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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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drehen?«
    »Was?«
    Ich kaufe ihm das doofe Axolotl echt ab und trage es in einer mit Wasser gefüllten, durchsichtigen Plastiktüte lange durch die Gegend.
    Meine Lunge verabschiedet sich, und ich renne weiter, mein Herz überschlägt sich, und ich renne weiter, die Schleimhäute quillen mir aus den Nasenlöchern, nachdem sie sich schmerzhaft von den mechanisch abzugrenzenden Organoberflächen gelöst haben, und ich renne an einem langhaarigen Passanten in Hawaiihemd vorbei, der in ein auf ihn gerichtetes Mikrophon wild drauflosstottert: »Flirten finde ich im Allgemeinen schon mal sehr gut, und äh es kommt ja auch immer auf die äh, wie man flirtet, was man da - also nicht diese komische Anmache, sondern es geht ja auch locker ab, nicht diese Machosachen, sondern man kann schon schön ins Gespräch kommen, und dann kann man auch was abschleppen. Also ich hab Glück, ich geh in Etablissements rein, wo auch gehobene Frauen sind, sach ich mal, und dann unterhält man sich, und das klappt einfach immer, am Abend hab ich die immer im Bett, sach ich mal. Und ich sach: Wunderbar, man darf nur nicht mit diesem komischen Jargon kommen auf diese ganz blöde Tour. Man muss übers Gefühl an die Frau drangehen, und ich sage Ihnen: Ordentliches Outfit, dann klappt es immer. Über das Gefühl dran und dann bekommt man alles. So würde ich das interpretieren.«
    Während die Sonne untergeht, fängt es an zu regnen in dieser wurstfarbenen Frühsommerscheiße, und mit gesenktem Blick stapfe ich durch die Stadt. In vereinzelten Pfützen spiegeln sich kreisbogenförmige Lichtbänder.Vor Ophelias Wohnungstür versuche ich, den Ekel zu unterdrücken, der sich bei der Vorstellung an ihre unregelmäßigen Gesichtszüge in mir ausbreitet. Ich klopfe. Ein überdurchschnittlich großer Typ mit fettigen Haaren öffnet. Er guckt mich an wie eine aggressive Bulldogge und schreit, ohne den Blick von mir abzuwenden:
    »Hast du jetzt eine neue Freundin, Ophelia?«
    Aus einer gefühlten Entfernung von zwei Kilometern kreischt Ophelia zurück: »Halt die Fresse, Mann, ich liebe sie und ich werde auf sie aufpassen, das ist der erste verdammte Mensch in meinem Leben, auf den ich freiwillig aufpassen werde!«
    Sie kommt auf Hausschuhen mit 5-cm-Absatz zur Tür gerannt und starrt mich atemlos an, mit offenem Mund und mit an ihrem rotgefleckten Gesicht festgetrockneter Wimperntusche. Als sie mich in die Wohnung zerrt, gibt sie mir im kompletten Ausmaß dieser ganzen egozentrischen Nervosität, die sie ausmacht, zu verstehen, wie scheiße alles ist und wie scheiße alle sind und dass ich der einzige Mensch bin, dem sie nicht ins Gesicht kotzen möchte.
    Die Bulldogge sagt: »Das heißt dann ja in Konsequenz, dass ich ab jetzt auf euch beide aufpassen muss.«
    »Und wenn schon.«
    »Wer ist der Typ?«
    »Foxi.«
    »Foxi kommt mir vor, als würde sein Hauptlebensinhalt darin bestehen, auf irgendwelche Bodenbelege zu rotzen. Wohnt der gerade hier?« »Foxi ist Dozent für Literaturwissenschaft.«
    In der Küche sitzt ein megaknochiges Mädchen mit schwarzumrandeten Augen. »Wohnst du gerade hier?« »Ja, weil - keine Ahnung.«
    Ich hole mir Whisky aus dem Kühlschrank und setze mich auf Ophelias Schoß, weil der vierte Küchenstuhl irgendwie weg ist. Es riecht nach Haschisch, Forellenfilet und Schweiß. Gestern Nacht wurde Ophelia telefonisch mitgeteilt, dass ihr Vater an Darmkrebs gestorben ist. Sie zeigt mir auf ihrer digitalen Spiegelreflexkamera ein paar Fotos, die sie von sich gemacht hat. Aus diesem kleinen Bildschirm springt mich ein maßloses Zerschmettertsein an und eine allem überlegene Kraft, die jeden Menschen, der durch diese Fotos mit ihr konfrontiert wird, in eine Kraftlosigkeit stürzt, auf die keine andere Überlegenheit mehr Zugriff hat. Obwohl wir abwechselnd Durchfall, Schwindelanfälle und Todesangst haben, hängen wir da jetzt zu viert mit einer Haltung rum, in der Eleganz steckt. Bulldogge Foxi fragt, ob es mir gut gehe, ich sähe so aufgebracht aus und als würde ich mich gleichzeitig dehydriert und überflüssig fühlen.
    »Du hast doch Drogen genommen!«, sagt er.
    Ich antworte natürlich nicht.
    »Wie alt bist du?«
    Ophelia: »Jetzt hör doch auf damit, Mifti kann sehr viel besser auf sich aufpassen als wir alle zusammen.« Und ich so: »Sechzehn.«
    »Sechzehn? Die ist sechzehn? Und du willst mir erzählen, die könnte in irgendeiner Form gut auf sich aufpassen?«
    »Willst du dich jetzt ernsthaft mit irgendjemandem über

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