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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich auf der ande-
    ren Seite des Loches befindet. Vielleicht gehört es Beanos Freund.«
    »Wir sollen der Assassinengilde einen Besuch abstatten? Nur wir bei-
    de?«
    »Äh. Guter Hinweis.«
    Karotte wirkte so niedergeschlagen, daß Angua nachgab.
    »Wie spät ist es?« fragte sie.
    Behutsam holte der junge Mann die für Hauptmann Mumm bestimmte
    Uhr hervor.
    »Es ist…«
    Abing, abong, abong, bong… bing… bing…
    Sie warteten geduldig, bis der Lärm aufhörte.
    »Viertel vor sieben«, sagte Karotte. »Sie geht absolut genau. Ich habe
    sie nach der großen Sonnenuhr in der Unsichtbaren Universität gestellt.«
    Angua sah zum Himmel hoch.
    »Na schön«, meinte sie. »Ich glaube, ich kann’s herausfinden. Überlaß
    die Sache mir.«
    »Wie willst du vorgehen?«
    »Äh, nun… ich… äh… ziehe die Uniform aus und behaupte, die
    Schwester einer Köchin oder so zu sein…«
    Karotte wirkte skeptisch.
    »Und du glaubst, das klappt?«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Derzeit leider nicht.«

    »Na also. Ich… äh… Du kehrst am besten zu den anderen zurück.
    Ich… besorge mir andere Kleidung.«
    Angua brauchte sich nicht umzusehen, um festzustel en, woher das lei-
    se spöttische Lachen kam. Gaspode neigte dazu, ganz plötzlich zu er-
    scheinen, so unerwartet wie eine Wolke Methan in einem vol en Zimmer.
    Seine Präsenz hatte wie besagte Wolke die unangenehme Tendenz, den
    ganzen zur Verfügung stehenden Raum auszufüllen.
    »Wo willst du dir hier andere Kleidung besorgen?« fragte Karotte.
    »Ein guter Wächter kann jederzeit improvisieren«, erwiderte Angua.
    »Der kleine Hund schnauft dauernd«, sagte Karotte. »Warum folgt er
    uns immerzu?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Er hat dir etwas mitgebracht.«
    Angua riskierte einen kurzen Blick. Gaspode hielt – mit viel Mühe –
    einen großen Knochen im Maul. Das Ding war länger als er selbst, und
    es schien von etwas zu stammen, das in einer Teergrube gestorben war.
    Es hatte grüne Patina angesetzt, und an einigen Stel en klebten Fel fet-
    zen.
    »Wie nett«, sagte sie kühl. Und zu Karotte: »Geh nur. Ich finde schon
    eine Möglichkeit, mich in der Assassinengilde umzusehen.«
    »Wenn du wirklich glaubst…«, entgegnete Karotte widerstrebend.
    »Ja.«
    Als er außer Sicht war, eilte Angua zur nächsten Gasse. Es blieben nur
    noch wenige Minuten, bis der Mond aufging.

    Feldwebel Colon salutierte, als ein nachdenklich die Stirn runzelnder
    Karotte zur Truppe aufschloß.
    »Können wir jetzt heimkehren?« fragte er.
    »Was? Warum?«
    »Es ist doch alles klar, oder?«
    »Das habe ich nur gesagt, damit kein Verdacht entsteht«, sagte Karotte.

    »Ah, sehr schlau«, erwiderte der Feldwebel rasch. »Genau das dachte
    ich mir. Er sagt das nur, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, dachte ich.«
    »Es treibt sich noch immer ein Mörder in der Stadt herum. Oder etwas
    Schlimmeres.«
    Karotte musterte die Wächter der Reihe nach. Eine seltsame Gruppe.
    »Ich glaube, wir müssen zunächst die Angelegenheit mit der Tagwache
    klären«, sagte er.
    »Äh«, erwiderte Colon. »Es heißt, dort sei das Chaos besonders… äh…
    chaotisch.«
    »Dann ist es unsere Aufgabe, Ordnung zu schaffen.«
    Colon biß sich auf die Lippe. Er war nicht in dem Sinne ein Feigling.
    Im vergangenen Jahr hatte er auf einem Dach gestanden und Pfeile auf
    einen Drachen geschossen, der ihm mit weit geöffnetem Rachen entge-
    genraste. Nachher mußte er al erdings die Unterhose wechseln. Aber im
    Vergleich zum aktuel en Geschehen waren diese Ereignisse harmlos ge-
    wesen. Viel eicht nicht unbedingt harmlos, aber unkompliziert. Ein Drache war eine problemlos einschätzbare Gefahr. Wenn er einem mit weit auf-gerissenem Rachen entgegenraste, konnte man die eigene Situation kaum
    falsch beurteilen. Dann wußte man genau, worüber man sich Sorgen
    machen mußte. Sicher, ein Drache war Anlaß genug, sich große Sorgen zu machen, aber wenigstens verwirrte er niemanden mit irgendwelchen Ge-heimnissen und Rätseln.
    »Wir sollen alles in Ordnung bringen?« fragte er.
    »Ja.«
    »Oh. Gut. Gefäl t mir sehr. Bin begeistert.«

    Der Stinkende Alte Ron genoß hohes Ansehen in der Bettlergilde. Er
    war ein sogenannter Brummler, und noch dazu ein guter. Er schlurfte
    hinter Passanten her und brummelte in einer ganz persönlichen Sprache,
    bis man ihm Geld gab, damit er aufhörte. Man hielt ihn für verrückt,
    aber das stimmte nicht, zumindest nicht ganz. Seine Kontakte mit

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