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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Und du weißt, was ich bin.«
    »Hab’s schon vergessen«, sagte Gaspode.
     
    Hauptmann Mumm betrachtete die Trümmer auf dem Hof. Sie lagen vor einem großen Loch in einer der Erdgeschoßkammern. Alle Fenster waren geborsten, und zahllose Glassplitter lagen auf dem Boden. Glas von einem Spiegel. Assassinen standen zwar in dem Ruf, sehr eitel zu sein, aber normalerweise befanden sich Spiegel in einem Zimmer. Diese Fragmente sollten eigentlich in einem Raum liegen, nicht hier draußen.
    Mumm sah, wie sich Obergefreiter Knuddel bückte und nach einigen Rollen griff, die mit einem halb verbrannten Seil verschnürt waren.
    Ein Stück Pappe lag in dem Durcheinander.
    Die Haare auf Mumms Handrücken prickelten.
    Er nahm einen charakteristischen Geruch wahr.
    Er war bereit zuzugeben, daß er kein besonders guter Polizist war – aber wahrscheinlich wäre ihm das erspart geblieben, da andere Leute darauf hingewiesen hätten. Zu seinen Charaktereigenschaften gehörte eine sture Entschlossenheit, die gewisse wichtige Personen als unangenehm empfanden. Und was gewisse wichtige Personen als unangenehm empfanden, konnte unmöglich Teil der Eigenschaften eines guten Polizisten sein. Wie dem auch sei: Mumm hatte Instinkte entwickelt. Ohne gute Instinkte konnte man auf den Straßen von Ankh-Morpork nicht überleben. Der Dschungel verändert sich auf subtile Weise, wenn ein Jäger eindringt, und eine solche Veränderung spürte Mumm nun in der Stadt.
    Etwas geschah, etwas
Falsches,
aber er wußte nicht genau, wo er danach suchen sollte. Er bückte sich, um das Stück Pappe aufzuheben…
    »Was geht hier vor?«
    Mumm neigte den Oberkörper wieder nach oben, drehte sich jedoch nicht um.
    »Feldwebel Colon, bitte kehre mit Nobby und Detritus zum Wachhaus zurück«, sagte er. »Korporal Karotte und Obergefreiter Knuddel – ihr bleibt bei mir.«
    »Zu Be
fähl
!« erwiderte Feldwebel Colon, stampfte mit dem Fuß auf und salutierte zackig, um die Assassinen zu verärgern. Mumm erwiderte den Gruß.
    Dann drehte er sich um.
    »Ah, Professor Kreuz«, sagte er.
    Das Oberhaupt der Assassinengilde war kalkweiß im Gesicht – ein deutliches Zeichen seines Zorns. Die Blässe kontrastierte seine schwarze Kleidung.
    »Niemand hat euch gerufen!« zischte Kreuz. »Wer gibt dir das Recht, dich an diesem Ort aufzuhalten, Wächter? Wieso schreitest du durch die Gegend, als wäre das hier dein persönliches Eigentum?«
    Mumm zögerte und juchzte innerlich. Er genoß diesen Augenblick. Er hätte ihn gern genommen und in ein großes Buch gelegt, um ihn gelegentlich hervorzuholen und sich an alle Einzelheiten zu erinnern.
    Er griff in den Brustharnisch und hielt zwei Sekunden später einen Brief von Anwalt Tagscheu in der Hand.
    »Wenn du den wesentlichen Grund erfahren möchtest…«, erwiderte er. »Hier gehört mir
tatsächlich
alles.«
    Man kann jemanden beschreiben, indem man die Dinge aufzählt, die der Betreffende verabscheut. Hauptmann Mumm verabscheute eine Menge. Assassinen standen fast ganz oben auf der Liste, sofort hinter Königen und Untoten.
    Er mußte sich allerdings eingestehen, daß sich Professor Kreuz sehr schnell von der Überraschung erholte. Er explodierte nicht, als er den Brief las; er erhob keine Einwände, behauptete nicht einmal, daß es sich um eine Fälschung handelte. Er faltete ihn einfach zusammen, gab ihn zurück und sagte kühl: »Ich verstehe. Grundbesitz, nicht wahr? Auch die Gebäude?«
    »In der Tat. Würdest du mir jetzt bitte sagen, was hier passiert ist?«
    Mumm sah einige andere hochrangige Assassinen durch das Loch in der Wand auf den Hof treten. Sie schienen in den Trümmern nach etwas zu suchen.
    Professor Kreuz zögerte zwei oder drei Sekunden lang.
    »Feuerwerkskörper«, sagte er.
     
    »Folgendes ist geschehen«, sagte Gaspode. »Jemand hat einen Drachen in eine Kiste gestopft und diese an die Wand des Gildengebäudes gestellt. Dann versteckte sich der Bursche hinter einer Statue, zog an einem Strick und… Bumm!«
    »Bumm?«
    »Genau. Unser Freund springt durch das Loch, kommt kurze Zeit später wieder zum Vorschein und rennt über den Hof. Von einem Augenblick zum anderen wimmelt’s überall von Assassinen, und er ist mitten unter ihnen. Wem fällt schon ein schwarzgekleideter Mann unter schwarzgekleideten Männern auf.«
    »Ist er noch immer da?«
    »Woher soll ich das wissen? An schwarzen Kapuzenmänteln herrscht da drüben kein Mangel…«
    »Wieso hast du das alles gesehen?«
    »Oh, am

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