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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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viele von uns die Gabe ihrer Göttlichkeit weitergeben.«
    Sie betrachtete die KI, doch das Gesicht des buddhistischen Mönchs zeigte nur das übliche kleine Lächeln. »Gute Nacht, Saigyō. Hüte das Schiff, während wir schlafen.« Sie zog den Deckel der Kapsel über sich, und die Einheit versetzte sie in den tiefen Kälteschlaf.
    »Ja, Dem Lia«, sagte der Mönch zu der Frau, die ihn schon nicht mehr hörte.
     
    Die Helix flog weiter in einem großen Bogen durch den Hawkingraum. Die Spinarme und die Kapseln bildeten wieder die komplizierte Doppelhelix in der Flut von falschen Farben und vierdimensionalen Impulsen, denen der normale Sternenhimmel gewichen war.
    Im Innern des Schiffs hatten die KIs die künstliche Schwerkraft, die Atmosphäre und das Licht abgeschaltet. Dunkel flog das Schiff weiter.
    Dann, eines Tages, etwa drei Monate, nachdem sie das Doppelsternsystem verlassen hatten, summten die Ventilatoren, das Licht flammte flackernd auf, und das Schwerkraftfeld wurde wieder aktiviert. Doch die 684.300 Kolonisten schliefen weiter.
    Drei Gestalten tauchten plötzlich im Hauptgang zwischen der Kommandobrücke und den Zugangstoren zum ersten Ring der Ausleger mit den Kapseln auf. Die mittlere Gestalt war mehr als drei Meter groß, sie trug Stacheln und eine Rüstung und war ringsum in messerscharfen Chromdraht gehüllt. Die Facettenaugen glühten rot. Sie blieb reglos stehen, wo sie aufgetaucht war.
    Die Gestalt zur Linken war ein Mann in mittleren Jahren mit lockigem grauem Haar, dunklen Augen und einem anziehenden Gesicht. Er war stark gebräunt und trug ein weiches blaues Baumwollhemd, grüne Shorts und Sandalen. Er nickte der Frau zu und ging langsam in Richtung Kommandobrücke.
    Die Frau war älter, trotz der aeneanischen Medizin sah man ihr die Jahre an, und sie trug ein einfaches Kleid aus rein blauem Stoff. Sie ging zum Zugangstor, fuhr mit dem Aufzug zum dritten Spinarm und folgte dem Gang bis in die Lebenserhaltungskapsel, in der die Schwerkraft auf ein G eingestellt war. An einer der Kapseln blieb sie stehen und streifte das Eis und das Kondenswasser von der durchsichtigen Deckplatte des Sarkophags ab, der über elektrische Nabelschnüre mit den Kontrollinstrumenten verbunden war.
    »Ces Ambre«, murmelte Dem Loa. Ihre Finger ruhten auf dem kalten Plastik, nur wenige Zentimeter über der faltigen Wange ihrer Stieftochter aus der Triadenehe. »Schlafe gut, mein Liebling, schlafe gut.«
    Auf der Kommandobrücke stand der große Mann bei den virtuellen KIs.
    »Willkommen, Petyr, Sohn der Aenea und des Endymion«, sagte Saigyō mit einer leichten Verbeugung.
    »Danke, Saigyō. Wie geht es euch allen?«
    In Begriffen, die weder einer Sprache noch der Mathematik entnommen waren, berichteten sie. Petyr nickte, runzelte leicht die Stirn und berührte Basho an der Schulter. »Zu viele Konflikte sind in dir, Basho. Willst du sie aufgehoben wissen?«
    »Ja, bitte, Petyr«, sagte der große Mann mit dem spitzen Hut und den schmutzigen Holzpantinen.
    Der Mensch umarmte die KI und drückte sie freundlich an sich. Beide schlossen einen Moment die Augen.
    Als Petyr ihn wieder freigab, lächelte der sonst so finstere Basho hocherfreut. »Danke, Petyr.«
    Der Mensch setzte sich auf die Tischkante. »Lasst uns sehen, wohin wir fliegen.«
    Ein Holowürfel von vier mal vier Metern Größe erschien vor ihnen. Die Sterne waren in seinem Innern dargestellt, und die lange Reise der Helix aus dem Raum der Menschen und Aeneaner heraus war mit einer roten Linie dargestellt. Die projizierte weitere Flugbahn wurde mit blauen Strichen markiert – blaue Striche, die bis zum Zentrum der Galaxis reichten.
    Petyr stand auf, langte in den Holowürfel und berührte einen kleinen Stern direkt rechts neben der projizierten Flugbahn der Helix. Sofort wurde der betreffende Abschnitt vergrößert.
    »Dies könnte ein interessantes System sein, das man überprüfen sollte«, sagte der Mann mit freundlichem Lächeln. »Ein schöner G2-Stern. Der vierte Planet liegt bei etwa sieben Komma sechs auf der alten Solmev-Skala. Eigentlich läge er höher, aber er hat einige böse Viren und ein paar sehr, sehr wilde Tiere hervorgebracht.«
    »Sechshundertfünfundachtzig Lichtjahre«, bemerkte Saigyō. »Plus dreiundvierzig Lichtjahre für die Kurskorrektur, die bald erfolgen müsste.«
    Petyr nickte.
    Lady Murasaki bewegte den Fächer vor dem geschminkten Gesicht und lächelte aufreizend. »Und wenn wir ankommen, Petyr-san, werden die hässlichen

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