Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
Klientin sehen?« schaltet sich der Rechtsanwalt ein. Mein Gesichtsausdruck gibt ihm anscheinend zu verstehen, daß ich nicht klein beigeben werde.
    »Jetzt gleich.« Ich trete über die interne Dienstleitung mit Thanassis in Verbindung und weise ihn an, die Dourou in das für Verhöre vorgesehene Büro zu bringen.
    »Kann ich sie auch sehen?« fragt Sovatzis.
    »Bedaure, aber das ist während der Voruntersuchung nicht gestattet. Nur der Herr Verteidiger darf zu ihr.« Ich wende mich an Starakis. »Ich an Ihrer Stelle würde ihr raten auszusagen, um ihre Ausgangsposition zu verbessern.«
    Sobald sie hinausgehen, stürme ich los und komme erst vor Gikas’ Büro wieder zu Atem.
    »Er telefoniert gerade«, sagt Koula zu mir.
    »Dann wird er eben das Gespräch abbrechen«, entgegne ich trocken und platze mitten hinein.
    Gikas sitzt mit dem Telefonhörer in der Hand da. Er deutet auf einen Stuhl. Als er sieht, wie ich ungeduldig auf- und ablaufe, wird ihm klar, daß ich auf glühenden Kohlen sitze, und er nimmt sich ein Herz, das Gespräch zu beenden.
    »Was ist los?« fragt er mich, unangenehm berührt davon, daß ich sein fernmündliches Rendezvous abgewürgt habe.
    Ich führe zunächst die Erkenntnisse über Sovatzis an, und dann rücke ich mit Chourdakis’ Verschwinden heraus.
    »Das mit Sovatzis ist eine gute Neuigkeit. Jetzt wissen wir, daß die Dourou seine Schwester ist und diesen – wie heißt er noch – kannte.«
    »Krenek.«
    »Krenek, genau. Das von Chourdakis ist eine unangenehme Neuigkeit. Mir wäre es lieber gewesen, wir verfügten über seine Aussage, bevor wir mit Pylarinos sprechen. Doch wir können nicht mehr länger warten. Überlassen Sie das mir, ich kümmere mich darum.«
    Er sagt es so, als hätte ich ihm eine unglaubliche Last aufgebürdet.
    »Da ist noch etwas«, sage ich.
    »Was denn?«
    »Zuerst der Mord an dem Albaner, bevor ihn die Politou verhören konnte, jetzt Chourdakis’ Verschwinden. Jemand läßt sich schmieren und gibt Informationen weiter.«
    »Soll ich ein Disziplinarverfahren einleiten? Sie hatten mir doch geraten, damit noch abzuwarten.«
    Ich lasse es mir durch den Kopf gehen. »Warten wir lieber noch ein bis zwei Tage. Mein Gefühl sagt mir, die Sache wird sich aufklären. Ich sage es Ihnen bloß, damit Sie Bescheid wissen.«
    Er grinst. »Langsam lernen Sie ja dazu«, meint er und greift wieder zum Telefonhörer.
    Vor meinem Büro harrt schon die Polizeibeamtin auf mich, die ich gestern zu Dourous ›Kleinen Füchsen‹ geschickt hatte.
    »Ich wollte Ihnen etwas erzählen, das gestern vorgefallen ist. Ich war schon am Morgen hier, doch mir wurde gesagt, Sie seien nicht da.«
    Mir fällt ihr Gesichtsausdruck auf, und ich beginne mich für die Sache zu erwärmen. »Was ist passiert?«
    »Gegen sechs Uhr klopfte es, und ein ausländisches Ehepaar tauchte auf. Sie sprachen englisch mit mir und verlangten nach der Dourou. Ich erklärte ihnen, daß sie nicht da sei, und sie fragten mich, wann sie zurückkäme. Ich wußte nicht, was ich tun sollte, und verwies sie auf den nächsten Tag, um Sie in der Zwischenzeit zu verständigen. Dann gingen sie in das Zimmer mit dem Laufstall, und die Frau nahm ein Kind auf ihren Arm. Sie spielte mit ihm und unterhielt sich mit ihrem Mann. Mit meinem bißchen Englisch verstand ich, daß sie ihm sagte, wie niedlich das Kind sei. Ich fragte sie, ob sie telefonisch erreichbar seien, doch sie verneinten und meinten, sie würden nochmals vorbeikommen.«
    »Wenn sie tatsächlich kommen sollten, halten Sie sie fest und benachrichtigen Sie mich sofort.«
    »Jawohl.«
    »Bravo«, sage ich. »Sie werden es noch weit bringen.« Als sie mein Büro verläßt, lächelt sie breit über das ganze Gesicht.
    Sowie sie draußen ist, verfalle ich in ein Grübeln, mit dem Ergebnis, daß sich nach einer Weile meine Laune wieder hebt. Ich entnehme Karajorgis Aktenordner die Liste der Ankunftszeiten. Ankunft eines Kühlwagens aus Tirana am 20.6.91, Ankunft eines Charterfluges aus London am 22.6. 91. Ankunft eines Kühlwagens am 25.8.91, neuerliche Ankunft eines Charterfluges am 30.8.91. Darauf folgt die Ankunft einer Reisegruppe aus New York am 5.11.91. Genauso verhält es sich bis zur letzten Angabe auf der Liste – stets liegen ein bis fünf Tage zwischen der Ankunft des Kühlwagens und der Ankunft des Charterfluges oder der Reisegruppe.
    Ich rufe die Telefonzentrale an und lasse mich mit dem Leiter des Zollamts an der griechisch-albanischen Grenze verbinden. Ich

Weitere Kostenlose Bücher