Hellas Channel
Klienten mit einem vertrauenerweckenden Lächeln.
»Sagen Sie die Wahrheit, Nestor. Sie haben nichts zu befürchten.«
»Ich weiß nicht, um welche Uhrzeit Martha Kostarakou ermordet wurde, doch ich war tatsächlich zwischen halb sechs und halb acht Uhr abends in ihrer Wohngegend. Ich habe eine Bekannte besucht.«
»Wer ist diese Bekannte? Vor- und Zuname? Anschrift?« Endlich kann ich ihn in die Enge treiben.
»Wozu wollen Sie das alles wissen?«
»Kommen Sie schon, Herr Petratos«, wirft Gikas mit einem honigsüßen Lächeln ein. »Sie wissen doch, daß wir verpflichtet sind, Ihre Aussage zu überprüfen. Ich bezweifle Ihre Angaben keineswegs, aber so lautet nun mal die Vorschrift.«
Petratos’ Verlegenheit wird immer größer. Er zaudert und denkt nach. »Ich bedaure, aber ich kann Ihnen den Namen der jungen Dame nicht angeben.«
»Und warum nicht?«
»Ich habe gute Gründe, die mich zwingen, ihre Identität nicht preiszugeben«, entgegnet er.
»Und wir unsererseits haben keinerlei Grund, Ihre Bekannte zu kompromittieren. Nur, wenn es absolut erforderlich ist, werden wir auf sie zurückkommen.«
»Herr Petratos ist nicht verpflichtet, Ihnen Rede und Antwort zu stehen.« Wieder meldet sich der Rechtsanwalt zu Wort.
»Ist mir klar, doch wenn er antwortet, kommt er damit uns entgegen und verbessert gleichzeitig seine eigene Position. Andernfalls zwingt er uns, der Sache nachzugehen.«
»Gehen Sie ihr ruhig auf den Grund«, entgegnet der Rechtsanwalt dreist. »Auch die Schriftprobe haben Sie angefordert und nichts herausgefunden. Und jetzt werden Sie wieder auf nichts stoßen, denn es gibt keinen Mord ohne Motiv. Und mein Klient hat nicht das allergeringste Motiv, weder für den Mord an der Karajorgi noch für den an der Kostarakou.«
»Herr Petratos hatte ein Verhältnis mit der Karajorgi. Er griff ihr bei ihrem Aufstieg unter die Arme, und sie ließ ihn dafür im Regen stehen. Wir wissen ebenfalls, daß die Karajorgi auf Herrn Petratos’ Stelle scharf war. Er hatte somit jeden erdenklichen Grund, sie zu hassen.«
Plötzlich bricht Petratos in helles Gelächter aus. »Möglich, daß die Karajorgi auf meinen Posten scharf war, doch sie hatte nicht die geringste Chance, ihn mir abzujagen. Nicht die geringste, Herr Kommissar. Das garantiere ich Ihnen.« Er sagt es derart überzeugt, daß ich unwillentlich ins Schwanken komme.
Sotiriou erhebt sich. »Ich denke, daß wir unsere Unterhaltung hiermit als beendet betrachten können«, sagt er zu mir. »Wenn Sie dermaßen felsenfest der Meinung sind, daß Herr Petratos der Mörder ist, dann müssen Sie ihn wohl oder übel hierbehalten. Ich warne Sie jedoch: Ich kann Sie wegen ungerechtfertigten Freiheitsentzugs bei der Staatsanwaltschaft anzeigen. Und gleichzeitig werden Sie die ganze Journalistenmeute auf dem Hals haben.«
Ich unternehme noch einen weiteren Vorstoß, obwohl ich mir sicher bin, daß er wirkungslos verpuffen wird. »Ein Stück des Drahtes, mit dem die Kostarakou erdrosselt wurde, wurde unter Herrn Petratos’ Wagen gefunden.«
»Wenn Sie damit sagen wollen, daß der Mord mit diesem bestimmten Drahtstück begangen wurde, dann werde ich Ihnen beweisen, daß er auch mit dem Draht aus meinem Geräteschuppen begangen worden sein könnte.« Er wendet sich Petratos zu. »Kommen Sie, Nestor. Wir haben keine weitere Aussage mehr zu machen«, meint er zu ihm, und zu Gikas: »Meine Verehrung, Herr Kriminaldirektor.« Ich bilde für ihn eine vernachlässigbare Größe. Er betrachtet es als überflüssig, sich von mir zu verabschieden.
»Und was hat uns nun die ganze Sache gebracht?« fragt mich Gikas, als wir allein zurückbleiben.
Ich strenge mich an, Petratos’ Besuch doch noch als Gewinn zu verbuchen. »Zunächst einmal wußten wir vorerst nicht, ob der Renegade tatsächlich Petratos’ Wagen war, denn unser Zeuge hatte nicht auf das Nummernschild geachtet. Nun sind wir sicher, daß es sein Wagen war. Außerdem sind wir auf die Geschichte mit Petratos’ Bekannter gestoßen. Entweder hat er uns ein Ammenmärchen als Ausflucht aufgetischt, oder er deckt irgendeine bekannte Persönlichkeit. Ich tippe eher auf letzteres.«
»Und was unternehmen wir jetzt?«
»Wir versuchen die junge Frau ausfindig zu machen, um Petratos keine Schlupflöcher offenzulassen.«
An seinem Blick merke ich, daß ich ihn nicht überzeugt habe. Ich wechsle umgehend das Thema und berichte ihm von Sovatzis, den Organtransplantationen und den Kühlwagen der Transpilar . Nach
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