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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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wie unfair alles ist, dann fange ich an zu saufen. Wirklich richtig hart und übel zu saufen. Du weißt, wie das ist, Hock?«
    Ich sagte, ja, ich wüßte es. Und dann sagte Jim mit seinen Händen etwas zu Mona, und Mona antwortete ihm. Jim setzte sich neben ihren Füßen im Schneidersitz auf den Boden und beobachtete mich, während seine Mutter fortfuhr.
    »Die ganzen Jahre über habe ich versucht, mich ihm gegenüber so anständig wie nur möglich zu verhalten, doch er ist einfach weggelaufen«, sagte Mona. »Er hat sich immer mit Typen herumgetrieben, die ihre Tage unten im Dschungel verbrachten.
    Da unten gab es eine Frau, die sich schließlich um ihn kümmerte...«
    Ich sagte: »Das ist dann wahrscheinlich Heidi.«
    »Du kennst sie... Ich verstehe. Tja, zwischen den beiden gab es irgendeine merkwürdige Verbundenheit, frag mich nicht wieso. Gott! Diese Leute da unten, die leben in einer eigenen kleinen Gesellschaft.
    Jedenfalls, Heidi liebte meinen Jungen, als gehörte er zu ihr, und das war es, soweit es die beiden betraf. Sie hat ihn beschützt, und er wollte bei ihr sein, mehr als es ihn interessierte, mit mir zusammenzusein. Und daher, wie ich schon sagte, Hock, ich allein kam mit dem Jungen nicht zurecht, und kein Anwalt wollte meinen Fall vor Gericht vertreten...
    Daher ließ ich es zu, daß Heidi auf eine Art in meine Rolle schlüpfte. Jim kam mich von Zeit zu Zeit besuchen... er war in der Nähe, doch schließlich verschwand er wieder im Dschungel. Er schlich sich immer heimlich an mich heran, als wäre er jemand, der instinktiv wußte, daß er an Vordereingängen nicht willkommen war... Manchmal denke ich, er ist erheblich cleverer, als er sich anmerken läßt.«
    Ich fragte Mona: »Kommt er dich auch manchmal im Club besuchen?«
    Sie seufzte. »Ja. Er kommt aus der Gasse über die Feuerleiter, und ich lasse ihn dann durch den Notausgang in den Korridor vor den Garderoben. Wenn du’s also unbedingt wissen willst - ja, es war Jim, der dich an diesem Abend von hinten niedergeschlagen hat. Er hatte Angst und glaubte wahrscheinlich, er würde mich beschützen. Er hat dich gesehen und dich niedergeschlagen, und ich konnte nichts darüber sagen. Das verstehst du doch, Hock? Du verstehst doch, daß -«
    Aber in diesem Moment konnte sie nicht weitersprechen.
    Sie berührte den Kopf ihres Sohnes und weinte. Jim faltete seine großen Hände auf seinem Schoß und starrte mich weiter an, wußte nichts von dem Leiden seiner Mutter - oder den Schwierigkeiten, in denen sie steckte, oder den Schwierigkeiten, in denen er selbst steckte.
    Ich fragte Mona: »Was kannst du mir über Heidi sagen?«
    »Sehr wenig. Ich weiß nur, daß sie vor einigen Jahren ihren eigenen Jungen verloren hat. Das hat sie mir mal erzählt. Daher konnte ich auch ihre Zuneigung zu Jim verstehen. Er war vielleicht so was wie eine Erinnerung an ihren Sohn. Ich weiß es nicht. Und ich weiß auch, daß sie einen Beruf hatte. Sie nähte Kostüme und Kleider, Schneiderei und so weiter... Ich wußte, daß sie vor langer Zeit mal für Labeija gearbeitet hatte...
    Ich habe versucht, Heidi eine anständige Wohnung zu besorgen. Damit sie arbeiten konnte, ein richtiges Zuhause hatte. Aber sie wollte nichts davon wissen. Man kann ihr nichts geben, weil sie überzeugt ist, daß dann nur jemand kommt und es ihr wieder fortnimmt. Soweit habe ich sie zumindest verstanden.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte ich. »Von mir nimmt sie nur Kaffee an, sonst nichts.«
    Mona nickte. »Tja, ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, diesen krankhaften Tick zu umgehen. Und ich glaubte, daß ich vielleicht gleichzeitig etwas für Jim tun könnte - und vielleicht auch etwas gegen seinen Vater. Das kam mir in den Sinn, als ich mich an die Arbeit machte... Ich denke, man könnte wohl sagen, daß ich Stückchen für Stückchen, genau wie du, einen Weg fand.«
    »Was?«
    »Zuerst dachte ich, ich würde Heidi etwas suchen, von dem sie glauben konnte, daß niemand auf der Welt sonst es jemals haben wollte - einen Ort, an dem sie sich sicher fühlen konnte, einen Ort, von dem sie glaubte, daß ihn ihr niemand wegnehmen würde. Nun, den habe ich gefunden - und genau hier in Hell’s Kitchen. Und als ich ihn gefunden hatte, habe ich ebenfalls erfahren, daß er niemand anderem als Samuel Waterman - oder Father Love - gehörte.
    Tja, das war schon ziemlich interessant. Also habe ich über Waterman und seine Geschäfte Nachforschungen angestellt. Und während ich noch all die

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