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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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en kratzten über das Pflaster.
    »Er hat sein Schwert gezogen!«
    »Was hast du denn erwartet? Im einen Augenblick wähnt sich der Jun-
    ge im siebten Himmel, sieht das Leben aus einem ganz neuen Blickwin-
    kel, erkennt, daß es noch schönere Dinge gibt als Spaziergänge. Dann
    dreht er sich um und sieht… einen Wolf. Du hättest ihm vielleicht einen
    Hinweis geben sol en, etwa. Um diese Zeit des Monats wachsen mir im-
    mer Haare. Du kannst es ihm wohl kaum vorwerfen, daß er überrascht
    war.«
    Gaspode stand auf. »Kommst du nun mit? Oder zwingst du mich, von
    dir fürchterlich zugerichtet zu werden?«

    Lord Vetinari erhob sich, als er einige Wächter sah, die ihm entgegeneil-
    ten. Aus diesem Grund traf ihn der erste Schuß in den Oberschenkel
    und nicht in die Brust.
    Dann erreichte Karotte die Tür der Kutsche und warf sich auf den Pa-
    trizier. Deshalb traf ihn der nächste Schuß.

    Ein goldbrauner Leib schob sich langsam aus der Dunkelheit.
    Gaspodes Anspannung ließ nach.
    »Ich kann nicht zurück«, sagte Angua. »Ich…«
    Sie erstarrte. Ihre Ohren zuckten.
    »Was?«
    »Er ist verletzt!«

    Angua sauste davon.
    »He, warte auf mich!« bel te Gaspode. »Dort geht’s in die Schatten!«

    Der dritte Schuß riß ein Stück aus Detritus, der gegen die Kutsche pral te und sie umstieß. Dadurch lösten sich mehrere Riemen, und die Pferde
    galoppierten davon. Der Kutscher verglich seine gegenwärtigen Arbeits-
    bedingungen mit der Bezahlung. Das Ergebnis ließ ihn in der Menge der
    Schaulustigen verschwinden.
    Mumm warf sich hinter der umgestürzten Kutsche zu Boden. Ein vier-
    ter Bleiklumpen pral te von den Kopfsteinen dicht neben seinem Arm
    ab.
    »Detritus?«
    »Hauptmann?«
    »Wie geht es dir?«
    »Ich nässe ein wenig.«
    Der fünfte Schuß traf das Kutschenrad über Mumms Kopf, so daß es
    sich drehte.
    »Karotte?«
    »Glatt durch die Schulter, Hauptmann.«
    Mumm stemmte sich auf den Ellenbogen hoch. »Guten Morgen, Euer
    Exzel enz«, sagte er und kam sich vor wie ein Irrer. Er sank zurück und
    holte eine krumme Zigarre hervor. »Hast du Feuer?«
    Der Patrizier öffnete die Augen.
    »Ah, Hauptmann Mumm. Und was geschieht jetzt?«
    Mumm lächelte. Eigentlich komisch, dachte er. Ich fühle mich erst
    dann richtig lebendig, wenn jemand versucht, mich umzubringen. Dann
    merke ich, daß der Himmel blau ist. Derzeit kann man ihn beim besten
    Willen nicht blau nennen – dort oben schweben jede Menge Wolken.
    Aber ich bemerke sie.
    »Wir warten noch einen Schuß ab«, sagte er. »Dann rennen wir los und
    suchen uns bessere Deckung.«
    »Offenbar… verliere ich ziemlich viel Blut«, meinte Lord Vetinari.

    »Wer hätte gedacht, daß du überhaupt welches hast«, kommentierte
    Mumm mit der unverblümten Offenheit eines Mannes, der nur geringe
    Überlebenschancen sieht. »Was ist mit dir, Karotte«
    »Ich kann die Hand bewegen. Es… tut verdammt weh, aber… du
    siehst schlimmer aus.«
    Mumm blickte an sich hinunter.
    Überal klebte Blut an seiner Jacke.
    »Irgendein Steinsplitter muß mich getroffen haben«, sagte er. »Hab’s
    nicht mal gespürt.«
    Er konzentrierte sich auf das Bild des Gfährs.
    Sechs kleine Röhren hintereinander angebracht. Jede gefül t mit Blei
    und Pulver Nummer eins. Man schob das Ding in das Gfähr wie den
    Bolzen in die Armbrust. Mumm fragte sich, wie lange es dauerte, den
    Schußapparat zu wechseln…
    Wie dem auch sei: Wir haben den Burschen jetzt, wo wir ihn wol ten!
    Es gibt nur eine Möglichkeit, den Turm zu verlassen!
    Ja, wir sitzen hier unten fest, während uns der Kerl mit Bleiklumpen
    bedroht, aber wir haben ihn genau dort, wo wir ihn wol ten!

    Gaspode schnaufte und furzte nervös, als er durch die Schatten hastete.
    Das Herz rutschte ihm noch tiefer, als er mehrere Hunde wahrnahm.
    Er kroch durch einen Wald aus Beinen.
    Angua steckte in einem Kreis aus Zähnen.
    Das Bellen verklang. Zwei massige Hunde wichen beiseite, und der
    Große Fido trat vor.
    »Was wir hier haben, ist also gar kein Hund«, sagte er. »Viel eicht ein
    Spion? Der Feind lauert überall. An jedem Ort. Er mag wie ein Hund aussehen, aber tief in seinem Innern ist er etwas ganz anderes. Was hast du
    hier gemacht?«
    Angua knurrte.
    Lieber Himmel! fuhr es Gaspode durch den Sinn. Mit ein paar von ih-
    nen könnte sie fertig werden, aber der Rest… Dies sind Straßenhunde.

    Er zwängte sich an einigen muskulösen Körpern vorbei in den Kreis.
    Der Große Fido sah ihn mit seinen roten Augen an.
    »Und

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