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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Assassinen kann ich gerade noch ertragen, aber diese
    Narren… Nein! Bitte! Wie spät ist es?«
    Karotte sah auf die Sanduhr an seinem Gürtel. »Etwa halb zwölf,
    Hauptmann.«
    »Höchste Zeit für mich, an der Matratze zu horchen. Sol en die alchi-
    mistischen Idioten bis morgen warten. Übrigens könntest du mich mit
    dem Hinweis glücklich machen, daß dieses Blatt Hammerhock gehörte.«
    »Das bezweifle ich, Hauptmann.«
    »Ich auch. Komm. Wir nehmen die Hintertür.«
    Karotte zwängte sich hindurch.
    »Gib auf deinen Kopf acht, Hauptmann.«
    Mumm verharrte in geduckter Stellung und sah zum Türrahmen.
    »Nun, Korporal«, sagte er nach einer Weile, »ein Troll kommt als Täter
    nicht in Frage. Aus zwei Gründen: Erstens könnte ein Trol diese Tür
    nicht passieren; sie ist für Zwerge bestimmt.«
    »Und der andere Grund?«
    Mumm löste etwas von einem Splitter am niedrigen Türsturz.
    »Zweitens haben Trolle keine Haare.«
    Einige lange, rote Strähnen hatten sich an dem Splitter verfangen. Sie
    konnten nur von jemandem stammen, der größer war als ein Zwerg.
    Mumm betrachtete sie. Eigentlich sahen die Strähnen aus wie Zwirn.
    Aber eine Spur war eine Spur.
    Er schlug sie in ein Stück Papier ein, das er sich aus Karottes Notiz-
    buch lieh, und gab das Beweismaterial anschließend dem Korporal.

    »Hier. Bewahr das auf.«
    Dann traten sie in die Nacht. Ein schmaler, hölzerner Laufsteg führte
    an den Mauern entlang. Jenseits davon erstreckte sich der Fluß.
    Mumm straffte dankbar Schultern und Rücken.
    »Die Sache gefäl t mir nicht«, sagte er. »Ich fürchte, Unheil bahnt sich
    an.«
    »Wo?« fragte Karotte und sah sich um.
    »Ich meine, es geschehen verborgene Dinge«, erklärte Mumm geduldig.
    »Ja, Hauptmann.«
    »Kehren wir zum Pseudopolisplatz zurück.«
    Sie setzten den Weg zur Messingbrücke fort. Sie kamen nur langsam
    voran, weil Karotte unterwegs al e Passanten grüßte. Hartgesottene Rü-
    pel, die von einem Wächter angesprochen wurden, antworteten meistens
    mit den Lauten für Symbole, die man in der obersten Reihe der
    Schreibmaschinentastatur findet. Doch auf Karotte reagierten sie nur mit
    einem harmlosen Murmeln, wenn er freundlich sagte: »Guten Abend,
    Quetscher! Heute abend schon jemanden durch die Mangel gedreht?«
    Sie hatten die Hälfte der Brücke hinter sich gebracht, als Mumm ste-
    henblieb und sich eine Zigarre zwischen die Lippen schob. Das Streich-
    holz riß er an einem der dekorativen Nilpferde an.
    »Karotte?«
    »Ja, Hauptmann?«
    »Glaubst du, es gibt so etwas wie eine verbrecherische Seele?«
    Man konnte förmlich hören, wie Karotte versuchte, den Sinn dieser
    Frage zu erfassen.
    »Meinst du vielleicht… so wie bei Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin
    Schnapper, Hauptmann?«
    »Er ist kein Verbrecher.«
    »Hast du mal eine seiner Pasteten probiert?«
    »Ja, aber bei ihm gibt es nur geographische Diskrepanzen in der finan-
    ziellen Hemisphäre.«
    »Wie bitte?«

    »Ich meine, er vertritt nur eine andere Ansicht über den Platz von be-
    stimmten Dingen. Zum Beispiel Geld. Er glaubt, es gehöre in seine Ta-
    sche. Nein, ich meine…« Mumm schloß die Augen, dachte an Zigarren-
    rauch, Getränke und lakonische Stimmen. Es gab Leute, die anderer
    Leute Geld nahmen. Ein klarer Fal von Diebstahl, in Ordnung. Aber es
    gab auch Leute, die anderen Leuten mit einem leichthin gesagten Wort
    das Menschliche nahmen. Wie nannte man solche Personen?
    Nun, Mumm mochte keine Zwerge und Trol e. Aber er mochte prak-
    tisch kaum jemanden. Er hatte fast jeden Tag in der Gesellschaft von
    Zwergen und Trol en verbracht und sich dadurch das Recht erworben, sie nicht zu mögen. Und irgendwelche dicken Idioten hatten nicht dieses Recht, abfällige Bemerkungen über Zwerge und Trolle zu machen.
    Er starrte ins Wasser. Der Ankh gurgelte und saugte an einem Brük-
    kenpfeiler direkt unter ihm. Baumstümpfe, Äste und Abfälle bildeten
    eine kleine Insel, auf der sogar Pilze wuchsen.
    Mumm sehnte sich nach einer Flasche von Bärdrückers Feinstem. Die
    Perspektive auf die Welt änderte sich, durch den Boden eines Glases
    betrachtet.
    Er sah etwas anderes.
    Signaturlehre, dachte Mumm. So nannten es die Naturheilkundigen.
    Die Götter schienen den Pflanzen ein »Benutz-mich«-Schild mitgegeben
    zu haben. Gewächse eignen sich bestens als Heilmittel für jenen Körper-
    teil, dessen Form sie haben. Zahnwurz für die Zähne, Milzwurz für
    die… Milz und so weiter. Es gibt sogar einen Pilz namens Phallus

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