HelHeg-AxoRoa
ist mir vollkommen unmöglich, mich dir mitzuteilen, denn ich habe Angst. Fast so etwas wie Todesangst davor, diese Worte zu sagen, überhaupt irgendwelche Worte zu sagen. Du musst diese Angst nicht anzweifeln, sie hat viele Anlässe.
Wäre sie unnötig, wären wir inzwischen längst unterwegs.Wie kann ich dir einerseits erzählen, dass ich dich brauche, und währenddessen genauso, das heißt total, an eine andere Realität glauben, die uns zerfleischt? Ich würde gerne so aussehen wie du, damit du jedes Mal, wenn du mich anstarrst und trotzdem nichts zu mir sagst, jedes pulsierende Eiterekzem, jedes Stückchen faulenden Fleisches, jeden Abgrund in der Haut, jedes Geschwür, jedes bösartige Krebskarzinom erblickst: Mögest du dich nur zu dem Zweck in mich verliebt haben, auf dass du in jeder Minute mit jedem Merkmal, das du verabscheust, konfrontiert wirst: mit dir selbst. M.
Ich denke einfach nur noch: deswegen. Deswegen gelte ich an gemeingültigen Standards gemessen nicht als gesellschaftsfähig, und deswegen habe ich nicht das Ziel im Visier, irgendwann gänzlich geeignet für irgendeinen normalen Arbeitsmarkt zu sein - weil es halt nicht darum geht, ob man etwas erlebt oder verpasst, es geht ja ausschließlich um das Ausmaß der Intensität, oder? Madonna? So ein Moment ist unplanbar. Hängst du gerade in der Nachbarwohnung rum, zusammen mit einer Wachsfigur des Papstes und vierzig eingeflogenen Hundebabys?
»Sorry, aber fuck! Die Liars sind die fucking befickt arschgeilste fucking Band dieses gesamten bekackten Planeten! Aaaah! Ich flipp so aus und muss jetzt 'nen riesigen Scheißfelsen bumsen!« »Ich bin halt voll so ein >Der-hat-seiner-eigenen- Freundin-erst-von-den-dreihundert-männlichen-Sexualpartnern-im-Tansania-erzählt-als-sein-Aidstest-positiv-war-und-er-sich-heimlich-nach-Südamerika-absetzen-musste<-Typ. Ich hab halt ein paar schlechte Angewohnheiten.« »Ich weiß nicht, wer ihr seid und warum du ihn angeschossen hast, aber wenn ihr hierbleiben wollt, müsst ihr aufhören, euch gegenseitig anzuschießen.« »Man kann jemandem auch ein Eisbärbaby als Hund verkaufen.« »Heute bin ich Uschi Obermaier, das Tittengroupie von Snoopy.«
I REMEMBER EVERYTHING, was geht denn hier bitte ab, was ist das, krass.
»Ey Mifti, Alessa hat ja mal Medizin studiert und unter anderem da ja dann auch Psychiatrie gemacht, ist naheliegend, und ich weiß gar nicht, ob ich dir das sagen soll, aber weißt du, was für eine Prognose du hattest?« »Hä?« »Willst du es ihr sagen, Alessa?« »Wie jetzt, was jetzt Prognose?« »Naja, in deiner Situation und Verfassung da, keine Ahnung.« »Und?« »Nur noch palliativ, verstehste. Du warst so was Ähnliches wie ein unheilbar Kranker der Psychiatrie.« »Jetzt, wie, ach. Deshalb waren die so gleichgültig? Ihr meint, die haben mich einfach aufgegeben? Die dachten gar nicht, ich sei dumm oder so, die dachten einfach ... FUCK!« »Statistisch gesehen war deine Chance gegen Zero. Ist sie mit großer Wahrscheinlichkeit immer noch. Meine auch. Ich nehme deine Hand, und ich weiß, warum mir Alessa das erzählt hat und warum ich dir das jetzt erzähle, verfickte Scheiße, WE GOT THE GODDAM POTENTIAL TO RULE EVERYTHING! Geständnis, Sweetheart: Ich bin nicht achtundzwanzig, ich bin sechsunddreißig. Ich komme, wie du dir denken kannst, nicht meinem Alter entsprechend klar. Ich habe euch das nie gesagt, weil ich wahnsinnige Angst hatte, dass das irgendwie alles relativiert oder verändert. Dass ihr mich anders seht. Oder dass meine Fotos nicht mehr das sind, was sie sein sollen, sobald es in meiner komischen unaufhaltsam alternden Scheißposition nicht mehr gerechtfertigt ist, keine Ahnung davon zu haben, wie das alles geht, mit der Liebe und dem Leben. Neuerdings frage ich mich wirklich: Wie konnte das passieren? Warum bin ich noch immer zu nichts anderem in der Lage als zu der permanenten Koketterie mit meiner Bewusstlosigkeit, zu dieser ständigen Kapitalismuskritik, die immer mit Moral operiert und sich selbst für moralisch integer hält, sozusagen Kapitalismuskritik als Selbsterhaltungstrieb? Ich benutze Ressentiments, beispielsweise gegen Banker, um mich gegen die eigene Überflüssigkeit zu wehren. Warum gibt es von heute auf morgen eine Spanne von zehn Jahren in meinem Leben, in deren Rahmen sich, abgesehen von meinem Kontostand, nichts Nennenswertes verändert hat, diese Frage stellt mir die eigene, drogendurchsetzte Körperbeschaffenheit mittlerweile dreimal täglich,
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