Hellas Channel
der kalten Dusche in der Angelegenheit Petratos atmet er nun etwas auf, da ich nicht länger zur unmittelbaren Jagd auf Pylarinos blase und mit dem Feuer spiele.
Den Zöllner habe ich mir bis zum Schluß aufgehoben. »Den möchte ich unbedingt finden, und zwar so schnell wie möglich. Sehen Sie, das Unangenehme an dem Fall ist, daß wir das genaue Tatmotiv nicht kennen und dadurch gezwungen sind, alle offenstehenden Möglichkeiten ins Auge zu fassen. Sowohl Petratos als auch Sovatzis, sowohl die Transplantationen als auch die Kühlwagen. Einfach alles.«
»Wenn wir in dieser Angelegenheit jemals auf einen grünen Zweig kommen, stifte ich der Muttergottes eine dicke Kerze«, sagt er düster zu mir.
Sotiropoulos steht mal wieder vor meiner Bürotür. »Haben Sie meine Reportage in den gestrigen Nachrichten gesehen?«
»Na und ob«, antworte ich trocken.
»Kurz und gut, wenn ich noch ein bißchen weiterschnüffle, dann kommt zutage, daß im Fall Kolakoglou ein falsches Spiel getrieben wurde.«
»Wenn Ihnen der Vater der Kleinen eine Anzeige vor die Füße knallt, reden wir weiter.«
»Ob er das riskiert? Dann würde die Kleine vor Gericht erscheinen müssen und den Rechtsanwälten zum Fraß vorgeworfen werden.«
Ich packe den Türgriff, um mich in mein Büro zu flüchten, bevor mir die Kotze hochkommt. Doch er hält mich am Arm zurück.
»Ich hab noch was für Sie.«
»Und was?«
Er beugt sich herüber und flüstert mir vertraulich ins Ohr. »Petratos wurde in die Wüste geschickt. Delopoulos hat ihn gestern abend entlassen.«
»Das höre ich nicht zum ersten Mal.«
»Diesmal ist es sicher. Morgen oder übermorgen geht die Bombe mit der Nachricht hoch. Sie sind der erste, der davon erfährt.«
»Und wieso ergötzen Sie sich so daran?«
»Weil er jetzt bei unserem Sender anklopfen wird. Ich werde aber Einspruch einlegen und ihm den Boden unter den Füßen wegziehen.«
Ich will ihm gerade die Tür vor der Nase zuschlagen, als ich Sotiris herankommen sehe. »Entschuldigen Sie mich, ich habe zu tun«, fertige ich ihn ab.
»Ich habe in Erfahrung gebracht, wo sich Chourdakis aufhält«, sagt Sotiris, sobald wir alleine sind. »Er besitzt einen Bauernhof in Milesi.«
»Wo liegt denn Milesi?«
»Unmittelbar hinter Malakassa. An der Ausfahrt Richtung Oropos.«
»Gut gemacht. Pack deine Sachen und ab die Post.«
Er blickt mich verdattert an. »Soll ich ihn nicht herbringen lassen?«
»Nein. Mir ist lieber, wir fahren ihn besuchen.« Ich denke, ein wenig frische Luft wird mir guttun.
Nach Filothei nimmt der Verkehr ab, und in einer halben Stunde sind wir bereits in Kifissia. Gerade als wir von Nea Erythrea auf die Autobahn fahren wollen, bricht ein Unwetter los, und es gießt in Strömen. Zum Glück ist die Straße wie leergefegt, und obwohl ich nur sechzig fahre, kommen wir schon bald in Malakassa an. Das Dorf liegt verlassen vor uns, keine Menschenseele auf den Straßen. Ich bleibe vor der Polizeistation stehen und lasse Sotiris nachfragen, ob man uns den Weg zu Chourdakis’ Anwesen erklären könne. Während ich auf ihn warte, kurble ich das Fenster etwas hinunter, um den feuchtkühlen Duft der Kiefern einzusaugen. Dabei mache ich mir meinen linken Ärmel schmutzig. Ich schließe das Fenster wieder und fluche.
Sotiris kehrt im Laufschritt zurück und schlüpft in den Wagen. Die Polizei weiß nicht, wo Chourdakis wohnt, und rät uns, am Kiosk zu fragen, sobald wir Milesi erreichen. Wie konnte mir das bloß entfallen. Was der griechischen Polizei verborgen bleibt, das haben die Kioskbesitzer fest im Griff.
Die Straße nach Milesi ist öd und leer. Zur Rechten breiten sich Felder aus. Linker Hand rottet das verlassene Kasernengelände von Malakassa vor sich hin. Nach zwei Kilometern enden die Felder, und ein Kiefernwald verschluckt uns. Der Regen hat seine erste Wucht eingebüßt und fällt nun tröpfelnd und müde vom Himmel. Die Straße wird abschüssig. Als wir die Abfahrt nach Oropos einschlagen, stoßen wir auf den Kiosk, gleich neben der Bushaltestelle. Der Kioskbesitzer erklärt uns, wir sollten nicht weiter abwärts fahren, sondern die Straße nehmen, die genau am Kiosk vorbeiführt. Es handelt sich um einen schmalen Feldweg, und der Mirafiori bleibt alle naselang im Schlamm stecken. Ich denke mir, daß es besser ist, im Rückwärtsgang zu fahren, denn es ist unmöglich zu wenden.
Am Ende der Straße erstreckt sich links von uns das Grundstück eines ausgedehnten Landguts, das den Hügel
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