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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Nordepirus. Sie machten sich stets ohne Ladung auf die Rückfahrt.«
    »Leer?«
    »Ja. Irgend etwas kommt mir daran aber komisch vor.«
    »Sotiris, spann mich nicht auf die Folter! Was stößt dir auf? Rück schon raus damit!«
    »Die Zoll- und Einreiseabfertigung von Albanien in Richtung Griechenland wurde immer von ein- und demselben Zollbeamten durchgeführt, wie seine Unterschriften beweisen. Einem gewissen Lefteris Chourdakis. Kommt es Ihnen nicht auch seltsam vor, daß alle Kühlwagen von Transpilar ausnahmslos auf denselben Zöllner treffen?«
    Das kommt mir nicht nur seltsam vor. Daß hier etwas faul ist, riecht man hundert Kilometer gegen den Wind. »Setz dich mit dem Zollamt an der Grenze in Verbindung. Ich möchte mit diesem Chourdakis sprechen.«
    »Er arbeitet nicht mehr dort. Er ist in Frührente gegangen.«
    »Überlaß die Überprüfung der Flughafenbehörde Thanassis und mach Chourdakis ausfindig. Wir müssen ihn auf jeden Fall aufspüren.«
    Es handelt sich mit großer Sicherheit um ein abgekartetes Spiel. Jemand benachrichtigte die Fahrer in Albanien, und sie teilten es sich so ein, daß sie die Grenze genau dann überschritten, wenn Chourdakis Dienst hatte. Ich gehe jede Wette ein, daß auch die Fahrer immer dieselben waren. Ich könnte mir ihre Namen von der Transpilar heraussuchen lassen, doch so würde Pylarinos von unserem Verdacht Wind bekommen. Ich ziehe es daher vor abzuwarten, bis ich Chourdakis zum Verhör vorladen kann.
    Das Läuten des Telefons reißt mich aus meinen Gedanken. »Kommen Sie rauf«, sagt Gikas in seiner kurz angebundenen Art zu mir.
    Der Fahrstuhl folgt wieder einmal seinem eigenen Gutdünken. Er pendelt zwischen der dritten und vierten Etage hin und her, um meinen Nerven den Gnadenstoß zu versetzen. Ich pfeife schließlich auf die kurze Vergnügungsfahrt und nehme die Treppe.
    Keine Koula weit und breit im menschenleeren Empfangsraum. Ich betrete Gikas’ Büro ohne Voranmeldung. Da er mich persönlich zu sich bestellt hat, sind weitere Höflichkeitszeremonien überflüssig.
    Gikas sitzt hinter seinem Schreibtisch, ihm gegenüber Petratos mit einem anderen, äußerst akkurat gekleideten Herrn um die Vierzig. An dem einen Ende des Schreibtisches thront Koula mit einem Notizblock auf ihren Knien. Bereit, die Sitzung zu protokollieren.
    »Nehmen Sie einen Stuhl und setzen Sie sich«, sagt Gikas zu mir. Ich ziehe einen Stuhl aus der Besucherecke und trage ihn an das entgegengesetzte Ende des Schreibtisches, schräg gegenüber von Koula und direkt vis-à-vis von Petratos.
    »Das ist Herr Sotiriou, Herrn Petratos’ Rechtsanwalt.« Gikas deutet auf den Unbekannten. »Herr Petratos hat sich bereitgefunden, auf unsere Fragen einzugehen.«
    Petratos wirft mir einen galligen Blick zu.
    »Bevor wir weitermachen«, wirft der Rechtsanwalt ein, »würde ich gerne erfahren, was das graphologische Gutachten der Handschrift meines Klienten ergeben hat.«
    Gikas wendet sich um, und sein Blick richtet sich auf mich. Wieder einmal hat er für sich selbst die Rolle des netten und umgänglichen Polizisten reserviert und mir die des bösen Bullen zugeschanzt. Doch damit überläßt er mir auch die Initiative. Dann beiße ich eben in den sauren Apfel. Wenn schon, denn schon.
    »Das Ergebnis war negativ«, sage ich so gelassen wie möglich und handle mir umgehend Petratos’ triumphales Grinsen ein. Was schlimmer ist als eine Ohrfeige. »Doch das hat an sich nicht viel zu sagen.«
    »Das hat sehr wohl eine Menge zu sagen, sonst hätten Sie nicht auf der Schriftprobe bestanden«, fällt mir der Rechtsanwalt ins Wort.
    »Diese Diskussion ist für uns alle nicht hilfreich«, wendet Gikas ein. »Lassen Sie uns zum entscheidenden Punkt kommen.«
    Ich wende mich Petratos zu: »Zur Tatzeit des Mordes an Martha Kostarakou wurde Ihr in der Sekou-Straße abgestellter Wagen gesehen, nur zwei Querstraßen von der Ieronos-Straße entfernt, in der die Kostarakou wohnte. Können Sie mir sagen, was Sie dort genau zur Tatzeit zu erledigen hatten?«
    »Sind Sie sicher, daß es sich um meinen Wagen handelte?«
    »Es war ein Renegade mit dem Kennzeichen CHRA -4318. Das ist doch Ihr Wagen, oder?« Ich lüge, daß sich die Balken biegen. Der Zeuge hat sich das Nummernschild nicht gemerkt, doch ich setze alles daran, damit sich Petratos in meinem Fangnetz verheddert.
    Petratos blickt seinen Rechtsbeistand kleinlaut an, den jedoch überhaupt keine Unruhe zu erfassen scheint. Ganz im Gegenteil, er ermuntert seinen

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