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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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lang.« Colon putzte sich die Nase. »Ach, das waren noch Zeiten. Möchtest du ein Bonbon, Nobby?«
    »Ja, gern, Fred.«
    »Gib dem kleinen Hund auch einen«, sagte Gaspode. Colon gab ihm tatsächlich einen und wunderte sich darüber.
    »Siehst du?« Gaspode zermalmte den Bonbon zwischen seinen gräßlichen Zähnen. »Es klappt praktisch immer. Toll, nicht wahr?«
    »Du solltest besser aufpassen«, riet ihm Angua. »Wenn der Große Fido dahinterkommt…«
    »Oh, von dem habe ich nichts zu befürchten. Es wird es nicht wagen, etwas gegen mich zu unternehmen. Weil ich die Macht habe.« Gaspode kratzte sich eifrig am Ohr. »Hör mal, niemand zwingt dich, ins Wachhaus zurückzukehren. Wir könnten…«
    »Nein.«
    »Die Geschichte meines Lebens«, verkündete Gaspode. »Da ist Gaspode. Gebt ihm einen Tritt.«
    »Ich dachte, du bist jederzeit bei deiner großen, glücklichen Familie willkommen«, erwiderte Angua und schob die Tür auf.
    »Wie? Oh. Ja, natürlich«, sagte Gaspode hastig. »Nun, mir gefällt meine… äh… Unabhängigkeit. Aber im Prinzip hast du recht. Eine große, glückliche Familie wartet auf mich.«
    Angua sprang die Treppe hoch und drückte mit der Pfote die Klinke der nächsten Tür.
    Es war Karottes Zimmer. Sein Geruch – das farbliche Äquivalent war eine Mischung aus Goldgelb und Rosarot.
    An der einen Wand hing ein Bild, das eine Zwergenmine zeigte. An der anderen bemerkte Angua ein weiteres Blatt Papier: Viele sorgfältige Bleistiftstriche formten eine Karte der Stadt; bestimmte Stellen waren nachträglich geändert worden.
    Vor dem Fenster stand ein kleiner Tisch – genau der richtige Platz, um möglichst viel Licht zu bekommen und Kerzen zu sparen. Papier lag darauf, und Stifte steckten in einem kleinen Topf. Vor dem Tisch stand ein alter Stuhl. Unter einem Bein lag ein Stück Pappe, damit er nicht wackelte.
    Das war’s auch schon, abgesehen von einer Truhe mit Kleidungsstücken. Angua fühlte sich an Mumms Zimmer erinnert. Dieser Ort diente nur zum Schlafen; niemand
wohnte
hier.
    Sie fragte sich, ob Wächter wirklich einmal ganz und gar dienstfrei hatten. Es fiel ihr sehr schwer, sich Feldwebel Colon in ziviler Kleidung vorzustellen. Wenn man Mitglied der Wache wurde, war man es
rund um die Uhr.
Für die Stadt war das ein gutes Geschäft, da sie nicht etwa für vierundzwanzig Stunden bezahlte, sondern nur für zehn.
    »Na schön«, sagte Angua. »Ich nehme mir ein Laken. Schließ die Augen.«
    »Warum?« fragte Gaspode.
    »Anstandshalber.«
    Gaspode schwieg einige Sekunden. »Oh, natürlich. Völlig klar. Ich verstehe. Es gehört sich nicht, daß ich eine nackte Frau sehe. Das könnte mich auf dumme Gedanken bringen.
Lieber
Himmel!«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Nein, das kann ich nicht behaupten. Ich weiß es
nicht.
Kleidung war für mich als Hund nie etwas, das man als ein dingsda Dingsbums bezeichnen könnte.« Gaspode kratzte sich einmal mehr am Ohr. »Das sind gleich zwei metasyntaktische Variablen. Entschuldige.«
    »Bei dir ist das etwas anderes. Du weißt, wer ich bin. Außerdem sind Hunde von Natur aus nackt.«
    »Menschen ebenfalls.«
    Angua verwandelte sich.
    Gaspode legte die Ohren an und winselte.
    Angua streckte sich.
    »Weißt du, was besonders unangenehm ist?« fragte sie. »Die Haare. Nachher kriege ich kaum die Knoten raus. Und dann die schmutzigen Füße…«
    Sie zog ein Laken vom Bett und improvisierte daraus eine Art Toga.
    »Na bitte«, sagte sie. »Auf der Straße sieht man täglich Leute, die schlechter gekleidet sind. Gaspode?«
    »Ja?«
    »Du kannst die Augen jetzt wieder öffnen.«
    Gaspode blinzelte. Angua in der einen oder der anderen Gestalt zu sehen – kein Problem. Doch die Phase dazwischen, wenn das morphische Signal die Reise zwar begonnen, den Bestimmungsort aber noch nicht erreicht hatte… So etwas sollte man besser nicht mit vollem Magen beobachten.
    »Ich dachte, du rollst knurrend und heulend auf dem Boden umher…«
    Die Fähigkeit, im Dunkeln sehen zu können, verflüchtigte sich nicht sofort, und Angua nutzte sie, um ihr Spiegelbild zu betrachten.
    »Warum?«
    »Die Veränderung… tut sie weh?«
    »Es ist, wie mit dem ganzen Körper zu niesen. Man sollte eigentlich meinen, daß Karotte einen Kamm hat, nicht wahr? Ich meine,
jeder
hat einen Kamm.«
    »Wie ein… besonders starkes Niesen?«
    »Ich gäbe mich auch mit einer Kleiderbürste zufrieden.«
    Gaspode und Angua erstarrten, als sich die Tür knarrend öffnete.
    Karotte kam herein. In

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