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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schwert in der Hand nach draußen.
    »Wohin ist es gelaufen? Wohin?«
    »Keine Ahnung. Was war’s überhaupt?«
    Karotte zögerte.
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Karotte?«
    »Feldwebel?«
    »Du solltest dir was anziehen, Junge.«
    Karotte starrte in die Dunkelheit.
    »Ich habe mich umgedreht, und ganz plötzlich sah ich…«
    Er blickte auf das Schwert hinab und schien es erst jetzt richtig zur Kenntnis zu nehmen.
    »Oh, verdammt!« stöhnte er.
    Rasch kehrte er in sein Zimmer zurück und griff dort nach seiner Hose. Als er sie anzog, durchfuhr ihn ein Gedanke, so klar wie klares Eis.
    Du bist doch wirklich ein Blödmann. Hast ganz automatisch das Schwert gezückt. Wie dumm von dir! Jetzt ist sie weggelaufen, und wahrscheinlich siehst du sie nie wieder!
    Er drehte sich um. Ein kleiner grauer Hund stand in der Tür und beobachtete ihn aufmerksam.
    Nach einem solchen Schock verwandelt sie sich vielleicht nie zurück, fuhren die Gedanken fort. Was spielt es für eine Rolle, daß sie ein Werwolf ist? Bis vor kurzem hat es dich überhaupt nicht gestört, oder? Wenn du übrigens irgendwelche Kekse hast, kannst du sie dem kleinen grauen Hund in der Tür geben. Allerdings stehen die Chancen dafür, daß du derzeit Kekse bei dir hast, ziemlich schlecht, denn in nicht existierenden Taschen lassen sie sich wohl kaum verstauen. Wie dem auch sei: Du hast die Sache ganz schön vermasselt.
    … dachte Karotte.
    »Wuff, wuff«, sagte der Hund.
    Karotte runzelte die Stirn.
    »Die Worte stammen von dir, nicht wahr?« Er deutete mit dem Schwert auf die Promenadenmischung.
    »Von mir?« erwiderte Gaspode. »Hunde können nicht sprechen. Ich muß es wissen – ich
bin
einer.«
    »Sag mir sofort, wo sie hingelaufen ist! Sonst…«
    »Sonst was?« Gaspode seufzte. »Weißt du, was die erste Erinnerung in meinem Leben ist? Die allererste? Man hat mich in den Fluß geworfen. In einem Sack. Mit einem Backstein. Mich. Ich meine, ich habe richtig niedlich gewatschelt. Und ich hatte ein lustig umgeknicktes Ohr.
Und
ich bin flauschig gewesen. Der Sack landete im Ankh, besser gesagt, darauf. Ich konnte ans Ufer
gehen.
Aber so begann es, und später wurde es nicht besser. Ich meine, ich bin
in
dem Sack ans Ufer gegangen und habe den Backstein hinter mir hergezogen. Drei Tage brauchte ich, um mich durch das Leinen zu kauen. Na los. Droh mir ruhig.«
    »Bitte?« fragte Karotte.
    Gaspode kratzte sich am Ohr.
    »Vielleicht könnte ich ihrer Fährte folgen«, räumte er ein. »Mit dem richtigen Ansporn.«
    Er wackelte erwartungsvoll mit den Ohren.
    »Wenn du sie findest, erfülle ich dir jeden Wunsch«, sagte Karotte.
    »Oh, ich verstehe.
Wenn.
Ja. Schön und gut, das
Wenn.
Aber wie wär’s mit einem Vorschuß? Sieh dir nur diese Pfoten an. Sie sind völlig abgenutzt. Und diese Nase hier riecht nicht von allein. Sie ist ein Präzisionsinstrument.«
    »Wenn du nicht sofort mit der Suche beginnst, sorge ich persönlich dafür, daß du…« Karotte zögerte. Noch nie in seinem Leben war er grausam zu einem Tier gewesen.
    »… überlasse ich die Angelegenheit Korporal Nobbs«, beendete er den Satz.
    »Das nenne ich den richtigen Ansporn«, kommentierte Gaspode bitter.
    Er drückte seine schrumpelige Schnauze an den Boden. Das war eigentlich gar nicht nötig; Anguas Geruch hing wie ein Regenbogen in der Luft.
    »Du kannst wirklich sprechen?« fragte Karotte.
    Gaspode rollte mit den Augen.
    »Natürlich nicht«, antwortete er.
     
    Die Gestalt erreichte das Ende des Turms.
    Überall in der Stadt brannten Lampen und Kerzen. Zehntausend kleine, an den Boden gebundene Sterne erstreckten sich tief unten, und er konnte jeden einzelnen von ihnen auslöschen. Er hatte die Macht eines Gottes.
    Es war erstaunlich, wie viele Geräusche man hier oben hören konnte. Auch dadurch fühlte man sich wie ein Gott. Er vernahm das Bellen von Hunden und sogar die Stimmen von Menschen. Gelegentlich übertönte eine die anderen und reckte sich dem Nachthimmel entgegen.
    Dies
war Macht. Jene andere Macht, die ihm dort unten gehörte, die es ihm erlaubte, Anweisungen zu erteilen… Sie gehörte in die Sphäre der Menschen. Diese Macht war etwas anderes. Sie gebührte den Göttern.
    Er hob das Gfähr, schob ein Schußmagazin in die Halterung und zielte auf verschiedene Lichter. Er wählte sie ganz nach Belieben aus.
    Er hätte nicht zulassen sollen, daß das Gfähr die Bettlerin erschoß. Der Plan verlangte etwas ganz anderes. Gildenoberhäupter – so sah es die Strategie des

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