Helix
Außerdem achten wir die menschlichen Werte und die Ziele des menschlichen Wachstums, die er dank seiner Kunst in dieser einzigartigen, außergewöhnlichen Vorführung beschreiben konnte.«
Der Zweigmeister nickte und schien zufrieden.
Saigyō flüsterte Dem Lia etwas ins Ohr. »Sie senden Bild und Ton auf einem sehr schmalen Band. Das Signal wird von den Ousters draußen aufgefangen und in den Waldring übertragen.«
Dem Lia betrachtete die drei vor ihr sitzenden Gäste, schließlich wanderte ihr Blick zu Far Rider, dem vollständig an den Weltraum angepassten Ouster. Die menschlichen Augen waren hinter den an eine Schutzbrille erinnernden Nickhäuten, mit denen er beinahe wie ein Insekt aussah, kaum zu erkennen. Saigyō hatte Dem Lias Blick bemerkt und flüsterte weiter in ihr Ohr. »Ja. Er ist derjenige, der sendet.«
Dem Lia hob die Hand und legte die Fingerspitzen an die Lippen, um zu verbergen, dass sie lautlos antwortete. »Könnt ihr die Sendungen verfolgen?«
»Ja, natürlich«, sagte Saigyō. »Sehr primitiv. Sie senden nur das Bild und den Ton dieses Treffens, es gibt keine Subkanäle für Daten und keine Rückmeldung von den Ousters hier in der Nähe oder im Waldring.«
Dem Lia nickte leicht. Da die Helix ebenfalls das Treffen mitschnitt, wozu auch Infrarotaufnahmen, Magnetabtastung der Gehirnströme und ein Dutzend andere verborgene, aber recht aufdringliche Beobachtungsverfahren zählten, konnte sie den Ousters kaum vorwerfen, dass auch sie das Treffen aufzeichneten. Plötzlich errötete sie. Infrarot. Körperscans mit hochenergetischen Strahlen. Magnetresonanzabtastung der Gehirnströme. Der völlig an den Weltraum angepasste Ouster konnte alle diese Sondierungen sehen – denn der Mann, falls man ihn überhaupt noch so nennen konnte, lebte in einer Umgebung, in der er den Sonnenwind sehen, die magnetischen Kraftlinien spüren und den Ionenstrahlen und der kosmischen Strahlung folgen konnte, die im Vakuum um ihn und durch ihn strömte. Unauffällig gab Dem Lia einen Befehl. »Schalte alle Sensoren im Solarium außer den Holokameras ab.«
Saigyōs Schweigen gab ihr zu verstehen, dass der Befehl ausgeführt wurde.
Dem Lia bemerkte, dass Far Rider plötzlich blinzelte, als habe jemand ein grelles Licht abgeschaltet, das ihn geblendet hatte. Der Ouster sah Dem Lia an und nickte leicht. Der eigenartige Mundschlitz, von der Welt abgeschirmt durch das Kraftfeld und das durchsichtige ektodermale Hautplasma, zuckte und verzog sich zu einem Ausdruck, den die Spectrumfrau geneigt war für ein Lächeln zu halten.
Die junge Tempelritterin Reta Kasteen ergriff schließlich als Erste wieder das Wort. »… sind wir also durch das gegangen, was später das Weltennetz werden sollte, und verließen den Raum der Menschen etwa um die Zeit, als die Hegemonie aufkam. Kurz nachdem die erste Hegira endete, sind wir im Centauri-System aufgebrochen. In regelmäßigen Abständen fiel unser Saatschiff in den realen Raum zurück – auf dem Weg nach draußen gesellten sich die Tempelritter von God’s Grove zu uns –, und so bekamen wir Fatline-Nachrichten und ab und zu auch Informationen aus erster Hand über die Entwicklung der Weltennetz-Gesellschaft. Wir flogen immer weiter nach draußen.«
»Warum so weit?«, wollte Patek Georg wissen.
Der Zweigmeister antwortete ihm. »Das ist recht einfach. Das Schiff hatte eine Fehlfunktion. Es hielt uns Jahrhunderte im Kälteschlaf, während das Programm Welten ignorierte, die für einen orbitalen Weltenbaum infrage gekommen wären. Als das Schiff schließlich seinen Irrtum bemerkte – zwölfhundert von uns waren bereits in den Fugenkapseln gestorben, die für einen so langen Betrieb überhaupt nicht vorgesehen waren –, geriet es in Panik und verließ in jedem System den Hawkingraum und stieß auf zahlreiche Sterne, die keinen Tempelritter-Baumring aufnehmen konnten und die für Ousters tödlich gewesen wären. Aus den Logbüchern des Schiffs wissen wir, dass es uns beinahe in einem Doppelsternsystem abgesetzt hätte, das aus einem roten Riesen und einem sich nähernden schwarzen Loch bestand, von dem der Stern verschlungen wurde.«
»Das System hat sicher einen beeindruckenden Anblick geboten«, meinte Den Soa mit einem kleinen Lächeln.
Auch der Zweigmeister lächelte. »Ja, in den wenigen Wochen oder Monaten, die wir dort hätten überleben können, hätten wir diesen Anblick sicher genießen können. Aber das Schiff nahm sein letztes bisschen Vernunft zusammen, machte
Weitere Kostenlose Bücher