Hellas Channel
fragen, ob sie auch seine Geliebte war. Denn daß die Karajorgi hier im Sender tun und lassen konnte, was sie wollte, deutet darauf hin, daß sie Protektion von höchster Stelle genoß. Doch ich schlucke die Frage hinunter.
»Haben Sie erste Anhaltspunkte? Hinweise? Einen ersten Verdacht vielleicht?«
»Dazu ist es noch zu früh, Herr Delopoulos. Wir wissen aber, wann genau der Mord passiert ist und daß der Täter ein Bekannter von ihr sein muß. Denn bevor er sie tötete, unterhielt er sich mit ihr im Schminkstudio.«
»Dann handelt es sich mit Sicherheit um einen der Fälle, die sie so gnadenlos aufgedeckt hat. Um jemanden, dem aus ihren Enthüllungen Schaden erwachsen ist und der sich dafür rächen wollte. In diese Richtung sollten Sie Ihre Nachforschungen vorantreiben.«
Jetzt erzählt er mir zu allem Überfluß auch noch, wo ich suchen soll. Ein zweiter Gikas sitzt mir auf der Pelle. »Herr Sperantzas sagte mir, daß die Karajorgi im Mitternachtsjournal auf Sendung gehen wollte, um einen Skandal zu enthüllen.«
»Das hat er mir auch gesagt, doch ich wußte von nichts. Ich brauchte auch nichts zu wissen, denn ich hatte volles Vertrauen zu ihr.«
»Wissen Sie, ob sie in der letzten Zeit Nachforschungen in eine bestimmte Richtung angestellt hat?«
»Nein, aber auch wenn sie etwas Derartiges getan hätte, hätte ich nichts davon gewußt. Die Karajorgi hat weder ihre Themen noch ihre Materialsammlung aufgedeckt. Sie tippte jedoch niemals daneben, deshalb hatte ich Anweisung gegeben, sie in Ruhe arbeiten zu lassen.« Er hält inne, beugt sich vor und sagt zu mir: »Jedenfalls werden Sie von uns jede erdenkliche Hilfestellung erhalten. Morgen früh weise ich zwei meiner Reporter an, sich auf die Suche zu machen. Sie werden Sie ständig auf dem laufenden halten.«
»Selbstverständlich dürfen Sie mitsuchen. Jede Hilfe ist uns willkommen.« All das sage ich mit übertriebenem Entgegenkommen, was ihn zu befriedigen scheint. »Nur sollten wir keinen Wettlauf veranstalten, wer von uns beiden zuerst ans Ziel kommt. Denn dabei könnten wir einander schließlich über die Füße stolpern.«
Meine letzte Äußerung läßt seine Miene zu einer kühlen Maske gerinnen. »Was wollen Sie damit andeuten? Sprechen Sie frei heraus. Sie werden sicherlich verstehen, daß Janna Karajorgi ein Star in unserem journalistischen Stab war und ihre Ermordung uns unmittelbar betrifft.«
»Das verstehe ich sehr wohl, Herr Delopoulos. Nur hat Herr Sperantzas gestern abend den Karajorgi-Mord in den Nachrichten gebracht, bevor wir informiert wurden. Ich behaupte nicht, daß uns dadurch ernsthafte Schwierigkeiten entstanden sind. Sie hätten aber entstehen können. Deshalb wäre es gut, wenn Ihre Leute uns zu Rate ziehen, bevor sie die Initiative ergreifen.«
»Es ist die Aufgabe des Journalisten, Herr Charitos, die Leute zu informieren«, meint er in demselben unterkühlten Tonfall. »Und zwar rasch und genau. Wenn der Sender die Nase vorn hat, und sei es auch vor der Polizei, dann ist das ein großer Erfolg für uns. Ich muß Herrn Sperantzas ausdrücklich beglückwünschen und werde ihm auf keinen Fall drohen, so wie Sie es getan haben, und noch dazu mit vulgären Kraftausdrücken.«
Was hatte ich erwartet? Sperantzas ist seiner Kollegin Kostarakou in den Rücken gefallen. Und gerade mich sollte er nicht anschwärzen?
»Wir legen auf die Zusammenarbeit mit der Polizei großen Wert. Doch der Karajorgi-Mord ist für uns eine Art Familienangelegenheit. Ich erwarte von Ihnen, daß Sie uns über den Fortgang der Untersuchungen auf dem laufenden halten, und zwar exklusiv und nicht zusammen mit den anderen Sendern. In diesem Fall gelten weder das Objektivitätsprinzip noch der Grundsatz ›Gleiches Recht für alle‹.« Er verstummt, blickt mich an und fährt langsam fort: »Sonst sehe ich mich gezwungen, unsere Recherchen an den verantwortlichen Minister weiterzuleiten, der zufällig ein guter Freund von mir ist. Und Sie werden die Ergebnisse dann aus seinem Mund erfahren.«
Jetzt setzt er zusätzlich eine bedeutungsschwere Miene auf, da er alle Polizeibeamten für hoffnungslos zurückgeblieben hält und meint, starke Worte allein reichten nicht aus, damit bei denen der Groschen fällt, sondern die Botschaft müsse auch noch durch unmißverständliche Blicke und Gesten unterstrichen werden.
»Ich bin sicher, daß wir sehr gut zusammenarbeiten werden«, sagt er, nunmehr wieder in herzlichem Tonfall, und streckt mir seine Hand
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