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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Ledergeschirre stemmten, während sie mit ihrer bloßen Körperkraft unmöglich schwere Schlitten über die antarktische Hochebene schleppten.
    Savi träumte von Wilsons Skizzenbuch und von Sastrugi in scharfem Wind. Sie warf sich hin und her und drehte sich in der eisblauen Höhle, sie träumte vom Lager unter der zerfetzten norwegischen Flagge, sie träumte von den vom Wind halb verwehten Spuren ihrer Skier, die nach Süden führten, die paar letzten Meilen bis zum Pol. Sie träumte von Oates und Evans und Bowers und von Scott, ein kleiner Mann, halb von Schneewehen verschluckt und im Gleißen der Sonne auf dem Eis kaum noch zu sehen.
    Sie nahm an, dass sie diese Dinge aus der Sicht von Edward Wilson träumte. Wenigstens konnte sie Wilsons Gesicht und seine Gestalt nie sehen, aber die Seiten seines Tagebuchs und seiner Skizzenbücher suchten sie häufig heim.
    Savi wachte auf und blieb ganz still liegen. Sie spürte, wie ihr Herz klopfte, und lauschte der Stille. Außer dem Knistern des in der Strömung nach Norden treibenden Eisfloßes war nichts zu hören.
    Eine Woche zuvor war sie von zu Hause abgeflogen, davor hatte sie mehrere Wochen lang über aus dem Orbit aufgenommenen Infrarotfotos gebrütet und sich schließlich diesen Eisberg ausgesucht, dessen Größe, Festigkeit und Laufweg ihr zusagten. Er hatte sich bereits aus der matschigen, ewig kreisenden Eisbarriere am Rand des Ross-Meeres gelöst. Der Eisberg war etwa hundert Meter lang, ungefähr dreißig Meter ragten aus dem dunklen Meer. Er war stabil, der größte Teil seiner Masse lag tief unter dem Wasser. In dem Teil, der aus dem Wasser ragte, gab es einige ebene Flächen, sodass sie im Dunklen problemlos ihren Thermoanzug landen konnte. Anschließend hatte sie die Maschinen und Vorräte verstaut, die sie im P-Ring hatte herstellen lassen oder die sie auf der alten Schutthalde namens McMurdo gefunden hatte.
    Was sie für das Schwierigste gehalten hatte – mit dem großen Brenner ihre Höhlen, die Treppen und die Tunnel zu graben –, war in Wahrheit das Einfachste gewesen. Und es hatte am meisten Spaß gemacht. Zwanzig Meter tief in den Eisberg hinein, zuerst ein wenig abschüssig und dann wieder nach oben, um eine Kaltluftfalle einzubauen, dann die Treppen, Geländer und Griffe mit dem Handbrenner herausfräsen. Sie war auf eine natürliche, gewundene Spalte im Eisberg gestoßen, der sie noch einmal fünfzig Meter weit bis zu einer Stelle folgen konnte, wo sie sich zu einem schmalen Riss verengte.
    Savi leuchtete die Höhlen mit Glühkugeln und Halogenstäben mit eigener Energieversorgung aus. So tief im Eisberg gab es kein natürliches Licht mehr. Die schwere Arbeit begann, als sie ihre Vorräte und die Möbel in ihre Wohnhöhle schleppen musste, die ein Stück unter dem Meeresgrund lag und ins Herz des Eisbergs gebrannt war. Mit den kleinen Heizbrennern konnte sie die Luft und den Raum rings um sich aufwärmen, ohne ihr Heim zu schmelzen. Sie schlief auf Schaumstoff und Thermodecken und Pelzen und spielte mit ihren alten Maschinen und Dokumenten herum.
    Wie auch sonst immer, wenn Savi sich für eine Weile aus der Welt zurückzog, hatte sie alle Com- und Faxverbindungen gekappt, die sie nur kappen konnte. Jetzt aber, da nur noch wenige Tage bis zum letzten Fax blieben, hatte sie besonders viel Stoff zum Nachdenken. Sie beschäftigte sich mit Festplatten und Pergamenten.
    Machte die Enge ihr zu schaffen, ging sie nach oben in die kalte Nacht hinaus, besuchte ihren mit Raureif überzogenen Sonie, stellte die Heizung höher und klinkte sich ins Farnet-Geplapper ein, ohne sich daran zu beteiligen. Wenn sie zu unruhig wurde, brannte sie einfach einen neuen Tunnel in den Eisberg und erweiterte ihr blau schimmerndes Eislabyrinth.
    Die Träume beunruhigten sie. Sie hatten schon vor ihrer Auszeit begonnen. Angesichts ihres Berufes und ihrer Vorlieben waren die Träume durchaus erklärlich. Doch die Eindringlichkeit, mit der sie kamen, bereitete ihr Sorgen. Sie kannte das Ende dieser Expedition und schien sich diesem Ende mit jeder Nacht, die verging, ein Stück weiter anzunähern. Es blieb nicht mehr viel Zeit.
     
    Petra und Pinchas hatten beschlossen, direkt in Savis Foyer zu faxen – jeder Altmensch, der ein Heim oder eine Wohnung sein Eigen nannte, besaß ein Faxfoyer –, doch gleich nach ihrer Ankunft stellten sie fest, dass die Sicherungseinrichtungen des Faxsystems Pinchas Abendanzug und Petras Partykleid gegen eine molekulare Thermoschicht

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