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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fährt. Dort erklärt er dann einer zierlichen Schwarzhaarigen mit so einer Art olivfarbenen Traumbeinen, wie geil es ihn macht, dass ihre Haut überall gleich aussieht, sogar in den Achselhöhlen, und zwei Sekunden später findet die sich dann grottenschlecht durch ihre Netzstrumpfhose hindurch gefickt unter ihm wieder. So halt, irgendwie. Findest du den etwa gut?«
    »Der sieht aus wie David Hasselhoff, verdammte Scheiße! Ich ziehe mir irgendeinen Motorradhelm auf und schlag ihm sein Gesicht kaputt, wenn er jetzt mit doofen Thaifotzen schlafen will. Bist du auch stockbisexuell?«
    »Ich habe zwar keine Freudensprünge gemacht, als ich das rausgefunden habe, aber ja, ich bin auch stockbisexuell.« »Tolle Wurst.«
    Danach dann minutenlang fleischige Stille. Ich packe das einfach irgendwie nicht, jetzt an diesem mir seit geraumer Zeit entgegengestreckten Joint zu ziehen. Meine Hand greift ständig ins Leere.
    Irgendwann Geschmeido plötzlich so: »Fuck, was ist das für ein Geräusch?«
    »Hä?«
    »Da hat irgendwas so ganz komisch rumgedingst jetzt gerade.« »Das war mein Großzehengrundgelenk.«
    »Nein, das war - meine Fresse, keine Ahnung, was war das? Aus welcher Richtung kam das überhaupt?« »Scheiße, Mann!«
    Jemand macht sich siegesgewiss an unserer Wohnungstür zu schaffen.
    »Ich muss mich dringend in irgendeinem schusssicheren Vorratsschrank verbarrikadieren!«, sage ich, ziemlich entschlossen, und Geschmeido erwidert einfach nur: »Krasse Scheiße, Mifti, du bist aufgestanden und dann einfach umgefallen! Ich habe nur mal kurz aus diversen Gründen die Augen zugemacht und dann mach ich die wieder auf, und plötzlich stehst du nicht mehr aufrecht, sondern liegst da so rum, und jetzt liegst du da immer noch. Wahnsinn, so was habe ich echt noch nie erlebt! Du bist einfach umgefallen, ey!«
    Alles dreht sich, die Porzellanscherben neben mir drehen sich, vor ein paar Monaten ist hier mal eine Kaffeemaschine explodiert, und die daher rührenden Flecken an der Decke drehen sich nicht nur, die entwickeln sich auf einmal zu miteinander kämpfenden Tierkindern auf Fahrrädern mit Fünfzylinder-Umlaufmotor. Annika dreht sich auch, als sie mit gebeugtem Oberkörper in die Küche schlurft. Sie braucht zehn Minuten, um ihre Jacke auszuziehen, und erklärt uns währenddessen dreimal hintereinander in verschiedenen Tonlagen, dass sie theoretisch schon seit fünf Minuten in der Agentur sein müsste.
    »Wir unterhalten uns gerade über Bisexualität!«, moderiere ich schwerstelegant zu ihr hinüber.
    »Ahm, ich bin hetero!«, sagt sie mit geschlossenen Augen, und Geschmeido würgt eine halb verdaute Portion Blaubeerjoghurt in unsere gepunktete Teekanne, Montagmorgen, perfekt, in spätestens einer Stunde wird unsere Haushälterin vor der Tür stehen und voller Inbrunst in die Gegend posaunen, dass sie uns gerne einen Kuchen gebacken hätte, wäre ihr Mann gestern Nacht nicht an einem Schlaganfall gestorben.
    Ich traue mich nicht, an morgen zu denken, ich traue mich eigentlich überhaupt nicht, zu denken.
    Ich höre zu laut Musik, ich tanze zu viel, ich übertreibe in allem, um mir selbst nicht mehr auffallen zu müssen. Ich warte. Darauf, dass ich einschlafe, dass ich wahnsinnig werde, dass ich wieder aufstehe und in die Küche gehe, um mich dort auf dem Fensterbrett in eine kolumbianische Schwarznabenkröte zu verwandeln. O. k., und auf jede an mich gerichtete Frage antworte ich: »Alles ist super, ich versuche mir nur gerade anhand all der auf meinen eigenen Tod ausgerichteten Gedanken und Phantasien und Impulse und Handlungen zu erschließen, wie lange es noch dauert, bis ich endlich verblutet bin.«
    Dann klingele ich irgendwann bei Simon in Neukölln, weil er einfach immer stoned ist und eine zweitausend Euro teure Siamkatze besitzt und ungefähr vierzig Aquarien mit kleinen lurchartigen Scheißtieren, die zum Verkauf stehen. Ich gucke mir einen nachtaktiven mexikanischen Schwanzlurch an, der pink ist oder zumindest sehr, sehr rosa. Er hat komische kleine Tentakel, blaue Knopfaugen und das freundlichste Lächeln, das ich je gesehen habe. Wahnsinn.
    »Das ist ein Babyaxolotl«, sagt Simon.
    »Ein Axolotl?«
    »Ein Babyaxolotl. Es hat das freundlichste Lächeln des ganzen Planeten, nimm es mit. Sieht aus wie eine Comicfigur, hat keine großen Ansprüche an irgendetwas und bleibt sein gesamtes Leben lang im Lurchstadium, das heißt, es wird einfach nicht erwachsen. Krass, oder?«
    »Kann es sich im Kreis

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