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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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von der Zeichnung – und blieb an seinen Fingern kleben. Leonards krakelige Handschrift hatte es mit folgender Botschaft versehen: ».neppalk uz tniehcs sE: reipapzitoN«
    »Darauf bin ich echt stolz«, sagte Leonard. »Ich nenne es ›Praktische-Zettel-um-Notizen-zu-schreiben-die-Dinger-kleben-fest-aber-man-kann-sie-wieder-lösen‹.«
    Der Patrizier betrachtete den gelben Zettel.
    »Woraus besteht der Klebstoff?«
    »Aus gekochten Nacktschnecken.«
    Lord Vetinari zog den Zettel von seiner Hand ab, woraufhin er an der anderen festklebte.
    »Bist du deswegen hier?« fragte Leonard.
    »Nein«, erwiderte der Patrizier. »Ich bin gekommen, um mit dir über das Gfähr zu sprechen.«
    »Oh, die Sache tut mir sehr leid.«
    »Ich fürchte, das Objekt ist… abhanden gekommen.«
    »Meine Güte. Ich dachte, du hättest es verschwinden lassen.«
    »Ich habe es den Assassinen gegeben, damit sie es zerstören. Immerhin sind sie stolz auf die künstlerische Qualität ihrer Arbeit. Die Vorstellung, daß
jeder
über eine solche Macht verfügen könnte, müßte sie eigentlich zutiefst entsetzen. Aber die verdammten Narren haben das Ding behalten. Sie glaubten, es sicher einschließen zu können. Und jetzt ist es weg.«
    »Sie haben es nicht zerstört?«
    »Nein, offenbar nicht.«
    »Ebensowenig wie du. Ich frage mich, warum.«
    »Ich… kenne den Grund nicht. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Ich hätte es nie konstruieren dürfen. Es ist nur die Anwendung schlichter Prinzipien: Ballistik, einfache Aerodynamik, chemische Kraft. Die Legierung war ein Problem, genauso der gezogene Lauf. Dafür mußte ich ein kompliziertes Werkzeug herstellen. Milch? Zucker?«
    »Nein, danke.«
    »Ich nehme an, man sucht danach, oder?«
    »Die Assassinen halten Ausschau. Aber sie werden das Gfähr nicht finden. Weil sie falsch denken.« Der Patrizier griff nach einigen Skizzen des menschlichen Skeletts. Sie stimmten in allen Einzelheiten.
    »Oje.«
    »Deshalb vertraue ich auf die Wache.«
    »Wohl besonders auf Hauptmann Mumm, den du schon einmal erwähnt hast.«
    Lord Vetinari fand stets großen Gefallen an seinen Gesprächen mit Leonard. Der Erfinder sprach von der Stadt, als wäre sie eine ganz andere Welt.
    »Ja.«
    »Hoffentlich hast du ihm die große Bedeutung dieser Aufgabe klargemacht.«
    »In gewisser Weise. Ich habe ihm
zweimal
verboten, Ermittlungen anzustellen.«
    Leonard nickte. »Aha. Ich verstehe. Und ich hoffe, es klappt alles. – Es wäre vermutlich besser gewesen, wenn ich das Gerät wieder demontiert hätte, aber es erschien mir so…
natürlich.
Ich hatte den Eindruck, daß ich nur etwas zusammensetzte, das bereits existierte. Manchmal frage ich mich, woher die Idee überhaupt kam. Das Gfähr auseinanderzunehmen… aus irgendeinem Grund sah ich darin fast ein Sakrileg. Ebensogut hätte ich versuchen können, eine Person… äh… aus dem Verkehr zu ziehen. Möchtest du einen Keks?«
    »Manchmal ist es notwendig, die eine oder andere Person aus dem Verkehr zu ziehen«, sagte Lord Vetinari.
    »Ansichtssache«, entgegnete Leonard da Quirm höflich.
    »Du hast eben von ›Sakrileg‹ gesprochen«, fuhr der Patrizier fort. »Normalerweise sind daran doch auch Götter beteiligt, nicht wahr?«
    »Habe ich wirklich das Wort ›Sakrileg‹ benutzt? Ich kann mir kaum vorstellen, daß es einen Gott der Gfähre gibt.«
    »Das fällt auch mir schwer.«
    Lord Vetinari rutschte ein wenig zur Seite und griff hinter sich.
    »Was ist das?« erkundigte er sich.
    »Oh, ich habe es schon gesucht«, erwiderte Leonard. »Es ist ein Modell meiner Dreht-sich-in-die-Luft-Maschine.« 21
    Lord Vetinari bewegte den kleinen Rotor.
    »Würde der Apparat funktionieren?«
    »Ja«, sagte Leonard sofort. Dann seufzte er. »Vorausgesetzt, man findet einen Mann, der so stark ist wie zehn Männer und der die Kurbel in einer Minute tausendmal drehen kann.«
    Der Patrizier entspannte sich. Dadurch wurde auf eine subtile Weise deutlich, daß er sich vorher ein wenig versteift hatte.
    »Jetzt läuft also ein Mann mit einem Gfähr in der Stadt herum«, sagte er. »Er hat es einmal erfolgreich verwendet, und fast wäre es ihm auch ein zweites Mal gelungen, seine Absichten zu verwirklichen. Könnte jemand anders das Gfähr noch einmal erfinden?«
    »Nein«, antwortete Leonard. »Ich bin ein Genie.« Es war nur eine Feststellung; Anmaßung lag dem Erfinder fern.
    »Verstehe. Aber wieviel Genialität ist
nach
der Erfindung des Gfährs erforderlich, um ein zweites Exemplar

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