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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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griff
    nach dem Schlagstock.

    »Denkt daran«, mahnte er. »Seid vorsichtig da draußen.«
    »Ja«, murmelte Nobby. »Wir sollten vorsichtig sein und hier drin blei-
    ben.«

    Um zu verstehen, warum Zwerge und Trolle sich nicht mögen, muß man
    ein ganzes Stück in die Vergangenheit zurückkehren.
    Sie unterscheiden sich wie Tag und Nacht oder wie Käse und Kreide.
    Das zweite Beispiel verdeutlicht den Sachverhalt noch besser. Käse ist
    eine organische Substanz (die außerdem ein wenig riecht), Kreide nicht.
    Zwerge verdienen sich ihren Lebensunterhalt, indem sie Felsen, die
    wertvol e Mineralien enthalten, zertrümmern. Und die auf Silizium basie-
    rende Lebensform, die man »Trol e« nennt, besteht im großen und gan-
    zen aus Felsen, die wertvolle Mineralien enthalten. In der Wildnis
    verbringen sie den größten Teil des Tages damit, tief zu schlafen, und
    dieser Zustand ist gefährlich für Felsen mit wertvollen Mineralien, wenn
    Zwerge in der Nähe sind. Die Zwerge verabscheuen Trol e aus folgen-
    dem Grund: Hat man ein vielversprechendes Flöz mit wertvol en Mine-
    ralien gefunden, wünscht man nicht, daß die Felsen plötzlich aufstehen
    und einem den Arm abreißen, nur weil man ihnen die Spitzhacke ins
    Ohr gebohrt hat.
    Eine permanente Fehde verband die beiden Völker, und wie jede gute
    Fehde benötigte sie keinen Grund für ihre weitere Existenz. Es genügte,
    daß sie schon immer existiert hatte*. Zwerge haßten Trolle, weil Trolle
    Zwerge haßten, und umgekehrt.

    Die Wache wartete in der Dreilampengasse, etwa in halber Höhe der
    Kurzen Straße. Feuerwerkskörper knatterten in der Ferne – die Zwerge
    wollten damit böse Geister vertreiben. Trolle hingegen mochten Knaller
    und dergleichen, weil sie gut schmeckten.
    »Warum lassen wir sie nicht einfach gegeneinander kämpfen und ver-
    haften dann die Verlierer?« grummelte Korporal Nobbs. »Mit dieser Tak-
    tik hatten wir bisher stets Erfolg.«

    * In der Militärgeschichte der Scheibenwelt ist die Schlacht vom Koomtal das einzige Beispiel für einen Kampf, bei dem beide Seiten einander auflauerten.

    »Der Patrizier mag keinen ethnischen Konflikt«, erwiderte Feldwebel
    Colon betrübt. »Er wird deswegen sogar sarkastisch.«
    Dann fiel ihm etwas ein, das seine Stimmung ein wenig besserte.
    »Hast du eine Idee, Karotte?« fragte er.
    Ihm fiel noch mehr ein. Karotte war nicht nur sehr zuverlässig, son-
    dern auch einfach und unkompliziert.
    »Korporal Karotte?«
    »Ja, Feldwebel?«
    »Bring die Sache in Ordnung.«
    Karotte spähte um die Ecke und beobachtete die marschierenden
    Gruppen. Zwerge und Trolle hatten sich schon gesehen.
    »Zu Befehl, Feldwebel«, sagte er. »Obergefreiter Knuddel und Oberge-
    freiter Detritus – nicht salutieren ! –, ihr begleitet mich.«
    »Ihr dürft ihn nicht gehen lassen!« brachte Angua hervor. »Dort erwar-
    tet ihn der sichere Tod!«
    »Hat ein bemerkenswertes Pflichtbewußtsein, der Junge«, sagte Korpo-
    ral Nobbs. Er holte einen Zigarettenstummel hinter dem Ohr hervor
    und riß ein Streichholz an der Stiefelsohle an.
    »Keine Sorge, Fräulein«, meinte Colon. »Er…«
    »Obergefreite«, unterbrach Angua den Feldwebel.
    »Wie bitte?«
    »Es heißt ›Obergefreite‹, nicht ›Fräulein‹. Karotte hat mich darauf hin-
    gewiesen, daß ich während des Dienstes kein Geschlecht habe.«
    Nobbs erlitt einen Hustenanfall, und Colon sagte hastig: »Ich wollte
    auf folgendes hinaus, Obergefreite: Der junge Karotte hat Krisma. Und zwar jede Menge.«
    »Krisma?«
    »Ja. Jede Menge.«

    Die dauernden Erschütterungen hörten auf. Chubby war inzwischen
    sauer. Echt sauer.

    Etwas raschelte. Das Sackleinen wich beiseite, und plötzlich sah Chub-
    by einen anderen männlichen Drachen.
    Er schien wütend zu sein.
    Chubby reagierte instinktiv.

    Karotte blieb mitten auf der Straße stehen und verschränkte die Arme.
    Die beiden neuen Rekruten verharrten dicht hinter ihm und versuchten,
    die beiden heranmarschierenden Armeen im Auge zu behalten.
    Colon hielt Karotte für einfach und unkompliziert. Diesen Eindruck
    machte er auf viele Leute. Und er täuschte nicht.
    Doch man sol te nicht den Fehler machen, dies mit Dummheit zu
    verwechseln.
    Dumm war Karotte eigentlich nicht. Er war direkt, ehrlich, gutmütig
    und in jeder Hinsicht ehrenhaft. In Ankh-Morpork hieß so etwas norma-
    lerweise »Dummheit«, und unter gewöhnlichen Umständen hätte er da-
    mit die Überlebenschance einer Qual e in einem Hochofen. Aber es gab
    noch

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