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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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darüber habe ich wirklich angestrengt nachgedacht, und ich kann’s dir auch nicht annähernd mit Sicherheit sagen, nicht so, wie ich mir bei Buddy-O und Griffiths ziemlich sicher bin, und daß sie ihre Rotationsprofit-Nummer abgezogen haben.«
    Er seufzte. »Aber ich sag dir trotzdem, was ich glaube«, sagte Lionel. »Es ist ziemlich offensichtlich, daß einer von uns hier aus dem Dschungel in die Schießerei in Harlem verwickelt ist. Vielleicht habe ich den Burschen ja sogar schon mal gesehen, hinter dem du her bist, aber nach deiner Beschreibung kann ich es wirklich nicht sagen. Wenn ich ihn kennen würde und wenn ich wüßte, wo er hier unten steckt, Hock, ich würde ihn sofort und auf der Stelle verpfeifen, so wahr mir Gott helfe. Der Grund ist, daß ich erstens, wie ich schon sagte, nichts von dieser Art Gewalt halte, und zweitens tut es uns anderen keinen Gefallen, das Interesse der Cops auf den Dschungel zu lenken - nicht, daß ich was gegen dich persönlich habe, Hock, aber das schließt sogar dich ein...
    Tja, wenn ich dir sage, daß ich nicht weiß, wo er ist, mußt du mir das einfach glauben. Ich würde dich bestehlen, aber belügen würde ich dich nie. Das ist ein weiterer meiner strengen Grundsätze. Jedenfalls soviel kann ich dir sagen: Der junge Schwarze, hinter dem du her bist, lebt nicht hier im anständigen Teil des Dschungels, andernfalls würde ich ihn kennen. Also wird er sich wahrscheinlich am anderen Ende verkrochen haben, das du ja schon von deiner Verfolgungsjagd neulich kennst.
    Tut mir leid, ich weiß, das hilft dir nicht besonders viel weiter. Aber, verdammt, ich bin hier nur der König, und ich kann auch nicht alles wissen. Außer vielleicht etwas, das dir helfen könnte zu verstehen, wie ein Mensch sich zu Anfang fühlt, wenn er den Sturz hier runter gemacht hat.«
    Ich sagte, ich könnte jede Hilfe gebrauchen, die er mir in dieser Hinsicht geben wollte. Ich habe im Verlauf meiner Arbeit als Detective herausgefunden: Zu verstehen, warum ein Mensch etwas tut, ist so gut wie eine greifbare Spur.
    »Von Anfang an«, erklärte Lionel, »bist du erst mal stinksauer, weil du deinen Kopf noch nicht von dieser Eigentumsvorstellung frei gemacht hast, die dir seit deiner Geburt von allen eingehämmert wird. Und du hast kein Eigentum, also bist du sauer.
    Und du schaust dich um und siehst, wo du jetzt lebst, und du siehst auch die Tatsache, daß einige von uns tagsüber oben arbeiten und trotzdem hier unten leben müssen, da wir uns keine Mieten leisten können - und du fängst an, die Leute hier unten zu zählen, was meiner Schätzung nach ungefähr zweitausend oder so sein dürften. Tja, natürlich denkst du, daß es keine Hoffnung gibt, da ja so viele von uns gestoßen oder gezogen worden oder gefallen oder was auch immer sind - genau wie du und jeder andere längst weiß, daß es keine Gerechtigkeit gibt.
    Also liegst du Nacht für Nacht da und träumst, daß du Jagd auf jeden machen willst, der dich mal übervorteilt hat, um ihnen eine dieser häßlichen Fledermäuse in den Mund zu stopfen, die hier unten rumfliegen, und ihnen dann die Lippen zuzunähen. Wirklich fürchterliche Träume dieser Art hast du, Träume, die ungefähr genauso schrecklich und zerstörerisch sind wie die, die die Vermieter in der Zwischenzeit oben in ihren Betten träumen.
    Tja, und dann verschwinden diese Gedanken allmählich. Was nur natürlich ist, denn wenn’s nicht so wäre, würde dir der Kopf explodieren. Dein Wahnsinn beruhigt sich irgendwie, glättet sich...
    Bis auf die Tatsache, daß trotzdem Nacht auf Nacht folgt und du trotzdem immer noch unter den kalten Sternen Manhattans liegst und in die Schwärze hinaufschaust und erkennst, daß du als absolute Null sterben wirst - und daß es absolut keine Rolle spielt, daß es keinen einzigen Menschen auch nur einen Furz interessiert, und daß du für niemanden zu einer Erinnerung wirst...«
    Lionel beugte sich vor und öffnete den Rauchabzug des Ofens und stocherte in den Kohlen nach einem letzten Hauch von Hitze.
    »Und an diesem Punkt erkennst du vielleicht auch, daß du nichts mehr zu verlieren hast, verstehst du?
    Vielleicht fühlst du dich hingezogen zu dem Dreck und der Wut oben am anderen Ende des Dschungels. Und dort lebst du dann mit deinem Wein und deinem Dope und deinen Zigarettenkippen, die du hinter deinen Ohren trocken hältst; du lebst ohne den winzigsten Funken Hoffnung in deinem Herzen. Aber du lebst, das tust du - wenigstens soweit ein Arzt es

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