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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einige andere Faktoren. Zum Beispiel sein Schlag, den inzwischen
    selbst Trol e fürchteten. Und die bemerkenswerte Tatsache, daß Karotte
    auf eine geradezu übernatürliche Weise sympathisch war. Er kam gut mit
    Leuten zurecht, auch dann, wenn er sie verhaftete. Und er hatte ein aus-
    gezeichnetes Namensgedächtnis.
    Den größten Teil seines jungen Lebens hatte er in einem kleinen
    Zwergendorf verbracht, wo man kaum neue Gesichter sah. Doch dann
    fand er sich plötzlich in einer Großstadt wieder, was irgendwelche Talen-
    te in ihm zum Anlaß nahmen, sich zu entfalten.
    Und sie entfalteten sich nach wie vor.
    Er winkte den Zwergen fröhlich zu.
    »Morgen, Herr Schenkeldick! Morgen, Herr Starkimarm!«
    Er drehte sich um und winkte dem ersten Troll zu. Mit einem dumpfen
    »Bumm« ging ein Knaller los.
    »Morgen, Herr Bauxit!«
    Er wölbte die Hände trichterförmig vor dem Mund.
    »Wenn ihr bitte stehenbleiben und mir zuhören würdet…!« rief er.

    Die beiden Gruppen verharrten tatsächlich, wobei es weiter hinten zu
    einigen Kollisionen und einem allgemeinen Gedränge kam. Die vorderen
    Reihen rührten sich nicht von der Stel e: Niemand wol te riskieren, über
    Karotte hinwegzutrampeln. Er hätte es kaum zugelassen.
    Wenn Karotte einen Fehler hatte, dann den, gewissen Details in der
    Umgebung keine Beachtung zu schenken, wenn seine Aufmerksamkeit
    wichtigeren Dingen galt. Deshalb überhörte er die beiden, hinter seinem
    Rücken flüsternden Stimmen.
    »Ha! Und ob es ein Hinterhalt war! Und deine Mutter ist bestimmt eine verdammte…«
    »Nun gut, meine Herren«, begann Karotte in einem freundlichen, an
    die Vernunft appellierenden Ton. »Ich bin sicher, daß die hier zur Schau
    gestellte Aggressivität überhaupt nicht nötig ist…«
    »… ihr euch im Hinterhalt gelegen habt! Ich es wissen von meinem Ururgroßvater.
    Er bei Koom dabei. Er hat mir erzählt!«
    »… in unserer schönen Stadt, an einem so herrlichen Tag. Ich wende
    mich an euch als Bürger von Ankh-Morpork…«
    »Ach ja? Weißt du überhaupt, wer dein Vater ist?«
    »… verlange ich natürlich nicht von euch, daß ihr auf eure ethnischen
    Traditionen verzichtet. Ich bitte nur darum, daß ihr euch ein Beispiel
    nehmt an meinen beiden Kollegen hier, die ihre kulturellen Differenzen
    überwunden haben, um…«
    »Ich dir einschlagen Kopf, du blöder Zwerg!«
    »… dem Wohle dieser Stadt…«
    »… könnte ich es selbst dann mit dir aufnehmen, wenn man mir eine Hand auf den Rücken bindet!«
    »… zu dienen, deren Dienstmarke…«
    »… bekommen du Gelegenheit, mir zu zeigen! Ich dir binden BEIDE Hände auf Rücken!«
    »… sie voller Stolz tragen.«
    »Aargh!«
    »Auuuh!«
    Karotte merkte, daß ihm niemand mehr zuhörte. Er drehte sich um.

    Obergefreiter Knuddel hing mit dem Kopf nach unten, und Oberge-
    freiter Detritus versuchte gerade, ihn in den Boden zu rammen. Doch
    Obergefreiter Knuddel nutzte seine Position, indem er die Arme um
    Obergefreiter Detritus’ Knie schlang und seine Zähne möglichst tief in
    Obergefreiter Detritus’ Wade bohrte.
    Die beiden Gruppen beobachteten das Geschehen fasziniert.
    »Wir sollten etwas unternehmen«, sagte Angua im Versteck der ande-
    ren Wächter.
    »Nuuun…«, erwiderte Feldwebel Colon langsam. »Ist immer sehr
    kompliziert und heikel, das Ethnische.«
    »Man könnte dabei leicht ins Fettnäpfchen treten«, fügte Korporal
    Nobbs hinzu. »Typische Ethniker sind sehr sensibel.«
    »Sensibel? Sie versuchen, sich gegenseitig umzubringen !«
    »Dabei geht es um Kultur«, sagte Feldwebel Colon kummervoll. »Und
    wir dürfen nicht versuchen, ihnen unsere Kultur aufzuzwingen. Das wä-
    re Speziesismus.«
    Unterdessen lief Korporal Karottes Gesicht rot an.
    »Wenn er einen von ihnen anrührt, während al die Freunde zuse-
    hen…«, sagte Nobby. »Dann laufen wir alle so schnell wie möglich weg.«
    Auf Karottes Hand zeichneten sich deutlich Adern und Sehnen ab. Er
    stemmte die Hände in die Hüften und donnerte:
    »Obergefreiter Detritus – salutieren!«
    Sie hatten es stundenlang geübt. Detritus’ Gehirn brauchte eine Weile,
    um sich an ein neues Konzept zu gewöhnen, doch dann hielt es daran
    fest.
    Der Troll salutierte.
    Und dabei hatte er die Hand vol er Zwerg.
    Detritus salutierte und hielt seine Finger um Knuddel geschlossen. Der
    wesentlich kleinere Obergefreite wurde emporgerissen, und…
    Zwei Helme stießen gegeneinander, und das Krachen hallte laut von
    den Hauswänden wider. Mit einem

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