übten jedoch einen solchen Bann aus, dass es niemandem etwas auszumachen schien – die Invasion durch die 264
Benignität, die beiden zurückhängenden Schiffe der
Benignität… möglicherweise eine neue Taktik, möglicherweise eine technische Störung. Niemand wusste es sicher. Der erfolgreiche Angriff auf diese Schiffe, die Schäden an dem einen Sturmträger, der wirkungsvolle Hinterhalt für den Killerscout, der ausgeschickt worden war, um sich selbst in einen Hinterhalt zu legen. Die langen und gefährlichen Zermürbungsangriffe gegen die Invasoren auf ihrem Weg nach Xavier, der Verlust der Raumstation, die Schäden an xavierischen Städten.
»Also doch nur angesengt«, hörte sie jemanden murmeln. Sie brach ab; die Stille kehrte zurück, dick und angespannt. Im Schein der auf sie gerichteten Lampe hatte sie nicht gesehen, wer gesprochen hatte.
» Nur rangesengt… Denkt hier jemand, eine Sengung wäre ein kleines Problem? Gestatten Sie mir, Ihnen Videoaufnahmen zu zeigen …« Sie schaltete auf eine Darstellung um, die auf einer Seite die frühere Hauptstadt von Xavier zeigte, wie sie einmal ausgesehen hatte – eine kleine Stadt mit breiten Straßen und niedrigen Steingebäuden, Gärten und Parks im Schatten ihrer Bäume. Das waren Bilder aus der Datenbank der Flotte; Xaviers eigene Archive waren sämtlich zerstört worden.
Auf der anderen Bildschirmhälfte sah man ein unebenes
Geröllfeld, die zersplitterten Reste von Bäumen, träge aufsteigende Rauchwolken, die sich unter der eigenen Hitze drehten, ein Schadensinspektionsteam der Flotte in
Schutzkleidung. Die Videokamera vergrößerte die Leichen von Menschen und Tieren. Esmay erkannte ein totes Pferd, auch wenn es sonst niemand hier tat. »Alle Bevölkerungszentren«, berichtete sie, »sind zu solchen Schutthaufen reduziert worden.
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Brände haben die äußeren Siedlungen zerstört, ebenso Millionen Hektar Weideland und Getreidefelder. Eine Sengung soll einen Planeten gerade noch für die Truppen der Benignität bewohnbar lassen, mit der Möglichkeit, innerhalb von drei bis fünf Jahren die landwirtschaftliche Produktion wieder aufzunehmen. Dabei bleibt nicht viel für die Menschen, die dort leben.«
»Aber sind nicht alle getötet worden?«, fragte jemand.
»Nein, dank der Voraussicht von Commander Serrano und
der eigenen Regierung. Der größte Teil der Bevölkerung hat in abgelegenen
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