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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schlechten Waffe gegenüber-
    treten muß.«
    »Wem gegenübertreten?«
    »Irgendwelchen Halunken, denen er bei seinen Streifzügen im Jenseits
    begegnet«, entgegnete Karotte ein wenig unbeholfen.
    »Ah.« Mumm zögerte. Dieses Thema bereitete ihm ein gewisses Unbe-
    hagen.
    »Es ist eine uralte Tradition«, erklärte Karotte.
    »Ich dachte, Zwerge glauben nicht an Teufel und Dämonen und so.«
    »Stimmt. Aber wir sind nicht sicher, ob… sie davon wissen.«
    »Oh.«
    Mumm legte die Axt beiseite und griff nach einem etwa zwanzig Zen-
    timeter großen Ritter. Ein Schlüssel steckte in seinem Rücken. Er drehte

    ihn – und ließ die Figur fast fallen, als sich ihre Beine plötzlich bewegten.
    Mumm stel te den kleinen Ritter auf den Boden, und der marschierte
    steifbeinig los und schwang dabei das Schwert.
    »Bewegt sich wie Colon, nicht wahr?« bemerkte der Hauptmann. »Ein
    Aufziehmechanismus!«
    »Das ist zur Zeit groß im Kommen«, sagte Karotte. »Mit solchen Din-
    gen kannte sich Herr Hammerhock aus.«
    Mumm nickte. »Nun, wir suchen etwas, das sich nicht an diesem Ort
    befinden sol te. Beziehungsweise nach etwas, das zwar hier sein sol te,
    aber durch Abwesenheit auffällt. Fehlt irgend etwas?«
    »Schwer zu sagen. Es ist nicht hier.«
    »Was?«
    »Das Fehlende«, antwortete Karotte pflichtbewußt.
    »Ich meine etwas, das sich nicht hier befindet, obgleich man es an ei-
    nem solchen Ort erwartet«, sagte Mumm geduldig.
    »Herr Hammerhock hat – hatte – die üblichen Werkzeuge. Erstklassige Qualität. Eigentlich schade.«
    »Was ist schade?«
    »Sie werden al e eingeschmolzen.«
    Mumm starrte auf das Gestel mit den Hämmern und Feilen.
    »Warum denn? Kann sie nicht jemand anders weiterverwenden?«
    »Man soll die Werkzeuge eines anderen Zwergs benutzen?« Karottes Miene zeigte deutlichen Abscheu – ebensogut hätte man ihm anbieten
    können, Korporal Nobbs Unterwäsche zu tragen. »O nein, ausgeschlos-
    sen. Sie sind… ein Teil von ihm. Ich meine, wenn sie jemand anders
    verwendet, nachdem er jahrelang damit gearbeitet hat… bäh!«
    »Im Ernst?«
    Der mechanische Soldat marschierte unter die Werkbank.
    »Es wäre falsch«, sagte Karotte. »Falsch und… eklig.«
    »Oh.« Mumm richtete sich auf.
    »Hauptmann…«
    »Au!«

    »… stoß nicht mit dem Kopf an. Tut mir leid.«
    Mumm rieb sich die schmerzende Stelle, mit der anderen Hand befühl-
    te er das Loch in der Wand.
    »Da… steckt was drin«, sagte er. »Gib mir einen Meißel.«
    Stille folgte.
    »Ich brauche einen Meißel. Und wenn du dich dann besser fühlst: Wir
    versuchen herauszufinden, wer Herrn Hammerhock umgebracht hat.
    Nun?«
    Widerstrebend nahm Karotte einen Gegenstand aus dem Werkzeugge-
    stell.
    »Das ist Herrn Hammerhocks Meißel«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Korporal Karotte, würdest du bitte für ein paar Sekunden aufhören,
    ein Zwerg zu sein? Du bist ein Wächter! Gib mir jetzt den verdammten
    Meißel! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit! Danke!«
    Mumm bohrte in dem Loch. Kurze Zeit später fiel ihm eine kleine, un-
    regelmäßig geformte Scheibe aus Blei in die Hand.
    »Vielleicht ein Katapult?« vermutete Karotte.
    »Dafür ist hier drin nicht genug Platz«, sagte Mumm. »Wie konnte sich
    das Ding nur so tief in die Wand hineinbohren?«
    Er steckte die Scheibe in die Tasche.
    »Ich schätze, das wär’s«, sagte er und richtete sich wieder auf. »Wir sollten… Au! Bitte hol den kleinen Ritter unter der Werkbank hervor. Ich
    möchte nicht, daß man uns später vorwirft, wir hätten hier Unordnung
    geschaffen.«
    Karotte streckte den Arm unter die Werkbank. Es raschelte.
    »Hier liegt Papier, Hauptmann.«
    Karottes Arm kam wieder zum Vorschein, seine Hand hielt ein vergilb-
    tes Blatt. Mumm betrachtete es.
    »Seltsam«, sagte er schließlich. »Es ist kein Zwergisch, soviel steht fest.
    Aber die Symbole… Ich habe sie schon einmal gesehen. Oder etwas
    Ähnliches.« Er reichte das Blatt Karotte. »Was kannst du damit anfan-
    gen?«

    Der Korporal runzelte die Stirn. »Nun, ich könnte das Blatt zu einem
    Hut falten. Oder zu einem Schiffchen. Oder zu einer hübschen Blu-
    me…«
    »Ich meine die Symbole. Ergeben die Zeichen für dich einen Sinn?«
    »Nein, eigentlich nicht, Hauptmann. Aber sie erscheinen mir vertraut.
    Vielleicht sind es… alchimistische Schriftzeichen?«
    »O nein!« Mumm schlug die Hände vors Gesicht. »Wenn die ver-
    dammten Alchimisten was damit zu tun haben… O nein! Nicht die irren
    Chemikalienrührer!

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