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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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laut. »Eins zu null für das Mädchen.« Ich wendete und fuhr zur 28 th Street zurück. Unterwegs bemerkte ich, dass der Foothills Highway, der eine Abkürzung dargestellt hätte, noch nicht gebaut war. Ich fuhr in südlicher Richtung durch die Stadt, um über den Highway 36 nach Denver zu gelangen.
    Auch hier endete der Highway vor einer Bodenspalte, die bis zu den Flatirons weit im Westen zu reichen schien.
    »Na prima«, sagte ich zum glühenden Himmel. »So langsam dämmert es mir. Ich glaube nicht, dass ich bleiben will, aber trotzdem vielen Dank für die Einladung.«
    Mein Jeep ist alt und hässlich, aber er ist nützlich. Vor ein paar Jahren habe ich vorn eine elektrische Winde mit zweihundert Fuß Drahtseil eingebaut. Ich warf das Ding an, löste die Bremse der Trommel, wickelte das Ende des Seils etwa dreißig Fuß vom Rand des Spalts entfernt um einen stabilen Pfeiler, schaltete die Winde ein und stellte den Jeep richtig hin, um rückwärts den fünfzig Grad steilen Abhang hinunterzufahren. Ich wusste nicht, ob ich auf der anderen Seite wieder hochfahren konnte, aber ich dachte mir, dass mir schon etwas einfallen würde, wenn ich erst da unten war. Im schlimmsten Fall konnte ich immer noch einen Bulldozer oder so etwas suchen und eine Rampe anlegen, um mich aus dem Loch zu befreien. Alles war besser, als Kelly Dahls Spiel nach Kelly Dahls Regeln zu spielen.
    Ich hatte gerade die Hinterräder über die Kante gebracht und wurde nur noch durch das Seil daran gehindert, abzustürzen, als der erste Schuss knallte. Die Kugel zerstörte meine Windschutzscheibe, und der rechte Scheibenwischer flog, in der Mitte zerbrochen, in zwei Teilen durch die Luft. Ich erstarrte vor Schreck. Lassen Sie sich von niemandem einreden, die alten Kampfreflexe hielten sich ewig.
    Der zweite Schuss zerstörte den rechten Scheinwerfer des Jeeps und trat durch den Kotflügel wieder aus. Ich weiß nicht, wo die dritte Kugel einschlug, denn schließlich setzten sich doch noch die alten Reflexe durch, und ich sprang aus dem Jeep und ging an der steilen Böschung in Deckung, das Gesicht in den Dreck gepresst und mit den Fingern nach einem Halt tastend. Sie feuerte sieben Schüsse ab. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass es Kelly Dahl war. Jede Kugel zerstörte irgendetwas – der Rückspiegel brach ab, zwei Reifen wurden durchlöchert, und sogar die beiden Flaschen Johnnie Walker wurden vernichtet, die ich, in mein Hemd gewickelt, vermeintlich sicher unter dem Sitz verstaut hatte. Allerdings war ich geneigt, Letzteres eher für einen Zufallstreffer zu halten.
    Ich wartete fast eine Stunde, ehe ich aus der Spalte kroch und zu den fernen Gebäuden blickte, um eine Spur der Verrückten mit dem Gewehr zu entdecken. Dann zog ich den Jeep mit seinen beiden platten Reifen wieder nach oben und fluchte über die zerstörten Flaschen. Für den rechten Vorderreifen konnte ich den Ersatzreifen nehmen, und dann konnte ich auf einem Platten in die Stadt rumpeln. Ich glaubte mich zu erinnern, dass es auf der Pearl einen Reifenhandel gab, wusste aber nicht, ob er bereits existierte.
    Unterwegs bemerkte ich jedoch auf einem Parkplatz an der Ecke 28 th Street und Arapaho einen anderen Jeep. Ich hielt daneben an, nahm einen der neuen, dicken Reifen herunter und stellte fest, dass auch mein Ersatzreifen in schlechtem Zustand war. Nachdem vorne die neuen Reifen aufgezogen waren, fand ich den Eindruck der Hinterräder erbärmlich, und am Ende hatte ich alle vier Reifen gewechselt. Vermutlich hätte ich auch einfach den neuen Jeep kurzschließen und mit ihm fahren können, ohne in der grellen Julisonne so lange fluchen und schwitzen zu müssen, aber ich verzichtete darauf. Manchmal bin ich eben sentimental.
    Am frühen Nachmittag fuhr ich zum alten Gart-Brothers-Sportartikelladen und nahm mir eine Remington mit zwanzigfach vergrößerndem Zielfernrohr, einen 38er Revolver, eines jener Kabar-Messer, die sich in Vietnam so gut bewährt hatten, und genügend Munition für beide Waffen, um einen kleinen Krieg zu führen. Dann fuhr ich zu dem alten Armyladen an der Pearl und der 14 th Street und rüstete mich weiter aus: Stiefel, Socken, eine Jagdweste in Tarnfarben, Trockenrationen, einen neuen Coleman-Gaskocher, ein Ersatzfernglas, bessere Regensachen als jene, die ich im Rucksack hatte, massenhaft Nylonschnur, einen neuen Schlafsack, zwei Kompasse, eine schicke Jagdmütze, mit der ich wahrscheinlich wie ein echtes Arschloch aussah, und noch mehr Munition für

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