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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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definitiv noch nie begegnet ist, kniet gemeinsam mit seiner digitalen Spiegelreflex kamera auf der mintgrün bezogenen Matratze und zoomt auf Edmonds Schwanz. Er ist blond, trägt Four-Way Stretch High-Waist Side Zipper Pants über schwarzen Polyestershorts und dreht sich zu Tode erschrocken um, als ich aus Neugier auf sein Gesicht ein wenig überambitioniert herumhüstele.
    Auf seiner kahlen Brust steht verschnörkelt: Man soll weder annehmen noch besitzen, was man nicht wirklich zum Leben braucht.
    Ansonsten hat er absolut nichts an sich, was hier jetzt einen spontan einsetzenden Kotzreiz hätte hervorrufen können, so superattraktiv wie er da grauäugig und schuldbewusst rumhängt mit seinem auf die Stirn tätowierten Lebensmotto: Also meine Drogenphase ist definitiv vorbei ab morgen.
    »Krasse Scheiße, Alter! Welche von seinen beiden Schwestern bist du?«
    »Mifti.«
    Edmond hat sich zwischenzeitlich schwerfällig auf den Bauch gedreht, ich kann die ganze Zeit nur auf sein notdürftig rasiertes Arschloch starren.
    »Wurden wir uns nicht schon mal vorgestellt auf einer dieser konzeptlosen Partys mit den >Ich will ficken<-Buttons, Mifti?«
    »Ahm ...«
    »Macht nichts, ich kann mich auch nicht an dein Gesicht erinnern. Das kotzt mich sowieso total an, wie diese ganzen Scheißleute ununterbrochen behaupten, sie würden sich zwar an Gesichter erinnern können, aber nicht an Namen - ich meine,
    wie uncool ist das denn bitte? Ich persönlich erinnere mich lieber an Namen als an Gesichter. Und ich stehe dazu. Also, heiliges Fräulein.«
    »Was?«
    »Ich wusste übrigens gar nicht, dass Edmond schwul ist.« »Ist er meiner Ansicht nach auch nicht.«
    »Warum sagst du so was? Offenbar kannst du mit Arschficks nicht sonderlich viel anfangen?«
    Und dann bricht plötzlich eine Schlagfertigkeit aus mir heraus, die mich total überrascht: »Nein. Weil ich das gar nicht verstehe, was da passiert. Wenn sie schön sind, gucke ich mir diese ganzen analfixierten Frauen und Männer gerne an und denke: Toll, diese Tiere, wie sie sich da bewegen und eine alles andere in den Hintergrund katapultierende Vorstellung voneinander haben, phantastisch! Ich kann ja durchaus auch Freude haben an etwas, das ich weder beherrsche noch gerne tue. Aber ich bin einfach nicht in der Lage dazu, da tiefer in die Materie einzudringen oder differenzierter zu beurteilen, was ihr da macht und wie gut das ist. Trotzdem, beeindruckend, dieser Gewaltakt.«
    »Ja!«
    »Wie heißt du überhaupt?«
    »Nenn mich einfach: Geschmeido.«
    Edmond röchelt: »Wasser, Wasser!«, und wedelt leidenschaftslos mit den Armen, um sich bemerkbar zu machen. Geschmeido und ich versuchen ihm abgestandene Cola light einzuflößen und brechen wiederholt in hysterische Lachkrämpfe aus. Das rasierte Arschloch stellt sich währenddessen als der am schwierigsten zu verdauende Aspekt an dieser ganzen Situation heraus - wo doch meines Geschwisterkinds einzige, immer wieder großbrüderlich aus dieser ganzen antiautoritären Erziehungsoberfläche herausgebrochene Warnung in dem Satz bestand: »Mifti, wenn du dir dein Arschloch rasierst, rasierst du dir gleichzeitig dein ganzes Leben weg!«
    Mein Leben, sein Zimmer, sein Ferrari-T-Shirt, sein rasiertes Arschloch und unsere supertollen Gene.
    Momentan geht es sowieso nur noch um die Dekonstruktion des Tageslichts oder auch um eine Neudefinition moralischer Werte, und außerdem geht es um entkoffeinierten Zimtcappuccino mit Amaretto und darum, dass wir keine Zigaretten mehr haben und um das unausweichliche Weitersaufen. Es ist Viertel nach acht, und die Sonne schreit mich alles andere als unterschwellig an, dass ich schon längst die Vorhänge hätte zuziehen müssen. Hier spielt sich gerade einer dieser Momente ab, in denen nicht mal mehr Wodka oder diese ganzen, zu meinem Bewusstsein hinzuaddierten Parallelweltebenen irgendeinen überlebenswilligen Kanal in mir freischaufeln können. Alles was passiert, dauert drei Sekunden.
    Wenn ich jetzt von diesem Stapelstuhl in Kernnussbaum-Optik aufstehe, werde ich nach zwei in die Richtung des Badezimmers getaumelten Schritten einfach umfallen.
    DAS WEISS ALICE, DAS WEISS ICH, DAS WEISS GOTT.
    »Und du vermutest also, dass dein Bruder gar nicht schwul ist?«
    »Der ist stockbisexuell. Insofern musst du dich absolut nicht angegriffen fühlen, wenn er innerhalb der nächsten zwanzig Minuten da vorne rausstolpert, tschüs sagt und auf seinem Fahrrad zu dem Thaipuff in der Kopenhagener Straße

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