Helle Barden
sich der Le-
bensmittelhändler. »Niemand ist mehr seines Lebens sicher.«
»Man kann ihnen nicht trauen«, sagte Knuddel.
Brodel starrte ihn groß an. »Du bist ein Zwerg, nicht wahr?«
»Es ist verblüffend.« Knuddel schüttelte verwundert den Kopf. »Wor-
an merkt man das?«
»Ich muß jetzt weiter! Kann nicht zulassen, daß Frau Brodel von den
kleinen Teufeln geschändet wird! Ihr wißt ja, was man über Zwerge
munkelt!«
Die Wächter sahen dem Paar nach, als es sich wieder zu der Menge ge-
sellte.
»Nun, ich habe keine Ahnung«, knurrte Knuddel. »Was munkelt man über Zwerge?«
Karotte wandte sich einem Mann zu, der einen Imbißwagen schob.
»Entschuldige bitte, Herr«, sagte er. »Würdest du mir bitte erklären,
was hier los ist?«
»Und weißt du vielleicht, was man über Zwerge munkelt?« erklang eine
Stimme hinter Karotte.
»Das ist kein Herr, sondern Schnapper«, meinte Colon. »Und seht euch
nur seine Gesichtsfarbe an!«
»Sollten Wangen so glänzen?« fragte Detritus.
»Fühle mich gut, fühle mich gut!« behauptete Schnapper. »Ha! Verste-
he überhaupt nicht, was die Leute an meinen Würstchen auszusetzen
haben!«
»Was geschieht in der Stadt, Schnapper?« fragte Colon.
»Ich habe gehört…«, begann Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnap-
per. Er lief grün an.
» Was hast du gehört?« drängte Karotte. »Und von wem?«
»Von ihnen hab’ ich’s gehört«, antwortete Schnapper. »Du weißt schon.
Von den Leuten. Von allen. Es heißt, jemand fiel den Trollen bei den Tollen Schwestern zum Opfer, und die Zwerge haben die Immer-geöffnet-Töpferei des Trolls Kreidig in einen Trümmerhaufen verwan-
delt und außerdem die Messingbrücke zum Einsturz gebracht.«
Karotte deutete in eine bestimmte Richtung.
»Du bist gerade über die Messingbrücke gekommen«, stellte er fest.
»Äh, ja«, bestätigte Schnapper. »Nun, das erzählt man sich jedenfal s.«
»Oh, ich verstehe.« Karotte straffte die Schultern.
»Haben die Leute auch darüber gesprochen, was man so über Zwerge
munkelt?« fragte Knuddel.
»Ich glaube, wir sol ten mit der Tagwache über Kohlenfresses Verhaf-
tung reden«, sagte Karotte.
»Wir haben keine Waffen«, gab Colon zu bedenken.
»Ich bin sicher, daß Kohlenfresse überhaupt nichts mit Hammerhocks
Tod zu tun hat«, fuhr Karotte fort. »Wir sind mit der Wahrheit bewaff-
net. Was kann uns dann gefährlich werden?«
»Zum Beispiel ein Armbrustbolzen«, entgegnete Feldwebel Colon.
»Die Dinger hinterlassen gleich zwei Löcher im Kopf: eins in der Au-
genhöhle und das andere im Hinterkopf.«
»Na schön, Feldwebel«, sagte Karotte. »Wo kriegen wir zusätzliche Waffen her?«
Das Arsenal ragte als düstere Masse vor dem Abendrot auf.
Eigentlich seltsam, daß es in Ankh-Morpork ein Arsenal gab – immer-
hin besiegte die Stadt ihre Feinde durch Täuschung, Bestechung und
Integration. Feldwebel Colon drückte es folgendermaßen aus: Hatte man
den Gegner erst einmal auf friedliche Weise entwaffnet, mußte man den
ganzen Kram irgendwo aufbewahren.
Karotte klopfte an die Tür. Nach einer Weile ertönte das Geräusch von
Schritten, und eine kleine Klappe wurde geöffnet. »Ja?« fragte jemand
mit unüberhörbarem Mißtrauen.
»Ich bin Korporal Karotte von der Stadtmiliz.«
»Nie davon gehört. Verschwinde.«
Die Klappe schloß sich wieder. Karotte hörte Nobby leise kichern.
Er klopfte erneut an die Tür.
»Ja?«
»Ich bin Korporal Karotte…« Die Klappe bewegte sich, doch Karotte
rammte seinen Schlagstock in die Öffnung. »Ich bin gekommen, um
Waffen für meine Männer zu holen.«
»Ach? Und wo ist die Genehmigung?«
»Wie bitte? Aber ich…«
Der Schlagstock wurde zurückgestoßen, und die Klappe schloß sich
erneut.
»Tschuldigung.« Korporal Nobbs schob sich vorbei. »Laß es mich mal
versuchen. Mit solchen Sachen kenne ich mich aus.«
Mit seinen Stahlspitzen an den Stiefeln trat er an die Tür. Sie waren
sehr gefürchtet, besonders von Leuten, die auf dem Boden lagen und
sich nicht wehren können.
Klappe auf. »Ich habe gesagt, du sollst verschw…«
»Revisoren«, ertönte Nobbys scharfe Stimme.
Es war einige Sekunden still.
»Was?«
»Wir kommen wegen einer Bestandsaufnahme.«
»Wo ist die Genehmi…«
»Ach? Unsere Genehmigung wil st du sehen?« Nobby lachte höhnisch.
»Ha! Sicher willst du nur Zeit schinden. Damit deine Kumpel durch den
Hinterausgang schlüpfen können, um die ans Leihhaus verhökerten
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