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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihren Weg nach draußen erkämpft. Raus aus dieser unerträglich zwanglosen, halbprivaten Partyscheiße.
    Als ich an mir runtergucke, stelle ich fest, dass ich seit schätzungsweise vier Tagen ohne Unterbrechung einen Wollpulli mit Eichhörnchen-Applikationen trage. Und seit mehr als sechs Stunden, das mache ich mir dann währenddessen auch noch kurz bewusst, umkrallt meine rechte Hand diese mit Süßwasser und dem Axolotl gefüllte Plastiktüte.
    »Ist doch ein super Hochzeitsgeschenk«, sagt irgendjemand, und ich antworte: »Ich bin kein Verbrecher, ich sehe nur im Moment schlecht aus.«
    Das Axolotl lächelt nicht mehr. Die Wohnung ist überfüllt mit an ihren Getränken nippenden Menschen, Asymmetrie, Hysterie und Satin, also alles, was gute Partykleider ausmacht, und teilweise haben die Gäste sich irgendeinen Glitzerscheiß ins Gesicht geschmiert. Die Umgebung ist mir etwas zu holzvertäfelt. Ich bleibe im Türrahmen des zu einem stark frequentierten Chill-out umfunktionierten Badezimmers stehen und beobachte Hersilie, die vor wenigen Wochen in der Lobby des Maritim Grand Hotels auf einem herumstehenden Flügel Killing me softlyfür mich gespielt hat, nach zwei Bacardi für zwölf Euro pro Stück. Sie sitzt momentan auf einem Badewannenrand und disqualifiziert sich vor zwei gelangweilt dreinblickenden Männern, indem sie wild gestikulierend ein mit ihrer Vorliebe für Strickmode einhergegangenes Fickdesaster nacherzählt. Ich höre gleichermaßen entsetzt und belustigt zu, als mich plötzlich ihr zu Tode verzweifelter Freund Georg aus dem Türrahmen reißt. Warum trägt dieser Scheißkerl einen Pelzmantel und zwei Sonnenbrillen übereinander?
    Er sagt: »Scheiße, kannst du bitte irgendwas unternehmen?«
    »Ich fühle mich heute mal für absolut nichts verantwortlich, Georg, ich bin hier nur als diskutierende Füllmasse hingekommen, gemeinsam mit meinem Axolotl.«
    »Mifti, die beiden Typen da sollen mein nächstes Projekt mit diesen in Prospekthüllen eingeschweißten Alltagsgegenständen finanzieren, und außerdem sind sie voll die humorfreie Zone.
    Wenn sich da morgen in deren Büro in Erinnerung gerufen wird, dass Hersilie zu mir gehört, halten die mich für vollkommen indiskutabel.« »Hersilie ist deine Freundin, Sweetheart!«
    »Was soll ich denn deiner Meinung nach bitte schön machen jetzt?« »Überhaupt nichts. Sei doch mal froh, dass sie im Gegensatz zu der humorfreien Zone da drüben immer ihr eigenes Partyzelt dabeihat.« »Aber kann sie dieses Partyzelt nicht wenigstens heute mal abstreifen?« »Ich glaube ehrlich gesagt, ihr Partyzelt ist festgewachsen.« »Ach du Scheiße.«
    »Was ist dir lieber, Georg? Kollektive Verkrampfung im Arsch oder ...«
    Ein angestrengter Typ in Polyestershorts drängt sich zwischen uns und will mitdiskutieren, ich habe ihn, soweit ich weiß, noch nie zuvor gesehen. »Kollektive Verkrampfung im Arsch? Wie kommt denn so was zustande?«
    Georg mustert den Typen und sagt: »Äh, Mifti, kennt ihr beide euch schon? Das ist, äh ...«
    »Ja, ich glaube, wir kennen uns, du bist ... Scheiße, warte, ich weiß genau, dass wir uns kennen, ahm ...«
    »Ich bin Geschmeido, wir wurden uns mal auf dieser Party vorgestellt, wo man nur mit diesen Buttons reinkam, auf denen >Ich will ficken< stand. Gestern habe ich mit deinem Bruder geschlafen.«
    »Mmh.«
    Und Georg sagt, kurz bevor er feststellt, dass er damit die Situation verkackt hat und blitzschnell verschwinden muss: »Ach Kleini, mach dir nichts draus, ich kann mich auch nicht an den Typen erinnern.«
    Ich gucke Geschmeido an. Er sieht inzwischen wirklich scheiße aus.
    »Ich war sogar anwesend, als du mit meinem Bruder geschlafen hast.«
    »Krass, stimmt ja, entschuldige.« Er umarmt mich und röchelt irgendeinen zusammenhangslosen Scheiß. Ich bin kurz davor, ihm kommentarlos den Rücken
    zuzukehren, bis er zu dem Gestammel plötzlich noch klar und deutlich hinzufügt: »Also wenn man so wie du durch zwei Pullover durchschwitzt, dann ist schon ganz schön was im Busch.« »Hä?«
    »Irgendwie scheint dein Körper ziemlich harten Dreck abzusondern gerade. Vorhin hast du halt einfach mal hardcoremäßig durchgeschwitzt, sowohl durch deinen als auch durch meinen Pullover!«
    »O Mann.«
    »Ja.«
    »Bis später.«
    Die überdimensionale Neutralität der Situation interessiert mich nicht, der lieblos an der Zimmerdecke festgeklebte Disko kugelwolfskopf interessiert mich nicht, und dieser sich aus allen Himmelsrichtungen auf die

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