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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Zwielicht um diese Zeit im Sommer noch lange nach Sonnenuntergang halten würde. Sie mussten sich über den Abstieg keine Sorgen machen und konnten sich Zeit lassen, die Orangen zu genießen und das Licht zu beobachten, das sich zu einem goldenen Schein verdunkelte.
    »Weißt du, warum ich hierher wollte?«, fragte Pinchas.
    Petra nickte. »Das Zentrum des Universums. Schwarzer Elch hat gesprochen. Savi hat dich hierher mitgenommen. Mich auch.«
    Pinchas blickte zu den Ringen hinauf, die im Süden und Osten majestätisch über dem dunkelblauen Himmel von South Dakota dahinzogen. »Ja«, sagte er. »Natürlich. Black Elk sagte: Wohin du auch gehst, um eine echte Vision zu finden, es kann das Zentrum des Universums sein.«
    Petra leckte ihre klebrigen Finger ab und schob die Orangenschalen in die Außentasche ihres Rucksacks. Ihre braunen Augen waren tief, als sie Pinchas anschaute. »Hast du denn eine Vision gefunden?«
    »Ja«, sagte er und küsste sie.
     
    Drei Tage vor dem letzten Fax trafen sich mehrere hundert Altmenschen auf dem Barrier Reef, um am Strand zum Abschied einen Grillabend zu veranstalten. Nach dem Essen wanderten sie in die Dünen, zu den Landzungen und auf entlegene Halbinseln, um Bier zu trinken und den Mond aufgehen zu sehen. Pinchas und Petra waren in Gesellschaft von etwa zehn alten Freunden.
    »Gibt es irgendetwas zu bereuen?«, fragte ein nachdenklicher Mann namens Abe.
    »Für uns persönlich oder für die Spezies, die demnächst aussterben wird?«, antwortete eine dunkelhaarige Schönheit namens Barbara. Ihre Frage hatte amüsiert und spöttisch geklungen.
    »Lasst uns mit der Spezies beginnen«, antwortete Abe ernst.
    Das Schweigen, das darauf folgte, wurde nur vom Wind und den Wellen durchbrochen, die weiß schäumend am Strand rauschten. Dann drang von einer anderen Gruppe, die ein paar hundert Meter weiter unten am Strand feierte, Lachen herüber. Dort unten tauchten und tobten sie in der Brandung, während Senatoren schützend über dem Wasser schwebten und nach Haien Ausschau hielten. Schließlich sagte ein Mann mit bronzefarbener Haut namens Kile: »Ich finde es schade, dass wir nicht in den Weltraum vorgestoßen sind. Ihr wisst schon, dass wir kein außerirdisches Leben gefunden haben oder so.«
    »Vielleicht haben die Nachmenschen etwas gefunden und haben es uns nur noch nicht gesagt«, meinte Pinchas.
    Kile schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Es interessiert sie nicht. Ich habe mich in den Archiven umgesehen, aber nichts gefunden. Und jetzt werden wir es nie mehr erfahren.«
    Eine Frau namens Sarah hob ihr Bier und lenkte die Unterhaltung wieder in seichteres Fahrwasser. »Vielleicht sind die Voynixe ja in Wirklichkeit Aliens«, sagte sie. »Außerirdische.«
    »Nein, nein, nein«, widersprach ein kleiner, bärtiger Mann namens Caleb. »Sie sind temporale Inkongruenzen und chronosynthetische Artefakte.«
    Alle lachten, und die Spannung löste sich ein wenig. »Wenn die Nachmenschen uns die Wahrheit sagen«, fuhr sie fort, »und uns in zehntausend Jahren aus dem Fax zurückrufen, was, meint ihr, wird sich dann verändert haben?«
    »So ziemlich alles«, antwortete ein berühmter Sportler namens William. »Sie wollen alle Experimente aus dem dementen Jahr beseitigen und die ursprünglichen Pflanzen und Tiere wieder einführen. Ich glaube, sie wollen sogar das Klima wieder so umstellen, wie es vorher war … nun ja, damals. Bevor alles schiefgegangen ist.«
    »Fort mit den Cykadenwäldern, mit den primitiven Koniferen wie den araucarius, mit den Sodaseen, den Podocarp-Bäumen, den Baumfarnen, den Schildkröten …«, begann Caleb.
    »Nein«, unterbrach Abe ihn. »Die Schildkröten waren schon vor dem Rubikon da.«
    »… ganz zu schweigen vom Tenontosaurus, den Mikrovenataren, dem Tyrannosaurus Rex, dem Haplocanthosaurus …«, fuhr Caleb fort.
    »Ein Glück aber auch!«, sagte Pol, ein Mann mit gerötetem Gesicht. »Die verdammten Dinosaurier konnte ich noch nie leiden. Zweimal hätten sie mich fast aufgefressen. Auf ihren schnellen Untergang.« Er hob sein Bier, und die anderen folgten seinem Beispiel.
    »Gibt es noch andere Dinge, die wir bedauern müssen?«, fragte Abe.
    »Die Spezies oder persönlich?«, fragte Sarah.
    »Jetzt persönlich«, sagte Abe.
    Wieder setzte Schweigen ein. Schließlich stand Petra auf. »Wenn wir jetzt damit anfangen, brauchen wir noch eine Menge Bier. Ich bin gleich wieder da.«
     
    Am Tag vor dem letzten Fax faxten Pinchas und Petra zur

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