Hell's Angels (German Edition)
bevor. Das ursprüngliche Berdoo-Chapter (zu dem auch Fontana gehörte) war auf einen harten Kern zusammengeschrumpft, der fest entschlossen war, mit dem Schiff unterzugehen. In Sacramento hatte den dortigen Angels eine Zwei-Mann-Vendetta von Sheriff John Miserly und einem Polizisten namens Leonard Chatoian das Leben derart vergällt, dass sie schon planten, gemeinsam nach Oakland zu ziehen. Und selbst dort war die Kacke am Dampfen. »Scheiße, sie konnten jederzeit ins El Adobe geplatzt kommen und uns mit vorgehaltenen Flinten zwingen, uns in einer Reihe am Tresen aufzustellen«, erinnert sich Sonny Barger. »Wir fingen sogar an, im Sinners Club zu trinken, weil es da einen Hinterausgang und ein Fenster gab, durch das wir fliehen konnten. Es wehte ein richtig scharfer Wind, Mann. Wir waren ganz schön in Bedrängnis.«
Ein guter Reporter kann, wenn er die richtige Herangehensweise wählt, auch eine Katze oder einen Araber verstehen. Auf die Wahl der Herangehensweise kommt es an, und wenn er sich da falsch entscheidet, ist er hinterher zerkratzt oder steht vor einem Rätsel. – A. J. Liebling
Bei Erscheinen des Berichts hatte es der Bundesstaat Kalifornien eingestandenermaßen seit fünfzehn Jahren mit einer kriminellen Verschwörung der übelsten Sorte zu tun, und dennoch waren auf den fünf Seiten, auf denen es um die verbrecherischen Machenschaften der Hell’s Angels geht – an denen meist zwischen einem Dutzend und hundert Outlaws beteiligt waren – lediglich sechzehn Festnahmen und zwei Verurteilungen aufgelistet. Was sollte man davon halten? In einem anderen Abschnitt des Berichts hieß es, von den 463 polizeibekannten Hell’s Angels seien 151 vorbestraft. Das ist so die Art von Statistik, die dem Steuerzahler Vertrauen in seine Polizei einflößt. Und noch mehr Vertrauen in die Arbeit der Behörden hätte es sicher hervorgerufen, wenn es diese 463 Hell’s Angels zum Zeitpunkt der Drucklegung der Statistik tatsächlich gegeben hätte. Dummerweise gab es nicht einmal einhundert. Seit 1960 hat es nie mehr als zweihundert aktive Mitglieder gegeben, und locker ein Drittel davon sind nur dem Namen nach Hell’s Angels – ältere Semester, die in die Jahre gekommen und in den Ehehafen eingelaufen sind, ein oder zwei Mal im Jahr zu einem Großereignis wie dem Labour Day Run aber immer noch ihr Colour tragen.
Der Lynch-Bericht erwähnte etliche dieser alljährlich stattfindenden Treffen, aber die Schilderungen waren nicht ganz objektiv. Aus nahe liegenden Gründen werden
Polizisten nur selten Augenzeugen eines Verbrechens und müssen sich also darauf verlassen, was andere ihnen erzählen.
Die Newsweek -Version des Überfalls auf Porterville war beinahe wortwörtlich aus dem Lynch-Bericht abgeschrieben. Eine andere Version dieser Geschichte war am 5. September 1963 in der Porterville Farm Tribune erschienen. Es war ein Augenzeugenbericht, nur Stunden nach den Ereignissen von dem Tribune -Reporter Bill Rodgers niedergeschrieben. Die Schlagzeile lautete: SIE KAMEN, SIE SAHEN, SIE SIEGTEN NICHT.
Die Polizei von Porterville wusste seit dem Samstagmorgen, dass der kalifornische Motorrad-Clan an diesem Wochenende möglicherweise nach Porterville kommen würde.
Am späten Nachmittag fanden sich die ersten Motorradfahrer auf der Main Street Ecke Olive Avenue ein. Der Eagle Club war ihr Treffpunkt, dort tranken sie. Einige Motorradfahrer waren auch im Murry Park. Niemand, den wir sahen, ließ sich etwas zu Schulden kommen.
Am frühen Abend trafen zahlreiche weitere Motorradfahrer ein, und an der Main Street Ecke Olive Avenue staute sich der Verkehr. Unser Telefon lief heiß, weil die Leute wissen wollten, was die Stadtverwaltung in dieser Sache unternahm. Man forderte uns auf, die Nationalgarde zu alarmieren, Massenfestnahmen anzuordnen, eine Bürgerwehr aufzustellen und sie mit Axtstielen und Schrotflinten zu bewaffnen.
Gegen 18.30 Uhr waren wir auf Streife in der Main Street. Dort begann gerade die Show. Etwa
zweihundert Mitglieder des Motorrad-Clans, darunter auch einige Frauen und Kinder, machten sich allmählich lautstark bemerkbar; einige drängten sich hinaus auf die Straße und belästigten Autofahrer und Fußgänger; über hundert Motorräder parkten auf der Ostseite der Main Street.
Wir fuhren zurück zur Polizeiwache. Torigian und Searle taten dort Dienst, und Porrazzo kam hinzu. Es gab immer noch keine Gewalt, keinen triftigen Grund für Festnahmen. Es hieß abwarten, wie sich die Lage entwickelte.
Weitere Kostenlose Bücher