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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gesichter.
    »Was, joggen, hä?« »Gehst du noch joggen auf dieser Tartanbahn am Mauerpark?« »Nein, nur noch Yoga.« »Ich bin mir ja nicht ganz sicher, ob ich das Girl da vorne interessant oder traurig finden soll.« »Aber beim Yoga wird man halt immer so scheiße mit dem Rücken an die Wand gebunden und muss sich dann in der, scheiße, wie heißt die denn, Hundestellung? Joey, heißt das Hundestellung, kennst du dich damit aus?« »Das ist die megaminderjährige Schwester von dieser Marketingtante und dem coolen Wörterdschungelbruder.« »Armes junges altkluges Mädchen.« »Hund, genau.«
    »Aber interessant zu sehen, was passiert, wenn man so einem todlangweiligen Teenagerdrama mal eine Bühne gibt.«
    »In diesem Hund muss man sich dann jedenfalls beim Yoga immer über komische übereinandergestapelte Klötze bücken, und danach tut mir grundsätzlich der Rücken voll weh.«
    »Finde ja diese wertschätzende Haltung ihr gegenüber immer so krass. Warum wird so was sechzehnjähriges, ständig ins Hardcorearrogante Abrutschendes, Kommunikationsfloskeln Bedienendes zu so einer Party eingeladen? Geht die noch zur Schule?«
    »Was für Klötze?«
    »Die ist drogenabhängig, wie soll die noch zur Schule gehen.«
    »Würde der sogar zutrauen im Deutschunterricht zu fragen, ob sie kurz mal in den Chemieraum kann, Heroin über irgend einem Bunsenbrenner fertigmachen.« »Klötze?« »Bin auch voll genervt von der. Tut irgendwie so, als hätte sie die Pubertät übersprungen und kämpft jetzt damit, sie nicht aufholen zu müssen. Kann auch gar nicht richtig zuhören, diese Floskelgeredescheiße und das ständige >Ja, ja< in allen an sie gerichteten Fragen - wie schwer ist das denn bitte zu ertragen.« »Was für Klötze meint der denn?« »Hab 'ne Bekannte in ähnlichem Alter mit ähnlicher Rede, superanstrengend, erfahrungsgemäß wird dazu geneigt diese Scheißsorte Mensch maßlos überzubewerten.« »Naja, Klötze. Klötze halt. So viele verschiedene Sorten Klötze gibt es ja auch nicht.« »Stimmt übrigens irgendwie, Altklugheit spielt da auch eine ganz, ganz große Rolle.«
    Ich bin ein böser Mensch. Ich bin ein kranker Mensch. Aber hauptsächlich bin ich der einzige Mensch hier weit und breit, der ernsthaft von sich behaupten kann, durch und durch skrupellos zu sein, trotz seiner jahrelang innegehaltenen Antigrößenwahnposition und dem ununterbrochen in die Welt geschrienen: »Im Endeffekt verläuft alles nach den fundamentalen Gesetzen des gesteigerten Bewusstseins und der Trägheit, die sich aus diesen Gesetzen ergibt, folglich ist alles relativ >und nichts kann geändert werden und wenn wir schon leben müssen, dann bitte schön in einem netten französischen Schlösschen, tschüs<-Lebensgrundsatzgedöns.« Worauf ist diese Skrupellosigkeit zurückzuführen? Auf meine Abgeklärtheit? Die Bügeleisennarbe auf meinem Rücken? Darauf, dass mir beigebracht wurde, auf die Frage: »Du wirst wohl lieber in den Arm genommen, als dass du jemanden in den Arm nimmst« zu antworten: »Ja, schon von Geburt an«? Auf meine kaputtgeschlagenen Kniegelenke? Auf meine Temperaturunempfindlichkeit, die auf meiner Haut ausgedrückten Zigaretten, auf irgendeinen genetischen Defekt, durchgebrannte Synapsen und diese ganze Wut darauf, dass ich jeden Morgen in einem generalisierten Angstzustand aufwachen muss?
    Mir bereitet es keine Schwierigkeiten, dabei zuzusehen, wie einer Sechsjährigen bei vollem Bewusstsein gleichzeitig mit kochendem Schwefel die Netzhaut ausgebrannt und irgendein Schwanz in den Arsch gerammt wird, und danach verblutet sie halt mit weit geöffneten Augen auf einem Parkplatz. Ich habe aufgehört, mich mit dem Gedanken an eine grüne Wiese in diese gesellschaftlichen, friedlichen und politisch korrekten Normen zurückzuintegrieren, sobald so eine Gewaltphantasie aus den Tiefen meines Unterbewusstseins hervortritt. »Lasst mich hier raus«, waren die ersten Worte, die ich lernte.Von mir werden Orakelsprüche erwartet, ich soll den Teufel performen, das Vakuum, Erwachsenenwörter aneinanderreihen, ohne sie zu verstehen. Es ist megahart, ein Individuum zu sein.
    Die natürlichen Bedürfnisse eines Kindes zu befriedigen. So was hat mir nie das Geringste gegeben. Ich habe Sandkuchen grundsätzlich nur dann gebaut, wenn die Möglichkeit in der Luft lag, wenigstens einen mit Kühltasche und Eistee ausgestatteten Erwachsenen auf der gegenüberliegenden Spielplatzbank davon zu begeistern. Genau dieser Impuls ist

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