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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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nebeneinander sitzen. Der eine mit dem streng zurückgekämmten Haar, der andere mit den Stirnfransen, doch beide mit demselben säuerlichen Lächeln. »Zwei Unternehmen also, das eine unter dem Deckmantel des anderen«, sage ich zu Sissis. »Das erste legal und das zweite illegal, das sich die ganze organisatorische Ausstattung des ersten inklusive die dadurch garantierte Sicherheit zunutze macht. Denn wer würde daran denken, jemals Pylarinos’ Unternehmensgruppe bezüglich schmutziger Geschäfte unter die Lupe zu nehmen?«
    »Diese Journalistin hat das wohl begriffen«, ruft mir Sissis in Erinnerung.
    »Die Karajorgi …«
    »Die Karajorgi hatte nicht Pylarinos auf dem Kieker, sondern Sovatzis.«
    Auf einmal fällt mir ein, woher ich Sovatzis’ Visage kenne. Von Karajorgis Zeitungsausschnitten, immer stand er hinter Pylarinos. Alle Bruchstücke fügen sich zu einem Ganzen zusammen: die Fotografien, auf denen Sovatzis ständig aufscheint, die Skizzen, die Namenlisten, alles. Von Anfang an paßte mir Pylarinos nicht in die Geschichte. Ich hielt es für unwahrscheinlich, daß ein Unternehmer dieses Kalibers sich auf fragwürdige Geschäfte einlassen würde. Wo Pylarinos aber nicht hinpaßt, paßt Sovatzis wie die Faust aufs Auge. Ich fühle, wie mir ein Stein vom Herzen fällt, denn Pylarinos kann nun vernachlässigt werden, und die Dinge vereinfachen sich mit einem Schlag.
    »Kennst du vielleicht Sovatzis’ Vornamen?«
    »Dimos.«
    Das ist der einzige Punkt, an dem das Kreuzworträtsel nicht aufgeht: die Briefe des unbekannten ›N‹. Da Sovatzis mit Vornamen Dimos heißt, kann er nicht der Urheber sein. Aber wer sagt mir denn, daß die Briefe sich auf genau diese Nachforschungen der Karajorgi beziehen und nicht etwa auf andere?
    »Eine gewisse Eleni Dourou? Sagt dir der Name etwas?«
    »Dourou …? Nein.« Er öffnet die Wagentür. »Nun denn, der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen«, meint er voll Genugtuung.
    »Ich fahr dich nach Hause.«
    »Mach dir nicht die Mühe, jetzt noch einen so weiten Weg zu fahren. Ich nehme ein Taxi.«
    »Wozu ein Taxi bezahlen? Komm schon, ich fahr dich schnell.«
    »Weißt du, wie oft ich diese Strecke schon zu Fuß gelaufen bin, weil ich völlig blank war?« sagt er zu mir. »Jetzt habe ich wenigstens Geld für ein Taxi.«
    Während er sich anschickt auszusteigen, strecke ich meine Hand aus und halte ihn am Arm zurück. »He, Lambros, warum hilfst du mir eigentlich?« frage ich ihn unvermittelt.
    Welche Antwort erwarte ich? Daß er es aus Freundschaft tut? Aus Zuneigung? Oder aus Dankbarkeit?
    »Wenn dir nichts anderes mehr übrigbleibt, woran du glauben kannst, glaubst du sogar an die Polizei«, entgegnet er mit einem bitteren Grinsen. »Ihr seid der Bodensatz. Ich bin ganz unten angelangt, und so haben wir uns getroffen. Das ist alles.«
    Er öffnet die Tür, um auszusteigen, doch plötzlich bereut er es. »Ich tue es auch, weil du in Ordnung bist«, sagt er.
    »Und warum bin ich in Ordnung?« Ich denke dabei an die Bouboulinas-Straße.
    »Ich habe im Radio von Kolakoglou gehört. Du bist schon in Ordnung.«
    Durch die Windschutzscheibe beobachte ich, wie er sich rasch entfernt. Ein Stückchen weiter hält er ein Taxi an und steigt ein.
    Ich schüttle meinen Kopf. So sind sie, die Altlinken. Sie denken, daß wir Polizisten wilde Monster sind, die die braven Leute umlegen und nachher befriedigt einen saufen gehen. Und wenn sie dann einem begegnen, der von der Norm abweicht, wundern sie sich groß und klatschen in die Hände, als hätten sie ihn als Parteimitglied angeworben.
    Das Taxi fährt an. In seinem Windschatten trete auch ich aufs Gaspedal.

33
    N irgendwo taucht eine Eleni Dourou auf«, sagt Sotiris am nächsten Morgen zu mir. »Die in ihrem Personalausweis aufscheinende Adresse lautet Skopelou-Straße 14, im Stadtteil Kypseli. Doch sie ist vor etlichen Jahren, nach dem Tod ihres Mannes, umgezogen. Niemand weiß, wohin. Der Telefonanschluß lief auf den Namen ihres Mannes. Sie meldete ihn jedoch vor zwei Jahren ab. Unter ihrem eigenen Namen hat sie keinen neuen Anschluß beantragt. Ich bin mit meinem Latein am Ende.«
    »Such auf jeden Fall weiter. Wir müssen sie unbedingt ausfindig machen.«
    »Von der Zollbehörde habe ich aber etwas Neues über die Kühlwagen von Transpilar erfahren.«
    »Und zwar?«
    »Sie transportieren Handelswaren für Unternehmen im Besitz von Griechen oder von Mitgliedern der griechischsprachigen Minderheit im albanischen

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