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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Gebirgsgemeinde, und wenn hier das Gleiche galt wie in den Appalachen, brauchte es wahrscheinlich viel länger, um die Leute in Wut oder Panik zu versetzen. Wenn aber dann mal der Teufel los war, kannten sie keinerlei Vernunft oder Gnade mehr. Wie die Angels neigten sie dazu, im Notfall auf ihr eigenes Verständnis von Gerechtigkeit zurückzugreifen – das nicht viel mit dem gemein hat, was in Gesetzbüchern steht. Ich glaubte, die Gebirgsleute wären viel toleranter den lärmenden Umzügen der Angels gegenüber, aber – verglichen mit ihren Vettern aus dem Flachland – viel schneller bei der Hand, es mit gleicher Münze heimzuzahlen, sollte es zu irgendwelchen Verletzungen oder Misshandlungen kommen.
    Auf dem Weg den Berg hinab hörte ich eine weitere Monitor -Nachrichtensendung, in der berichtet wurde, die Hell’s Angels seien unterwegs nach Bass Lake, und großer Ärger sei unvermeidlich. Es wurde auch erwähnt, dass in Los Angeles ein Polizeibeamter einen Verdächtigen erschossen hatte, der am Tag zuvor wegen des Verdachts der Vergewaltigung seiner Tochter festgenommen worden war. Der Anblick, wie der Verdächtige durch die Vorhalle des Polizeireviers geführt wurde, sei zu viel für den Beamten gewesen, er habe die Kontrolle über sich verloren und aus nächster Nähe geschossen. Das Opfer war angeblich ein Hell’s Angel, und Zeitungen, die an
diesem Nachmittag in Bass Lake verkauft wurden, trugen die Schlagzeile: HELL’S ANGEL NACH VERGEWALTIGUNG ERSCHOSSEN. (Der Verdächtige, der den Zwischenfall überlebte, war ein 21-jähriger Drifter. Man sprach ihn später von jeglicher Verbindung zu den Angels wie auch zu der Vergewaltigung frei; die Tochter des Polizeibeamten hatte an der Haustür Kochbücher verkauft und war dabei in ein Haus gelockt worden, das bekanntermaßen von Dragsterfahrern und Hotroddern frequentiert wurde. Der Polizist gestand, den Kopf verloren und auf den falschen Mann gefeuert zu haben; später berief er sich dann auf eine vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit und wurde von einem großen Geschworenengericht der Stadt Los Angeles in allen Anklagepunkten freigesprochen.) Die Presse brauchte jedoch mehrere Tage dafür, den Vergewaltigungs- und versuchten Erschießungsfall von den Hell’s Angels zu trennen, und in der Zwischenzeit gossen die Schlagzeilen weiter Öl ins Feuer. Neben den ganzen Berichten aus Laconia, den Radiosendungen und all den Furcht einflößenden Vorhersagen in der Tagespresse nun auch noch das: eine Hell’s-Angels-Vergewaltigung in Los Angeles, genau rechtzeitig für die Zeitungen vom dritten Juli.
    Angesichts all dieser explosiven Ingredienzen kam ich mir nicht im Mindesten als Panikmacher vor, als ich von Bass Lake aus endlich eine Verbindung nach Washington bekam und anfing in groben Zügen zu schildern, was dort bald geschehen würde. Ich stand in einer Telefonzelle im Zentrum von Bass Lake – das aus einer kleinen Post, einem großen Lebensmittelladen, einer Kneipe mit Cocktail-Lounge und noch diversen anderen pittoresken Redwood-Gebäuden bestand, die ausgesprochen leicht entflammbar aussahen. Während ich telefonierte, fuhr Don
Mohr auf seinem Motorrad vor. Er hatte die Straßensperre dank seines Presseausweises passieren dürfen und gab mir zu verstehen, er müsse dringend bei der Tribune anrufen. Mein Redakteur in Washington erzählte mir gerade, wann ich wie was abzuliefern hätte, aber das würde ich erst tun, wenn der Aufruhr nicht mehr zu stoppen und es bereits zu erheblichen Personen- und Sachschäden gekommen war – und auch dann würde ich nicht mehr liefern als eine feuilletonistische Variante der üblichen Nachrichtenagenturmeldung: Wer, Was, Wann, Wo und Warum.
    Ich war immer noch am Telefon, als ich sah, wie ein großer Kerl mit kastanienbraunem Haar und einer Pistole am Gürtel zu Mohr ging und ihm sagte, er solle die Stadt verlassen. Ich konnte nicht viel von dem hören, was gesprochen wurde, sah aber, wie Mohr ein Bündel Papiere hervorholte und sie ausbreitete wie ein Trickbetrüger ein gezinktes Blatt. Ich sah, dass er dringend telefonieren musste, und deshalb einigte ich mich mit meinem Mann in Washington dahingehend, dass Dringendes stets Vorrang hatte, und hängte auf. Mohr stürzte sofort ans Telefon und überließ es mir, mit der Menschenmenge klarzukommen, die sich mittlerweile versammelt hatte.
    Glücklicherweise war meine Kluft zu bunt gemischt, als dass man daraus irgendwas hätte schließen können. Ich trug eine Levis,

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