Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Anklagepunkten nicht schuldig. Keene setzte den Prozessbeginn auf den 9. Februar an. Da am gleichen Tag das Wiederaufnahmeverfahren von Bobby Beausoleil beginnen sollte, wurde ich vom Beausoleil-Hinman-Fall abgezogen und der stellvertretende Staatsanwalt Burton Katz damit betraut. Ich war darüber nicht böse, denn ich hatte mit Tate/LaBianca mehr als genug zu tun.
Dieser Dienstag sollte Bernard Weiss auf eine harte Geduldsprobe stellen.
Weiss hatte Susan Atkins’ Geschichte in der Los Angeles Times nicht gelesen, dafür aber ein Arbeitskollege, und der erwähnte, dass bei den Tate-Morden ganz sicher ein Revolver Kaliber .22 verwendet worden sei. Seltsamer Zufall, dass gerade Weiss ’ Sohn eine solche Waffe gefunden hatte?
Aber Weiss ahnte, dass es mehr als Zufall sein könnte. Denn immerhin hatte sein Sohn den Revolver am 1. September, also etwas mehr als zwei Wochen nach den Tate-Morden, entdeckt, und sie wohnten nicht weit vom Tate-Wohnsitz entfernt. Die Straße direkt oberhalb des Hangs, an dem Steven die Waffe gefunden hatte, war der Beverly Glen. An diesem Morgen rief Weiss bei der Abteilung Valley Services der Polizei L. A. im Stadtviertel Van Nuys an und gab an, dass er glaube, die im Fall Tate gesuchte Waffe gefunden zu haben. Aber die Leute aus Van Nuys verwiesen ihn an das Morddezernat im Park Center.
Also rief Weiss um zwölf Uhr mittags dort an und wiederholte seine Geschichte. Er berichtete, dass sich an der Waffe, die sein Sohn gefunden hatte, ein defekter Abzugsbügel befand und dass eine hölzerne Griffschale fehlte. »Klingt tatsächlich nach der Waffe«, meinte der Detective. »Wir überprüfen das.«
Weiss rechnete mit einem Rückruf des Beamten, doch der blieb aus. Als Weiss an diesem Abend nach Hause kam, las er die Atkins-Geschichte. Nun war er überzeugt. Um 18 Uhr rief er wieder im Morddezernat an. Da der Beamte, mit dem er am Mittag gesprochen hatte, nicht da war, musste er seine Geschichte zum dritten Mal erzählen. Von diesem Polizisten bekam er dann zu hören: »So lange bewahren wir keine Waffen auf. Nach einer Weile werfen wir sie ins Meer.« Weiss erwiderte: »Ich kann nicht glauben, dass Sie das wichtigste Beweisstück im Fall Tate einfach weggeworfen haben.« »Hören Sie, Mister«, hielt der Beamte dagegen, »wir können nicht jeder Meldung zu einer gefundenen Waffe nachgehen. Jedes Jahr werden Tausende Waffen gefunden.« Das Gespräch endete schließlich im Streit, und beide Seiten hängten auf.
Weiss rief daraufhin einen seiner Nachbarn an, Clete Roberts, einen Nachrichtensprecher bei Channel 2, und erzählte die Geschichte. Roberts wiederum kontaktierte in der Folge jemanden bei der Kripo L. A.
Auch wenn nie geklärt wurde, welcher von fünf Anrufen Wirkung zeigte, reagierte das Dezernat schließlich doch am Abend. Um 22 Uhr – dreieinhalb Monate nachdem Weiss Officer Watson die Waffe übergeben hatte – fuhren die Sergeants Calkins und McGann nach Van Nuys und holten den Revolver Hi Standard Longhorn, Kaliber .22 ab.
»Polizei findet mutmaßliche Mordwaffe von drei Tate-Opfern«
Vier Tage später »sickerte« die Nachricht bis zur Los Angeles Times durch. Dabei waren die bekannt gewordenen Fakten offenbar genau überlegt: Es gab keine Einzelheiten darüber, wo und von wem die Waffe gefunden worden war, sodass die Schlussfolgerung nahelag, dass die Polizei sie irgendwann nach dem Kleiderfund etwa in derselben Gegend entdeckt habe.
Im Zylinder steckten zwei scharfe Kugeln und sieben leere Patronenhülsen, was genau zu den ursprünglichen Autopsieberichten passte, denen zufolge auf Sebring und Frykowski jeweils einmal und auf Parent fünfmal geschossen worden war. Es gab nur ein Problem: Ich hatte bereits festgestellt, dass die Autopsieberichte fehlerhaft waren.
Da Susan Atkins ausgesagt hatte, dass Tex Watson vier – und nicht fünf – Schüsse auf Parent abgefeuert hatte, bat ich Noguchi, die Fotos von der Parent-Autopsie noch einmal zu überprüfen. Dabei stellte er fest, dass zwei Verletzungen von ein und demselben Projektil stammten. Damit reduzierte sich die Zahl der auf Parent abgegebenen Schüsse auf vier, und somit war auch einer der aus der Waffe abgefeuerten Schüsse ungeklärt. Nun ließ ich Noguchi sämtliche Autopsiefotos noch einmal durcharbeiten. Dabei stellte sich heraus, dass auf Frykowski nicht ein-, sondern zweimal geschossen worden war und die mit den Autopsien betrauten Gerichtsmediziner eine Schusswunde im linken Bein übersehen hatten.
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