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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Doch
    er mochte die heiligen Entitäten nicht besonders, und die Tatsache, daß
    er nun heiratete, ging sie seiner Meinung nach nichts an. Aus diesem
    Grund hatte er es abgelehnt, sich in einer Kapel e oder Kirche trauen zu
    lassen. Der Große Saal hier wirkte dem Anlaß angemessen kathedralen-
    artig. Die Präsenz von Göttern war nicht erforderlich, aber falls doch
    welche kamen, sol ten sie sich wenigstens zu Hause fühlen.
    Mumm suchte den Saal schon sehr früh auf, denn es gibt nichts Über-
    flüssigeres auf der Welt als einen Bräutigam kurz vor der Hochzeit. Aus-
    tauschbare Emmas hatten das Haus übernommen.
    Einige Platzanweiser walteten bereits ihres Amtes und fragten die Leu-
    te, auf welcher Seite sie standen.

    Es waren auch mehrere Zauberer zugegen. Bei solchen Anlässen ge-
    hörten sie automatisch zu den Eingeladenen; sie nahmen nicht nur an
    der eigentlichen Zeremonie teil, sondern vor al em an dem Festschmaus.
    Ein gebratener Ochse genügte vermutlich nicht.
    Mumm begegnete der Magie mit ausgeprägtem Mißtrauen, aber er
    mochte die Zauberer. Sie verursachten keine Probleme. Zumindest keine
    Probleme, die in seinen Zuständigkeitsbereich fielen. Zugegeben, dann und wann schufen sie Risse im Raum-Zeit-Kontinuum oder steuerten
    das Kanu der Realität zu weit in die Stromschnellen des Chaos. Doch sie
    brachen nie das Gesetz.
    »Guten Morgen, Erzkanzler«, sagte er.
    Erzkanzler Mustrum Ridcul y, Oberhaupt al er Zauberer in Ankh-
    Morpork (sofern sie sich daran erinnerten), nickte fröhlich.
    »Guten Morgen, Hauptmann«, erwiderte er. »Du hast dir einen schö-
    nen Tag ausgesucht.«
    »Hahaha, einen schönen Tag hast du dir ausgesucht!« schrillte der Quä-
    stor.
    »Meine Güte«, brummte Ridcul y. »Er ist schon wieder daneben. Ich
    kann das überhaupt nicht verstehen. Hat jemand getrocknete Froschpil-
    len dabei?«
    Mustrum Ridcully war von der Natur dazu bestimmt, im Freien zu le-
    ben und al es zu jagen, was sich im Gebüsch bewegte. Es war ihm ein
    Rätsel, warum der Quästor – den die Natur dazu bestimmt hatte, ir-
    gendwo in einem Zimmer zu sitzen und Zahlen zu addieren – zu derarti-
    ger Nervosität neigte. Ridcully versuchte immer wieder, ihn »auf Vor-
    dermann« zu bringen, wie er es nannte. Zu den therapeutischen Metho-
    den des Erzkanzlers gehörte es zum Beispiel, dem Quästor irgendwo
    aufzulauern und ganz plötzlich mit der Maske von Willi Vampir vor dem
    Gesicht hinter Türen hervorzuspringen. Aber selbst damit war es ihm
    bisher nicht gelungen, den Quästor zu kurieren.
    Die Trauungszeremonie sol te vom Dekan durchgeführt werden, der
    dafür sorgfältige Vorbereitungen getroffen hatte. Für die standesamtliche Heirat gab es in Ankh-Morpork kein traditionelles Ritual. Man beschränkte sich dabei auf Bemerkungen wie: »Na schön, wenn ihr unbe-
    dingt wol t…«
    Der Dekan wandte sich Mumm zu und strahlte.
    »Wir haben die Orgel extra geputzt«, sagte er.
    »Hahaha, Orgel!« kommentierte der Quästor.
    »Es ist eine besonders große und eindrucksvolle Orgel…« Ridcully
    winkte zwei jüngere Zauberer zu sich. »Bringt den Quästor fort und
    sorgt dafür, daß er sich ein wenig hinlegt. Ich glaube, er hat wieder
    Fleisch gegessen.«
    Am anderen Ende des Großen Saals zischte es, dann erklang ein er-
    sticktes Quieken. Mumm sah zu einer Anordnung geradezu monströser
    Pfeifen hoch.
    »Acht Schüler bedienen die Blasebälge«, sagte Ridcully, während dump-
    fes Schnaufen ertönte. »Das Ding hat drei Tastaturen und hundert zu-
    sätzliche Knöpfe, darunter zwölf mit einem ›?‹.«
    »Es scheint unmöglich, von einem einzelnen Menschen gespielt wer-
    den zu können«, erwiderte Mumm höflich.
    »Nun, wir hatten da ein wenig Glück…«
    Neue Geräusche hal ten so laut durch den Saal, daß die Hörnerven si-
    cherheitshalber abschalteten. Als sich die Ohren jenseits der Schmerz-
    schwelle reaktivierten, vernahm Mumm die verzerrte Anfangsmelodie
    von Fondels »Hochzeitsmarsch«. Sie wurde mit unüberhörbarer Begei-
    sterung von jemandem gespielt, der gerade entdeckt hatte, daß die Orgel
    nicht nur über drei Tastaturen verfügte, sondern auch über faszinierende
    akustische Spezialeffekte, von »Blähungen« bis hin zu »spaßiges Gak-
    kern«. Gelegentlich schal te ein anerkennendes »Ugh!« durch den Lärm.
    Mumm hockte unter einem Tisch und rief Ridcul y zu: »Bemerkens-
    wert! Wer hat die Orgel konstruiert?«
    »Auf dem Deckel steht ›A. B. Johnson‹!«
    Ein wimmerndes

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