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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erläuterte Boffo.
    »Die vielen kleinen Köpfe…«
    Zahllose Clownsgesichter bildeten lange Reihen in den Regalen. Es sah
    aus, als hätten Kopfjäger plötzlich einen bizarren Sinn für Humor ent-
    wickelt und den Wunsch die Welt zu verbessern.
    »Eier«, sagte Karotte. »Gewöhnliche Hühnereier. Man nimmt ein
    Hühnerei, bohrt an beiden Enden ein Loch hinein und bläst das Ei aus.
    Im Anschluß daran malt ein Clown seine Schminkmaske auf das Ei; da-
    durch wird sie offiziell. Niemand sonst darf sie benutzen. Dieser Punkt
    ist sehr wichtig. Einige Gesichter sind schon seit Generationen im Besitz einer Familie. Das Gesicht eines Clowns kann sehr wertvoll sein.
    Stimmt’s, Boffo?«
    Der Clown starrte ihn an.
    »Woher weißt du das alles?«
    »Hab’s in einem Buch gelesen.«

    Angua griff nach einem alten Ei. Auf einem kleinen Schild daran stan-
    den zehn oder mehr Namen. Al e waren durchgestrichen, bis auf den
    letzten. Die verstrichene Zeit hatte die Tinte der ersten Namen in einen
    blassen Schatten verwandelt. Vorsichtig stellte Angua das Ei ins Regal
    zurück und wischte sich unbewußt die Hände an der Uniform ab.
    »Was passiert, wenn ein Clown das Gesicht eines anderen Clowns ko-
    piert?« fragte sie.
    »Wir vergleichen al e neuen Eier mit denen, die bereits in den Regalen
    stehen«, erklärte Boffo. »Übereinstimmungen sind nicht gestattet.«
    Sie wanderten durch die Gänge zwischen den vielen Gesichtern. Angua
    glaubte, das Quatschen von Millionen mit Sahnetorten gefüllten Hosen
    zu hören, die Echos von tausend Tröten. Sie sah eine Million grinsender
    Mienen, die eigentlich nicht lächelten. Etwa auf halbem Weg durch den
    Saal gelangten sie zu einem Alkoven. Er enthielt einen Tisch, einen Stuhl, ein Regal mit alten Mappen und eine Werkbank mit verkrusteten Farbtöpfen, buntem Roßhaar, Pailletten und anderen für das Bemalen von
    Eiern erforderlichen Utensilien. Karotte griff nach einem Bündel Roß-
    haar und drehte es nachdenklich hin und her.
    »Angenommen…«, sagte er, »angenommen, ein Clown mit eigenem
    Gesicht möchte das Gesicht eines anderen Clowns benutzen.«
    »Wie bitte?« erwiderte Boffo.
    »Angenommen, jemand verwendet die Schminke eines anderen
    Clowns«, sagte Angua.
    »Oh, das passiert immer wieder«, sagte Boffo. »Die Leute leihen sich
    oft Klatsche von den Kol egen aus.«
    »Klatsche?« wiederholte Angua.
    »Schminke«, übersetzte Karotte. »Nein, Boffo, ich meine: Könnte sich
    ein Clown so zurechtmachen, daß er wie ein anderer Clown aussieht?«
    Tiefe Falten bildeten sich auf Boffos Stirn, als er versuchte, eine für ihn absurde Frage mit Sinn zu fül en.
    »Bitte?«
    »Wo ist Beanos Ei, Boffo?«

    »Hier auf dem Tisch«, antwortete der kleine Clown. »Seht es euch ruhig
    an.«
    Er zeigte ein Ei mit einer knollenförmigen Nase und rotem Haar. Ka-
    rotte hob es ins Licht und holte einige rote Strähnen hervor.
    »Aber…« Angua suchte nach den richtigen Worten, damit Boffo
    verstand. »Könntest du nicht morgens aufwachen und dich so schmin-
    ken, daß du wie ein anderer Clown aussiehst?«
    Einige Sekunden lang sah Boffo sie stumm an. Sein Make-up schuf ei-
    ne starre Maske des Kummers, deshalb veränderte sich sein Ge-
    sichtsausdruck kaum. Trotzdem spürte Angua plötzlich eine besondere
    Kühle, als hätte sie dem kleinen Clown vorgeschlagen, mit einem Huhn
    intim zu werden.
    »Wie sollte ich dazu imstande sein?« erwiderte Boffo. »Dann wäre ich
    nicht mehr ich selbst.«
    »Könnte jemand anders so etwas tun?«
    Wasser spritzte aus Boffos Knopfloch.
    »Solches Gerede brauche ich mir nicht anzuhören!«
    »Bedeutet das, daß kein Clown jemals auf den Gedanken käme, das
    Gesicht eines anderen Clowns zu benutzen?« vergewisserte sich Karotte.
    »Geht das schon wieder los?«
    »Und wenn ein junger Clown durch Zufal …«
    »Wir sind anständige Leute, klar?«
    »Entschuldigung«, sagte Karotte. »Ich glaube, ich verstehe jetzt. Als wir den armen Beano fanden, fehlte ihm die Perücke; vielleicht hat sie ihm
    der Fluß vom Kopf gerissen. Aber seine Nase… Du hast Feldwebel Co-
    lon gesagt, jemand hätte seine Nase genommen, seine richtige Nase.« Im ruhigen, freundlichen Ton eines Mannes, der mit einem Einfaltspinsel
    redet, fügte der Korporal hinzu: »Würdest du uns bitte deine richtige Nase zeigen, Boffo?«
    Der Clown hob die Hand zu seiner großen roten Nase.
    »Aber das ist…«, begann Angua.
    »… seine richtige Nase«, beendete Karotte den Satz. »Danke.«
    Boffo

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