Helix
Viren irgendwie verschwunden sein?«
Der große Mann zuckte mit den Achseln. »Die meisten, meine Dame. Die meisten.« Er grinste. »Aber die bösen Tiere werden noch da sein.« Er schüttelte den KIs nacheinander die Hand. »Eine sichere Reise, meine Freunde. Und behütet unsere Schutzbefohlenen.«
Petyr lief zu dem drei Meter großen Albtraum aus Chrom und Klingen zurück, der im Hauptgang geblieben war. Dem Loas weiches Kleid schleifte leise über den Teppichboden, als sie sich zu ihm gesellte.
»Alles erledigt?«, fragte Petyr.
Dem Loa nickte.
Der Sohn der Aenea und des Raul Endymion hob den Arm zu dem Ungeheuer, das zwischen ihnen stand, und legte die flache Hand neben einen fünfzehn Zentimeter großen gekrümmten Dorn. Geräuschlos verschwanden die drei.
Die Helix schaltete die künstliche Schwerkraft ab, speicherte die Luft und schaltete die Innenbeleuchtung aus. Stumm flog sie weiter und nahm eine geringfügige Kursänderung vor.
DER NEUNTE AV
Im Herbst 1999 nahm ich als Gast am Festivaletteratura in Mantua teil. Als mich der italienische Science-Fiction-Autor Valerio Evangelisti im Hof eines Gebäudes aus dem 14. Jahrhundert im Beisein mehrerer hundert Zuschauer interviewte, tauchten zwei Aliens auf. Es waren echte Außerirdische mit riesigen Köpfen, Raumhelmen, silbern glänzenden Raumanzügen und nur zwei übergroßen Fingern an jeder Hand. Sie kamen hinter der Tribüne hervor, auf der Evangelisti und ich saßen, und marschierten – eigentlich schlurften sie eher – in unsere Richtung. Das Publikum lachte. Valerio und ich drehten uns um. Die Aliens hatten leise piepsende Geräte dabei, die an Tricorder erinnerten, und sie liefen im Gleichschritt mit den Geräuschen. Da die für das Interview und die Diskussion vorgesehene Stunde ohnehin so gut wie vorbei war, sprangen Evangelisti und ich von der Tribüne herunter, um die außerirdischen Besucher willkommen zu heißen. Ihr Gruß bestand darin, uns mit der Hüfte zu schubsen und sich an uns zu reiben, die zwei Finger zu heben und mit unseren Händen abzuklatschen.
Ein großer Spaß. Doch auch die Unterhaltung, die der italienische Autor und ich vor der Ankunft der Aliens geführt hatten, war recht interessant gewesen. Evangelisti hatte über die Frustration vieler Autoren in Italien und Frankreich und überhaupt in Europa gesprochen, die zusehen müssen, wie ihre Bestsellerlisten von amerikanischen und britischen Autoren beherrscht werden, deren Bücher aus dem Englischen übersetzt werden (oft sogar von genau den europäischen Autoren, die ihre örtlichen Konkurrenten sind), während dieselben europäischen Autoren niemals – nie – für die amerikanischen Leser ins Englische übersetzt werden. In der New Yorker Verlagsszene gibt es praktisch keinen Spielraum dafür, begabte, europäische und asiatische Schriftsteller dem amerikanischen Publikum vorzustellen, und da die meisten Amerikaner nur ihre eigene Sprache beherrschen, wird uns die Existenz dieser Schriftsteller wohl ewig verborgen bleiben. Es ist ein echtes Problem, und ich bewundere die Zurückhaltung und Nachsicht der europäischen Kollegen, die zu mir und anderen amerikanischen Autoren, die zu Besuch kommen, sehr freundlich sind, wenn sie bei Ereignissen wie dem Salon du Livre in Paris, dem Festival in Mantua und der dänischen Buchmesse als Dolmetscher und Interviewpartner aushelfen müssen.
Als mein guter Freund facques Chambon, der viele französische Ausgaben meiner Arbeiten redaktionell betreut hat, Verbindung mit mir aufnahm und mir sagte, man wolle eine Anthologie mit Storys amerikanischer und europäischer SF-Autoren herausbringen, die gleichzeitig in Europa und den Vereinigten Staaten veröffentlicht werden sollte, hielt ich das für eine gute Idee und sagte sofort zu, einen Beitrag für den Band zu schreiben. Robert Silverberg war der amerikanische Herausgeber des Projekts. Abgesehen von den üblichen Verdächtigen aus den USA – Orson Scott Card, Gregory Benford, Nancy Kress, Joe Haldeman und Silverberg selbst – würden in der Anthologie, die den Titel »Destination 3001« tragen sollte, auch Beiträge vieler anderer Autoren erscheinen, die ich bewundere, darunter Philippe Curval, Sylvie Denis, Jean-Claude Dunyach, Franco Riciardello, Serge Lehmann, Andreas Eschbach und Valerio Evangelisti, der mit mir die schon erwähnte unheimliche Begegnung der dritten Art überlebt hat. Wie sich herausstellte, erschien »Destination 3001« im Winter 2000 bei Flammarion,
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