Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
der Menschen oder Aeneaner oder wohin auch immer frei’casten, große Qualen. Sein Universum würde sich unwiderruflich verändern. »Aber wir drei haben auch nicht das Recht, dies im Namen aller anderen zurückzuweisen.«
    »Wir zögern allerdings auch, darum zu bitten …«, sagte die Wahre Stimme des Baumes Reta Kasteen.
    Ces Ambre schüttelte den Kopf und winkte Dr. Samel. Der Arzt gab der Tempelritterin eine kleine Menge Blut in einem erschütterungsfesten Reagenzglas. »Wir haben es schon vor einer Weile abgenommen«, sagte der Arzt.
    »Sie müssen selbst entscheiden«, sagte Ces Ambre. »So ist es immer, es ist immer der gleiche Fluch.«
    Der Zweigmeister Keel Redt starrte das Reagenzglas lange an, dann nahm er es mit immer noch zitternden Händen und verstaute es vorsichtig in einer sicheren Tasche seines Energieschutzanzuges. »Es wird interessant sein zu beobachten, was nun geschieht«, sagte der Ouster.
    Dem Lia lächelte. »Es ist ein Fluch von der Alten Erde. Ein chinesischer Fluch: Mögest du in interessanten Zeiten leben.«
    Saigyō ließ eine Luftschleuse entstehen, und die Ouster-Diplomaten zogen sich zurück und segelten mit den hunderttausend anderen Lichtwesen zum Waldring zurück. Sie kreuzten gegen den Sonnenwind und folgten den magnetischen Kraftlinien wie Boote aus Licht, die von geschwinden Strömungen getragen wurden.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, verkündete Ces Ambre lächelnd, »würde ich gern in meine Tiefschlafkapsel zurückkehren und mich hinlegen. Es waren anstrengende Tage.«
     
    Die ursprünglich aufgeweckten neun Reisenden wollten warten, bis die Helix erfolgreich in den Hawkingraum gewechselt war, ehe auch sie sich wieder in den Tiefschlaf begaben. Als sie noch im G8-System waren und beschleunigten, um sich aus der Ekliptik zu lösen und sich von dem Waldring zu entfernen, der jetzt die kleine weiße Sonne verdeckte, deutete Oam Rai auf das Bugfenster. »Seht euch das an.«
    Die Ousters waren ausgeschwärmt, um sich zu verabschieden. Mehrere Milliarden Flügel aus reiner Energie fingen das Sonnenlicht ein.
    Als der Hawkingantrieb einen Tag lang in Betrieb war, ergaben die Besprechungen mit den KIs, dass das Schiff in einwandfreiem Zustand war, dass die Spinarme und die Tiefschlafkapseln funktionierten wie vorgesehen, dass sie auf dem richtigen Kurs waren und dass alles in bester Ordnung war. Nacheinander kehrten sie in ihre Kapseln zurück – zuerst Den Soa und ihre Gefährten, dann die anderen. Schließlich war nur noch Dem Lia wach. Sie saß auf ihrer Liege in ihrer Kapsel, die in wenigen Augenblicken geschlossen werden sollte.
    »Saigyō«, sagte sie, und ihre Stimme machte deutlich, dass sie ein letztes Anliegen hatte.
    Der kleine, dicke, buddhistische Mönch tauchte auf.
    »Wusstest du, dass Ces Ambre eine Aeneanerin ist, Saigyō?«
    »Nein, Dem Lia.«
    »Wie konntest du das übersehen? Das Schiff hat vollständige genetische und medizinische Profile jedes Menschen an Bord. Du musst es gewusst haben.«
    »Nein, Dem Lia, ich versichere Ihnen, dass die medizinischen Profile der Bürgerin Ces Ambre in der normalen Bandbreite der Spectrum Helix gelegen haben. Es gab keine Anzeichen für eine posthumane aeneanische DNS. Ebenso wenig gab es Hinweise in ihrem psychischen Profil.«
    Dem Lia sah die holographische Gestalt einen Augenblick an. Dann sagte sie: »Also gefälschte biographische Daten? Ces Ambre oder ihre Mutter hätten dies bewerkstelligen können.«
    »Ja, Dem Lia.«
    Auf einen Ellenbogen gestützt, sagte Dem Lia: »Gibt es deines Wissens, oder soweit die anderen KIs es sagen können, noch weitere Aeneaner an Bord der Helix, Saigyō?«
    »Unseres Wissens nicht«, erwiderte der dicke Mönch mit ernstem Gesicht.
    Dem Lia lächelte. »Aenea hat gelehrt, dass die Evolution eine Richtung und eine Bestimmung habe«, sagte sie leise und mehr zu sich selbst als zu der aufmerksam lauschenden KI. »Sie hat einen Tag erwähnt, an dem das ganze Universum grün von Leben sein sollte. Vielfalt, lehrte sie, sei eine der besten Strategien der Evolution.«
    Saigyō nickte schweigend.
    Dem Lia legte sich aufs Kissen. »Wir dachten, die Aeneaner seien großzügig gewesen, als sie uns halfen, unsere Kultur zu bewahren – dieses Schiff, die ferne Kolonie. Ich möchte wetten, die Aeneaner haben tausend kleinen Kulturen geholfen, den menschlichen Raum zu verlassen und ins Unbekannte aufzubrechen. Sie wollten die Vielfalt – die Clusters, all die anderen. Sie wollen, dass möglichst

Weitere Kostenlose Bücher