Hellas Channel
die Einzahlungen. In der Tat scheinen keine großen Summen auf. Die Konten von Chourdakis selbst und seines Sohnes weisen die meisten Eingänge auf. Ich sehe häufige Einzahlungen in der Größenordnung von zweihunderttausend, nirgendwo jedoch mehr als dreihunderttausend.
»Wie alt ist sein Sohn?«
»Ich weiß nicht genau, doch er ist schon älter. Er arbeitet in einer Computerfirma. Als Programmierer, glaube ich.«
Der Sohn verdient sicherlich mehr als sein Vater. Wenn aber Chourdakis über ein Zweiteinkommen verfügt, dann müßte es aus den aufscheinenden Summen hervorgehen. Die Konten seiner Frau und seiner Schwiegermutter weisen ebenfalls Bewegungen in der Höhe von zwei- bis dreihunderttausend Drachmen auf, doch in größeren zeitlichen Abständen.
»Du hast recht. Auf den ersten Blick gibt es nichts Verdächtiges.«
Sotiris schüttelt entmutigt seinen Kopf. »Deswegen meinte ich, daß die Dourou unsere einzige Hoffnung ist.«
Ich schaue nochmals die Konten der ganzen Familie Chourdakis nacheinander durch. Ich bin sicher, daß mir irgend etwas entgeht, doch ich weiß nicht, was es sein könnte. Bald ist sieben Uhr, und ich beschließe, Schluß zu machen und nach Hause zu fahren. Ich muß für Adriani noch Geld von der Bank abheben. Ich möchte gerne auch das Geschenk sehen, das sie für Katerina gekauft hat.
Während der ganzen Fahrt gehen mir die Konten des Chourdakis-Clans nicht aus dem Kopf. Als ich an der Ampel des Vassileos Konstantinou-Boulevards warte, um linker Hand in die Merkouri-Straße einzubiegen, fällt mir schlagartig ein, wonach ich suche. Ich mache auf der Stelle kehrt und reihe mich wieder in die Gegenrichtung ein.
Als ich ins Büro komme, sind meine Mitarbeiter schon fort. Ich breite die Kontoauszüge noch mal vor mir aus, fein säuberlich nebeneinander. Zuerst Chourdakis’ Kontoauszug von der Greek National Bank, daneben den seiner Frau von der Handelsbank, dann den seines Sohnes von der Citybank und schließlich den seiner Schwiegermutter von der Creditbank. Die größeren Summen lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Auf Chourdakis’ Konto gehen monatlich mal hundertfünfzig-, mal zweihunderttausend Drachmen ein. Das muß seine Rente sein. Auf dem Konto seines Sohnes gehen zweimal monatlich hundertfünfzig- bis zweihunderttausend ein. Dabei muß es sich um Lohnauszahlungen in vierzehntägigem Rhythmus handeln. Es taucht jedoch noch eine zweite Kategorie von Summen auf, die sich in eigentümlichen Abständen auf alle vier Konten verteilen. Auf Chourdakis’ Konto taucht am 25.6.91 eine Einzahlung von zweihunderttausend Drachmen auf. Zwei Tage später wird auf das Konto seiner Frau eine Einzahlung von dreihunderttausend getätigt. Drei Tage danach langen dreihunderttausend auf dem Konto des Sohnes an. Zuletzt trudeln sechs Tage nach der ersten Einzahlung zweihunderttausend auf dem Konto der Schwiegermutter ein. Die Einzahlungen wiederholen sich etliche Male nach demselben Muster. Die Summen sind immer unterschiedlich, einmal tritt bei Chourdakis die höchste Summe auf, dann wieder bei seiner Frau, ein andermal bei seinem Sohn oder bei seiner Schwiegermutter. Doch die Gesamtsumme ergibt immer das gleiche: eine runde Million.
Ich schließe meine Schreibtischlade auf und ziehe Karajorgis Aktenordner hervor. Ich nehme die Auflistung der Kühltransporte von Transpilar zur Hand und vergleiche das Datum. Dem Kühltransport vom 20.6.91 auf Karajorgis Liste entsprechen die Einzahlungen auf Chourdakis’ Konto und in der Folge auf die der ganzen Familie vom 25.6.91. Die Geschichte wiederholt sich am 25.8.91. Diesmal treffen auf dem Konto von Chourdakis’ Frau am 30.8.91 zweihunderttausend ein, darauf folgen Einzahlungen auf allen übrigen Konten, zuletzt auf das des Sohnes. Jedem von Karajorgi aufgelisteten Datum entspricht eine Reihe aufeinanderfolgender Einzahlungen. Zwischendurch wurde jedoch auch bei anderen Einzahlungen, die mit keinem Kühltransport in Verbindung gebracht werden können, in genau derselben Weise vorgegangen. Offensichtlich hat die Karajorgi nur einen Bruchteil der tatsächlich durchgeführten Transporte aufgedeckt, die noch wesentlich häufiger stattgefunden haben müssen, so daß ich mir sicher bin, wenn ich weiterschnüffle, würde die Zusammenarbeit der Kinderhändler mit einem weiteren Zollbeamten ans Tageslicht kommen.
Das war also der Trick. Chourdakis erhielt eine Million Drachmen Handgeld für jeden Kühltransport. Er bekam es in bar und verteilte es auf
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