Helle Barden
Leichten Straße gerettet«,
erklärte Sybil. »Ich habe ihm gesagt: Guter Mann, warum verwendest du
keine Esse wie alle anderen Schmiede? Armer kleiner Kerl. Der Drache,
meine ich.«
»Chubby«, brummte Mumm. »Hast du Feuer?«
»Er hat ein blaues Halsband«, sagte Lady Käsedick.
»In Ordnung.«
»Er folgt dir so brav wie ein Lamm, wenn er glaubt, daß du einen
Holzkohlekeks für ihn hast.«
»Na schön.« Mumm klopfte seine Taschen ab.
»Bei dieser Hitze sind sie al e ein wenig nervös.«
Mumm griff in einen Pferch und griff ein kleines Jungtier, das aufge-
regt mit den Flügeln schlug. Es spie eine kleine blaue Flamme und ent-
zündete damit die Zigarre des Hauptmanns.
»Bitte, hör damit auf, Sam.«
»Entschuldige.«
»Wenn du Karotte und den netten Korporal Nobbs bitten würdest,
nach Chubby Ausschau zu halten…«
Lady Käsedick hatte zwar Augen im Kopf, aber aus irgendeinem
Grund hielt sie Nobbs für eine Art sympathischen Schlingel. Dieses
Phänomen verwirrte Mumm nach wie vor. Vielleicht lag es daran, daß
sich Gegensätze anzogen. Die Käsedicks waren hochgeboren, höher
noch als die nächsten Berge. Und Nobbs… ihn hatte man wegen Schub-
sens disqualifiziert und aus der Gattung Homo sapiens verbannt.
Gekleidet in altes Leder und ein rostiges Kettenhemd, schritt Mumm
durch die Stadt, den Helm wie am Kopf festgeschraubt. Durch die dün-
nen Stiefelsohlen empfing er eine Botschaft, die ihm mitteilte, daß er sich nun in der Hektarstraße befand. Wenn man ihn so sah, konnte man
kaum glauben, daß er bald die reichste Frau von Ankh-Morpork heirate-
te.
Chubby war kein glücklicher Drache.
Er vermißte die Schmiede. Dort hatte es ihm gefallen, weil er soviel
Kohle fressen durfte, wie er wol te. Und der Schmied war eigentlich
nicht besonders unfreundlich gewesen. Chubby hatte nicht viel vom
Leben verlangt und es bekommen.
Dann kam eine große Frau und sperrte ihn in einen Pferch. Er erinner-
te sich an andere Drachen in der Nähe – er legte keinen Wert auf Dra-
chengesel schaft. Außerdem bekam er Kohle, die nicht besonders gut
schmeckte.
Er freute sich zunächst, als ihn jemand mitten in der Nacht aus dem
Pferch holte. Vielleicht durfte er jetzt zum Schmied zurück.
Doch nach einer Weile schwanden seine Hoffnungen auf eine Rück-
kehr. Er wurde in einer Kiste hin und her gestoßen. Zorn wuchs in
ihm…
Feldwebel Colon fächelte sich mit dem Heftbrett Luft zu und richtete
dann einen strengen Blick auf die versammelten Wächter.
Er hüstelte.
»Na schön«, sagte er. »Setzt euch.«
»Wir sitzen bereits, Fred«, erwiderte Korporal Nobbs.
»Es heißt Feldwebel, auch für dich, Nobby«, beharrte Feldwebel Co-
lon.
»Warum müssen wir uns überhaupt setzen? Daran sind wir gar nicht
gewöhnt. Ich komme mir komisch vor, wenn ich mich setze und zuhöre,
wie du…«
»Wir sind jetzt mehr, deshalb müssen wir alles richtig machen«, erklärte
Feldwebel Colon. »Also gut! Ähem. In Ordnung. Heute heißen wir fol-
gende Personen in der Wache wil kommen: den Obergefreiten Detritus
– nicht salutieren ! –, den Obergefreiten Knuddel und den… äh…. die Obergefreite Angua. Wir hoffen, daß ihr lange… Was hast du da, Knuddel?«
»Was meinst du?« fragte Knuddel unschuldig.
»Mir ist gerade aufgefallen, daß du mit einer doppelschneidigen Wurf-
axt ausgerüstet bist, Obergefreiter, obwohl man dich deutlich auf die
Vorschriften hingewiesen hat.«
»Und wenn es eine kulturelle Waffe ist, Feldwebel?« entgegnete Knud-
del hoffnungsvoll.
»Laß sie in deinem kulturellen Spind. Die Bewaffnung von Wächtern
besteht aus einem Schwert, kurz, und einem Schlagstock, mittel ang.«
Detritus ist die einzige Ausnahme, fügte Colon in Gedanken hinzu. Er-
stens sah in der riesigen Hand des Trolls selbst das größte Schwert wie
ein Zahnstocher aus. Und zweitens galt es zu vermeiden, daß ein Mit-
glied der Wache sich beim Salutieren die eigene Hand ans Ohr nagelte.
Nein, Detritus bekam nur einen Schlagstock. Besser einen Knüppel.
Vielleicht erschlug er sich damit.
Trolle und Zwerge! Zwerge und Trolle! Colon fand, daß er so etwas
nicht verdiente, nicht ausgerechnet jetzt! Und es kam noch schlimmer.
Er hüstelte erneut. Seine Stimme wurde beim Ablesen vom Heftbrett
zum Singsang eines Mannes, der öffentliche Ansprachen in der Schule
gelernt hatte.
»In Ordnung«, wiederholte er ein wenig unsicher. »Na schön. Hier
steht…«
»Feldwebel?«
»Was ist
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