Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
Flugzeug nach Rhodos genommen und ist in die Ferien gefahren.«
    Erst jetzt riecht er Lunte, daß irgend etwas mit seinem Gedankengang nicht stimmen kann, und findet zum profile des verdammten Wichsers zurück.
    »Habt ihr den Buskontrolleur ausfindig gemacht?« setze ich nach.
    »Kein Kontrolleur kann sich an ihn erinnern, doch das hat nicht viel zu sagen. Die Kontrolleure schauen nicht auf die Fahrgäste, sondern auf die Fahrkarten. Vielleicht versteckte er ja sein Gesicht hinter einer aufgeschlagenen Zeitung. Da hat kein Kontrolleur dahintergeguckt.«
    »Hast du gar nicht daran gedacht, daß er vielleicht nie in den Bus gestiegen ist und die Fahrkarte nur als Ablenkungsmanöver gelöst hat? Oder daß er zwar eingestiegen, jedoch bei einer anderen Station als seinem Fahrziel ausgestiegen ist, um seine Spur zu verwischen?«
    »Halten Sie ihn für so clever?«
    »Jeder Ganove, der im Gefängnis saß, hat eine Handvoll Methoden gelernt, um sich durchzuschlagen. So weit reicht sein Verstand auf jeden Fall. Hat er Verwandte oder Freunde in Thessaloniki?«
    Meine Frage bringt ihn in Verlegenheit. »Ich weiß nicht. Danach haben wir noch nicht geforscht.«
    »Das mußt du zuallererst herausbekommen. Denn wenn er keine Leute hat, denen er vertrauen kann, wo sollte er sich dann verstecken? Denn wohin er sich auch sonst wendet, wir werden ihn finden. Soll ich dir meine Meinung sagen? Er ist hier: in Athen. Hier kann er besser untertauchen als überall sonst. Diese Kanaillen, die Journalisten, dürfen ihn auf keinen Fall vor uns auftreiben, denn wer hört dann noch auf Gikas?«
    Mit einem Mal fällt mir ein, daß es Zeit für die Abendnachrichten ist, und ich drücke auf die Fernbedienung. Thanassis sieht mich an, nervös und beunruhigt. Ich wünsche mir tatsächlich, daß ihn Sotiropoulos und seine Genossen nicht aufgespürt haben. Unabhängig davon, was er mir erzählt, bin ich mir sicher, daß auch er nach ihm fahndet, und sei es nur, um Petratos eins auszuwischen. Er ist der einzige, der ihm auf die Spur kommen kann. Der Kostarakou traue ich das bei weitem nicht zu.
    Deswegen schalte ich zuerst zu Horizon , dem Sender, für den Sotiropoulos arbeitet. Da erscheint er auch schon in einem Büro und spricht mit dem Mikrofon in der Hand mit einer dunkelhaarigen und früh gealterten Frau um die Vierzig. Ich weiß nicht, wer sie ist, da ich mit dem Fall Kolakoglou nicht vertraut bin. Aus seinen Fragen schließe ich, daß sie die Mutter eines der beiden Mädchen sein muß, die sich dann die halbe Steuerberatungskanzlei unter den Nagel gerissen hat. Sotiropoulos versucht ihr eine Erklärung dafür zu entlocken, wieso sie und der Vater des anderen Mädchens sich plötzlich Kolakoglous ehemaliges Büro als Kompagnons brüderlich teilen. Die Frau ist außer sich, sie weigert sich, ihm zu antworten, sie weist ihn hinaus, doch er läßt sich nicht abwimmeln. Schließlich droht ihm die Frau mit der Polizei. Ausgerechnet mit der Polizei, dem idealen Rohrreiniger für jede Verstopfung und jeden Ausguß! Die gute Frau begreift nicht, daß Sotiropoulos genau darauf aus ist: sie entnervt, eingeschüchtert und feindselig darzustellen.
    Nach einem Szenenwechsel erscheint Sotiropoulos auf dem Gang eines Mietshauses, vor einer geschlossenen Wohnungstür. Er deutet in ihre Richtung und spricht in die Kamera.
    »In dieser Wohnung lebt die andere Familie, deren Kind von Kolakoglou mißbraucht wurde. Leider weigert sie sich, mit uns zu sprechen. Es ist natürlich verständlich, meine Damen und Herren, daß diese Leute die Vergangenheit auslöschen und die tragischen Augenblicke vergessen wollen, die sie und ihre Kinder erleben mußten. Andererseits jedoch bleiben einige brennende Fragen unbeantwortet im Raum stehen: Wie haben die Opfer es fertiggebracht, das Unternehmen des Täters aufzukaufen, des Mannes, der sich an ihren Kindern vergangen hatte? Und weiters: Wie können sie, wo sie doch die Vergangenheit vergessen wollen, gleichzeitig in diesen Räumen leben und arbeiten, die ihnen doch zwangsläufig tagtäglich das Vergangene in Erinnerung rufen müssen? Fragen über Fragen, die dringend nach einer Antwort verlangen.«
    Ein gerissener Teufel, dieser Sotiropoulos. Er läßt kein Wort über seinen Verdacht fallen, daß Kolakoglou vielleicht unschuldig ist und die beiden Elternpaare ein falsches Spiel getrieben haben, um ihn um seine Firma zu prellen. Er bewirft die Eltern der Kinder nur mit ein wenig Schmutz. Mit Maß und Ziel. Ein paar Tropfen

Weitere Kostenlose Bücher