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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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friedlichen kleinen Städtchen wie Nutley vielleicht, drüben in Jersey, entschieden zu haben. Wer brauchte so was?
    Der Lieutenant kurbelte die Seitenscheibe runter, als ich mit meiner Dienstmarke dagegenklopfte. Wärme und blauer Zigarettendunst schlängelten sich in die Kälte hinaus und vermischten sich mit den grauen Abgaswolken.
    »Und, Looey«, sagte ich, nachdem ich den Dienstgrad vor seinem Namen auf dem silbernen Schildchen gelesen hatte, das an seiner plumpen Brust steckte, »schon irgendwas Neues aus dem Krankenhaus über den Zustand von Father Love gehört?«
    »Sie sind sicher Hock, stimmt’s?«
    Was ich bestätigte.
    Der Mann, mit dem ich hier redete, war ein gewisser Lieutenant G.L. Keene, und er beäugte mich aus äußerst unbrüderlichen Schlitzen unter dem glänzend schwarzen Schirm seiner Kommandantenmütze. Daher konnte ich nicht sicher sein, was seine Haarpracht betraf, da er ja diese Mütze trug, aber ich tippte mal darauf, daß er eine Glatze hatte. Er hatte wenigstens das Gesicht eines Glatzkopfes. Er war um die fünfundfünfzig und besaß die Statur eines Kissens, und er schien das Leben ungefähr genauso toll zu finden wie ein fetter Mann mit einem Nacken voller Furunkel.
    »Okay, Hock, lassen Sie mal sehen. Sie sind also rein zufällig hier oben in meinem Revier. An einem Sonntagmorgen, an dem Sie, soweit ich weiß, normalerweise frei haben. Und Sie treiben sich hier mit einer Bande dieser Sekten-Nigger rum. Und dann machen Sie rein zufällig einen kleinen Rundgang in dieser Gasse da und retten dem Padre am Ende das Leben.«
    Er schwieg einen Moment, saugte an seinen Zähnen und brummte: »War’s das so ungefähr?«
    Weil ich darauf nichts erwiderte, bekam Keene keine Verschnaufpause.
    »Jesus Christus«, fuhr er fort, »ich wünschte, die würden’s mir sagen, wenn hier oben irgendeine VIP-Nummer abläuft, das wünschte ich mir gottverdammt wirklich! Hören Sie, sagen Sie mir wenigstens soviel - ist der Captain hier oben in die Sache eingeweiht?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Wahrscheinlich nicht.«
    Dies schien eine gewisse Erleichterung für Keene zu sein, einem von Natur aus paranoiden Burschen, was auf die verdrießlichen Verhältnisse eines gewissen Schlages bigotter Cops zurückzuführen ist, von dem ich schmerzlicherweise zugeben muß, daß er in einem so beträchtlich unvollkommenen System wie dem New York Police Department so etwas wie ein Klischee ist. Aber manchmal findet ein unvollkommenes System die vollkommenen Mittel, mit Klischees dieser Art fertig zu werden, indem sie sie in die Hölle befördert. In seinem eigenen Fall war Keene eines Tages klargeworden, daß er zur Zielscheibe eines Witzes irgendeines seiner Vorgesetzten geworden war, als ihn jemand mitten nach Harlem versetzte, wo er sicher sein konnte, den Rest seiner Laufbahn von solchen Leuten umgeben zu verbringen, die absolut nicht die gleiche Abstammung hatten wie er.
    »Allmächtiger, Hock, Sie müßten mal all die Angebote sehen, die ich kriege, Chief of Police von beschissenen kleinen Departments in beschissenen kleinen Käffern wie Coconuts, Florida, zu werden. Oh, jeden Tag kriege ich mit der Post solche Angebote. Ich schwör’s bei Gott, wenn ich weiter so übergangen werde, wie Sie’s gemacht haben, dann sage ich eines Tages noch ja zu Coconuts.«
    Und natürlich war dies die andere Methode eines unvollkommenen Systems, mit seinen Keenes fertig zu werden: Schick ihre Lebensläufe zu anderen Polizeidienststellen möglichst weit, weit weg. Mein eigener Chef, Inspector Neglio, machte genau das routinemäßig, wenn er mit unerwünschten Elementen zu tun hatte. Wenn dann das gewünschte Ergebnis erreicht war, würde Neglio einer der ersten sein, die einem Keene auf die Schultern klopften und ihm versicherten, daß New Yorks Verlust ein Gewinn für Coconuts sein würde.
    »Tja, Sie werden uns hier oben ganz sicher fehlen«, sagte ich zu Keene. Keene nahm seine Mütze ab und rieb seinen unbehaarten Skalp, und plötzlich lösten sich all meine Wünsche nach dem guten Leben bei Sears Roebuck in Luft auf, als ich mir ein Nutley voller Keenes vorstellte.
    Dann fragte ich ihn: »Aber bis Sie sich an einen anderen Ort versetzen lassen, könnten Sie mir doch vielleicht, wie ich
    Sie gebeten habe, die letzten Neuigkeiten über Father Love mitteilen, oder?«
    »O ja. Vor ungefähr zwei Minuten ist durchgegeben worden, daß der Zustand des Padre kritisch ist. Sie haben schon Patienten gehabt, denen es besser ging,

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