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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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stand mitten im Zimmer. Ein anderer Witzbold versuchte
    gerade, zusätzliche Pailletten an seinen Mantel zu nähen.
    »Nun?«
    »Guten Abend«, sagte Karotte.
    »Eins steht fest«, brummte Weißgesicht. »Lord Vetinari wird von die-
    sem Vorfall erfahren.«
    »Ja«, erwiderte Karotte. »Ich erstatte ihm Bericht.«
    »Es ist mir ein Rätsel, warum ihr mich stört, obwohl es in der Stadt
    drunter und drüber geht.«
    »Darum kümmern wir uns später. Hauptmann Mumm hat mich
    mehrmals darauf hingewiesen, daß es große und kleine Verbrechen gibt.
    Manchmal wirken die kleinen Verbrechen sehr groß, und die großen sind
    kaum zu erkennen. Es ist wichtig, zwischen ihnen zu unterscheiden.«
    Sie musterten sich gegenseitig.
    »Also?« fragte Herr Weißgesicht scharf.
    »Ich möchte von dir wissen, was vorgestern abend in diesem Gilden-
    haus geschah«, sagte Karotte.
    Das Gildenoberhaupt sah ihn groß an.
    »Und wenn ich keine Auskunft gebe?«
    Karotte holte tief Luft. »Dann bleibt mir zu meinem großen Bedauern nichts anderes übrig, als dem Befehl zu gehorchen, den ich auf dem Weg
    hierher bekam.«

    Er wandte sich an Colon. »Das stimmt doch, Feldwebel?«
    »Was? Wie? Oh, ja…«
    »Es behagt mir ganz und gar nicht«, fügte Karotte hinzu. »Aber wenn
    ich keine Wahl habe…«
    Herrn Weißgesichts Blicke durchbohrten Karotte und Colon.
    »Dies ist Gildenterritorium! Du hast kein Recht, hier…«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte Karotte. »Ich bin nur ein einfacher
    Korporal. Bisher habe ich al en Befehlen gehorcht, und ich betone noch
    einmal: Auch in diesem Fall werde ich mich vol und ganz an meine An-
    weisungen halten.«
    »Jetzt hör mal…«
    Karotte schob sich ein wenig näher.
    »Wenn’s dich tröstet: Wahrscheinlich schäme ich mich später dafür.«
    Weißgesicht starrte in Karottes Augen, und wie al e anderen sah er dar-
    in nur Wahrheit.
    »Wenn ich rufe…« Unter der Schminke lief Weißgesicht rot an.
    »…dann wimmelt’s hier wenige Sekunden später von meinen Leuten.«
    »Das macht es mir nur leichter, dem Befehl zu gehorchen«, gab Karot-
    te zurück.
    Herr Weißgesicht war stolz auf seine Fähigkeit, Charakter und Wesen
    von Personen beurteilen zu können. In Karottes Gesicht sah er nichts als
    absolute Aufrichtigkeit. Er betastete einen Federkiel und warf ihn dann
    wütend zu Boden.
    »Verflixt!« entfuhr es ihm. »Wie hast du es herausgefunden? Wer hat
    dir davon erzählt?«
    »Niemand«, sagte Karotte. »Doch es gibt keine andere Erklärung. Jede
    Gilde verfügt nur über einen Eingang, aber die Häuser stehen Rücken an
    Rücken. Ein Loch in der Wand genügt.«
    »Ich versichere dir, daß wir nichts davon wußten«, meinte Weißgesicht.
    Feldwebel Colon konnte es kaum fassen. Er hatte Spieler mit schlech-
    ten Karten bluffen sehen, aber hier bluffte jemand ohne Karten.

    »Zunächst hielten wir die Sache für einen Scherz«, fuhr Weißgesicht
    fort. »Wir dachten, der junge Beano hätte humorvolle Absichten. Wir
    glaubten es, bis man ihn tot fand. Und dann…«

    Die übrigen Wächter lümmelten sich auf dem Hof.
    »Korporal Nobbs?«
    »Ja, Obergefreiter Knuddel?«
    »Was munkelt man über Zwerge?«
    »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen«, entgegnete Nobby. »Das
    weiß jeder, der sich auch nur ein wenig mit Zwergen auskennt.«
    Knuddel hüstelte.
    »Nur die Zwerge nicht«, sagte er.
    »Was soll das heißen?«
    »Niemand hat uns gesagt, was man über Zwerge munkelt«, meinte
    Knuddel.
    »Nun… äh.« Nobby zögerte. »Viel eicht dachten die Leute, daß ihr’s
    längst wißt.«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Oh, na schön .« Er sah kurz zu den Trollen, beugte sich dann zu Knuddel und flüsterte dort, wo er das Ohr vermutete.
    Der Zwerg nickte.
    »Und das ist alles?«
    »Ja. Äh. Stimmt es?«
    »Was? O ja. Natürlich. Das liegt in der Natur von Zwergen. Einige ha-
    ben natürlich mehr als andere.«
    »Das ist überall so«, sagte Nobby.
    »Ich selbst habe mehr als achtundsiebzig Dollar gespart.«
    » Nein! Ich meine… nein. Ich meinte nicht, ›gut ausgestattet‹ mit Geld.
    Ich meine…« Nobby flüsterte erneut. Knuddels Miene veränderte sich
    nicht.
    Nobbs hob und senkte die Brauen. »Stimmt’s?«

    »Woher soll ich wissen, wieviel bei Menschen üblich ist?«
    Nobby gab auf. »An einer Sache kann wenigstens kein Zweifel beste-
    hen«, sagte er. »Ihr Zwerge liebt Gold, nicht wahr?«
    »So ein Unsinn – natürlich nicht.«
    »Ach?«
    »Das behaupten wir nur, um ins Bett zu

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