Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
dauerte
    nicht lange, bis der Große Fido in die Welt zurückkehrte – in Form von
    Ohrwärmern und flauschigen Handschuhen.
    An die zweite Theorie – man könnte sie gewissermaßen als Wunsch-
    wahrheit bezeichnen – glaubten al e anderen Hunde. Angeblich überleb-
    te er den Sturz, floh aus der Stadt und erreichte die Berge, wo er kurze
    Zeit später ein Wolfsrudel anführte, das abgelegene Bauernhöfe überfiel.
    Diese Theorie machte es erträglicher, in Misthaufen zu wühlen und an
    Hintertüren zu warten, in der Hoffnung auf den einen oder anderen Bis-
    sen. Immerhin vertrieb man sich so nur die Zeit, bis der Große Fido
    zurückkehrte.
    Sein Halsband wurde an einem geheimen Ort aufbewahrt, und die
    Hunde besuchten es regelmäßig – bis sie es vergaßen.

    Feldwebel Colon schob die Tür mit der Pike auf.
    Vor langer Zeit hatte es im Kunstturm einmal Etagen gegeben. Jetzt
    war er hohl bis ganz nach oben. Durch die alten Schießscharten schoben
    sich goldene Lichtbalken. Staubflocken funkelten darin.

    Einer von ihnen schien auf etwas, das bis vor kurzer Zeit Oberoberge-
    freiter Knuddel gewesen war.
    Colon stieß den Körper behutsam an. Er rührte sich nicht. Wer sich in
    einem solchen Zustand befand, sollte sich auch gar nicht bewegen. Eine Axt mit gesplittertem Schaft lag neben ihm.
    »O nein«, hauchte der Feldwebel.
    Ein dünnes Seil – von der Art, wie es Assassinen verwendeten – hing
    von der Fal tür ganz oben herab. Es erzitterte immer wieder. Colon hob
    den Blick und zog sein Schwert.
    Er konnte bis ganz nach oben sehen und wußte daher, daß sich nie-
    mand an dem Seil festhielt. Das bedeutete…
    Er drehte sich nicht um, was ihm das Leben rettete.
    Colon warf sich zu Boden, gleichzeitig krachte hinter ihm das Gfähr.
    Nachher schwor er, deutlich gespürt zu haben, wie der Bleiklumpen
    dicht über seinen Kopf hinwegraste.
    Eine Gestalt trat aus dem Rauch und schlug hart zu, bevor sie durch
    die Tür in den Regen entkam.

    OBEROBERGEFREITER KNUDDEL?
    Knuddel erhob sich und starrte auf sein leibliches Selbst herab.
    »Oh«, sagte er. »Nach den ersten dreißig Metern kamen mir Zweifel,
    ob ich den Sturz überleben würde.«
    DIE ZWEIFEL WAREN BERECHTIGT.
    Die unwirkliche Welt der Lebenden löste sich bereits auf. Knuddel be-
    trachtete das, was von seiner Axt übriggeblieben war. Sie schien ihn
    weitaus mehr zu beunruhigen als die Überreste eines Zwergs namens
    Knuddel.
    »Die Axt stammt von meinem Vater«, brummte er. »Sieh nur, was aus
    ihr geworden ist. Damit blamiert man sich im Jenseits!«
    BEGRÄBT MAN EUCH ETWA MIT WAFFEN?
    »Weißt du das nicht? Du bist doch der Tod, oder?«

    DAS MUSS NICHT UNBEDINGT HEISSEN, DASS ICH ÜBER
    ALLE BEISETZUNGSTRADITIONEN BESCHEID WEISS. FÜR
    GEWÖHNLICH BEGEGNE ICH DEN LEUTEN, BEVOR MAN
    SIE BEGRÄBT. VON DEN PERSONEN, DIE ICH ERST NACH
    IHREM BEGRÄBNIS BESUCHE… SIND DIE MEISTEN
    ZIEMLICH NERVÖS UND ABGENEIGT, GEWISSE DINGE ZU
    ERKLÄREN.
    Knuddel verschränkte die Arme.
    »Ohne ordentliches Begräbnis lehne ich es ab, ins Jenseits zu wech-
    seln«, sagte er fest. »Meine gequälte Seele wird in Pein über die Welt
    wandeln.«
    SIE MUSS ES NICHT.
    »Aber sie kann, wenn sie will«, erwiderte der Geist von Knuddel scharf.

    »Detritus! Du hast jetzt keine Zeit zu nässen! Zum Turm! Und nimm
    einige Männer mit!«
    Mumm hatte sich den Patrizier über die Schulter gelegt und erreichte
    nun die Tür des Großen Saals, dicht gefolgt vom wankenden Karotte.
    Die Zauberer drängten sich vor dem Portal. Erste große Regentropfen
    zischten leise auf den heißen Steinen.
    Ridcully rollte die Ärmel hoch.
    »Heiliger Strohsack! Was ist mit seinem Bein passiert?«
    »Das hat er dem Gfähr zu verdanken! Kümmere dich um ihn. Und
    auch um Korporal Karotte!«
    »Nicht nötig«, sagte Lord Vetinari. Er lächelte und versuchte aufzuste-
    hen. »Es ist nur eine Fleischwun…«
    Sein Bein gab unter ihm nach.
    Mumm blinzelte. Damit hatte er nicht gerechnet. Der Patrizier war nie
    überrascht und wußte immer eine Antwort. Mumm ahnte, daß die Ge-
    schichte außer Rand und Band geriet, hin und her zappelte…
    »Wir werden damit fertig«, meinte Karotte. »Ich habe Wächter auf die
    Dächer geschickt und…«

    »Sei still! Du bleibst hier – das ist ein Befehl!« Mumm griff in die Ta-
    sche, holte seine Dienstmarke hervor und steckte sie an seine zerrissene
    Jacke. »He, du… Pyjama! Ich brauche ein Schwert!«
    Pyjama wirkte mißmutig.
    »Ich nehme nur Befehle von

Weitere Kostenlose Bücher