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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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vier Konten. Wenn jemand jedes Konto einzeln betrachtete, dann schien keine Summe auf, die auf Anhieb Verdacht erregen würde. Allein die Verknüpfung der vier Konten ergibt das tatsächliche Bild.
    Ich lasse Sotiris eine Notiz zurück, daß ich am nächsten Tag Chourdakis zum Verhör sehen wolle, und mache mich auf den Weg zur Bank.

37
    A m Morgen fahre ich Adriani zum Larissis-Bahnhof, in Begleitung dreier überdimensionaler Schrankkoffer. Als ich am vorhergehenden Abend nach Hause kam, fand ich sie vor drei sperrangelweit klaffenden Koffern vor, die sie auf dem Bett ausgebreitet hatte, in dem verzweifelten Versuch, den gesamten Inhalt ihres Kleiderschranks darin unterzubringen. Sie nahm die Kleider aus dem einen Koffer heraus, legte sie in den nächsten, ordnete alles um, preßte ihre in Plastiktüten verpackten Schuhe in die Kofferecken … Schließlich hatte ich genug von diesem Anblick, griff mir meinen Dimitrakos und machte es mir im Wohnzimmer gemütlich. Erst nach Mitternacht war sie schließlich zu einem Ende gekommen. Ich hegte die Hoffnung, wir würden uns noch der Liebe widmen, wo wir uns doch zwei Wochen nicht sehen würden. Doch meine Sinne waren von anderen Sorgen verdunkelt, und auch Adriani war zum Umfallen müde und hatte keine Kraft mehr, lauthals einen Orgasmus vorzutäuschen.
    Bis ich die Schrankkoffer im Abteil untergebracht habe, hat mein Rückgrat die Form einer Mondsichel angenommen. »Richte Katerina viele liebe Grüße von mir aus.«
    »Es gibt wohl gar keine Möglichkeit, daß du doch noch kommst, wie? Nicht einmal zum Wochenende?« Sie kennt die Antwort, unternimmt jedoch noch einen letzten pflichtschuldigen Versuch.
    »Machst du Witze? Gerade kommen wir in dem Fall einen Schritt voran, und ich weiß nicht, wie sich die Dinge weiterentwickeln werden.«
    Ich drücke ihr einen Kuß auf die rechte Backe, sie erwidert ihn auf meine linke, und ich steige aus dem Waggon. Sie ist ans Fenster getreten, doch ich habe nicht vor, bis zur Abfahrt des Zuges zu bleiben. Ich habe es eilig, in die Dienststelle zu fahren.
    »Ruf mich am Abend an, ob du heil angekommen bist.«
    Der Mirafiori erwartet mich auf der Philadelphias-Straße, eingekeilt in einer winzigen Parklücke. Es ist zehn Uhr, als ich schließlich im Präsidium ankomme. Bevor ich mein Büro betrete, rufe ich nach Sotiris.
    »Was hast du mit Chourdakis erreicht?«
    »Wir waren zu spät dran und haben ihn verpaßt. Er ist verreist.«
    Nicht zu fassen. »Verreist? Wohin denn?«
    »Nach Mazedonien oder Thrakien. So behauptet seine Frau zumindest.«
    »Mit dem Auto?«
    »Nein, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Zug oder Bus. Genaues weiß man nicht.«
    »Bring mir seine Frau her.« Er blickt mich verblüfft an. »Sieh mich nicht so an, mach dich auf die Socken. Ich möchte sie in einer Stunde hier sprechen, zusammen mit ihrem Sohn. Und leite eine Fahndung nach Chourdakis ein. Schick auch einen Funkspruch an die griechisch-albanische Grenze. Möglicherweise hat er die Beine in die Hand genommen, um Spuren zu beseitigen, von denen wir noch gar nichts wissen.«
    Ein Gedanke geht mir durch den Kopf, der mich nicht wieder losläßt. Wieso fuhr Chourdakis aus heiterem Himmel weg? Zufall? Chourdakis wußte nichts davon, daß wir ihn suchten, folglich mußte ihn jemand gewarnt haben. Aber wer? Jemand aus seiner Bank? Das erschiene mir glaubhaft, wäre nicht der Fall des Albaners vorangegangen. Gestern abend ließ ich Sotiris die Notiz zurück, er solle ihn zum Verhör vorladen, und heute ist er vom Erdboden verschwunden.
    Ich entschließe mich, Gikas in Kenntnis zu setzen, um mich auf allen Seiten abzusichern. Ich hatte ihm geraten, das Disziplinarverfahren hinauszuzögern. Ich habe keinerlei Lust auf irgendeine innerpolizeiliche Skandalgeschichte.
    Ich will gerade mein Büro verlassen, als mir zwei Typen den Weg versperren. Den einen erkenne ich auf den ersten Blick. Es ist Dimos Sovatzis. Er trägt einen grauen Anzug aus englischer Kaschmirwolle, ein dunkelblaues Hemd und eine helle Krawatte. Seine Haare sind nach hinten geklatscht, genau wie auf der Fotografie. Ich frage mich, ob er sie jeden Morgen mit Brillantine frisiert oder ob er sie ein für alle Mal mit Knochenleim an seinen Schädel gepappt hat. Der andere ist um die Sechzig, fett und kahlköpfig, genauso tadellos gekleidet wie Sovatzis. Hinter ihnen steht Thanassis.
    Ich versuche herauszufinden, welcher Tatsache ich die Ehre von Sovatzis’ Besuch verdanke. Bislang hatten wir uns weder

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