Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
selbst, doch davon erfuhr Dennis erst bei einer Vernehmung, die ich mit Wilson und Jakobson durchführte. Laut Jakobson hatte Charlie Gregg, kurz nachdem ihm Dennis seine Bitte abgeschlagen hatte, eine Kugel Kaliber .44 in die Hand gedrückt und gemeint: »Sag Dennis, dass ich noch mehr davon habe.« Da Gregg wusste, wie sehr die erste Drohung Dennis aufgeregt hatte, hielt Gregg es für besser, ihm nichts davon zu erzählen.
Dieser Vorfall war Ende August oder Anfang September 1969 gewesen. Jakobson war über die Veränderung, die er bei Manson registrierte, betroffen. »Er war so geladen, dass er förmlich Funken sprühte. Ihm standen die Haare zu Berge. Er hatte einen wilden Blick. Der einzige Vergleich, der mir dazu einfällt, ist der mit einem Tier im Käfig.«
Möglicherweise hatte es sogar noch eine dritte Drohung gegeben, doch das ist eine bloße Vermutung. Bei meiner Durchsicht der Telefonrechnungen von der Spahn Ranch stellte ich nämlich fest, dass jemand von einem Telefon auf der Spahn Ranch aus die Privatnummer von Dennis Wilson angerufen hatte. Am nächsten Tag hatte Wilson dann das Telefon abgemeldet.
Im Rückblick auf seine Beziehung zur Family gestand mir Dennis: »Ich habe wohl unglaubliches Glück gehabt, dass ich nur mein Geld verloren habe.«
Vom Rockstar über den Biker bis zum Excallgirl hatten alle Zeugen in diesem Verfahren eines gemeinsam: Sie bangten um ihr Leben. Sie brauchten nur die Zeitung aufzuschlagen oder den Fernseher einzuschalten, um zu erkennen, dass viele Mitglieder der Family immer noch frei herumliefen, dass Steve Grogan alias Clem gegen Kaution freigelassen worden war, während im County Inyo die Anklage wegen schweren Diebstahls gegen Bruce Davis aus Mangel an Beweisen fallen gelassen worden war. Weder Grogan noch Davis, noch sonst jemand, der im Verdacht stand, Shorty Shea geköpft zu haben, wurde des Mordes angeklagt, da es bisher noch keinen objektiven Beweis für Sheas Tod gab.
Vielleicht waren Susan Atkins in ihrer Zelle im Sybil-Brand-Gefängnis die Zeilen des Beatles-Songs Sexy Sadie wieder in Erinnerung gekommen:
»Sexy Sadie, what have you done
You made a fool of everyone …
Sexy Sadie you broke the rules
You laid it out for all to see …
Sexy Sadie you’ll get yours yet
However big you think you are …«
(Sexy Sadie, was hast du getan,
Du hast alle zum Narren gehalten …
Sexy Sadie, du hast die Regeln verletzt
Du hast es allen gezeigt …
Sexy Sadie, bald bist du fällig,
Egal, für wie toll du dich hältst …)
Vielleicht setzten ihr aber auch nur die zahllosen Botschaften zu, die Manson ihr durch andere Mitglieder der Family schickte.
Auf jeden Fall bestellte Susan Caballero zu sich und ließ ihn wissen, dass sie unter keinen Umständen im Prozess als Zeugin aussagen würde. Außerdem wollte sie Charlie sehen.
Caballero setzte daraufhin Aaron und mich in Kenntnis davon, dass wir allem Anschein nach unsere Kronzeugin verloren hatten.
Nun setzten wir uns mit Gary Fleischman, Linda Kasabians Anwalt, in Verbindung und signalisierten ihm unsere Gesprächsbereitschaft.
Von Anfang an hatte Fleischman, der sehr auf das Wohl seiner Mandantin bedacht war, für Linda Kasabian die uneingeschränkte Straffreiheit verlangt. Erst als ich selber mit ihr sprach, erfuhr ich, dass sie bereit gewesen wäre, ohne jede Bedingung mit uns zu reden, dass Fleischman sie jedoch daran gehindert hatte. Ich erfuhr auch, dass es ihre Entscheidung gewesen war, freiwillig nach Kalifornien zurückzukehren, und zwar obwohl ihr Fleischman geraten hatte, gegen die Abschiebung Rechtsmittel einzulegen.
Nach einigen Diskussionen erklärte sich unser Büro damit einverstanden, beim Kammergericht Straffreiheit für sie zu beantragen, und zwar, nachdem sie als Zeugin ausgesagt hatte. Im Gegenzug wurde vereinbart, dass Linda Kasabian ein vollständiges Geständnis über ihre Verwicklung in die Tate- und die LaBianca-Morde ablegen musste, dass sie im gesamten Prozessverlauf wahrheitsgemäß gegen alle Angeklagten aussagen musste und dass gegen sie uneingeschränkt Anklage erhoben werden dürfe, falls sie, aus welchem Grund auch immer, nicht wahrheitsgemäß aussagte oder die Aussage verweigerte, wobei jedoch keine ihrer Aussagen gegenüber der Anklagevertretung gegen sie verwendet werden würde.
Die Vereinbarung wurde von Younger, Leavy, Busch, Stovitz und mir am 26. Februar 1970 unterzeichnet.
Zwei Tage später verhörte ich Linda Kasabian. Es war das erste Mal, dass sie mit
Weitere Kostenlose Bücher