Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
allerdings umso größer waren.
Bis zu meinen Gesprächen mit Linda waren wir davon ausgegangen, dass sie nur bei einem Mord, nämlich den Schüssen auf Steven Parent, Zeugin gewesen war. Jetzt erfuhren wir aber, dass sie auch gesehen hatte, wie Katie mit erhobenem Messer hinter Abigail Folger über den Rasen gelaufen war und wie Tex Voytek Frykowski erstochen hatte.
Darüber hinaus erzählte sie mir, dass Manson in der Nacht, in der die LaBiancas ermordet worden waren, versucht habe, noch drei weitere Morde zu begehen.
Teil 5
»Wisst i hr nicht, wen ihr kr euzigt?«
»Denn es wird mancher falsche Messias und mancher falsche Prophet auftreten, und sie werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten irrezuführen … Wenn sie also zu euch sagen:
Seht, er ist draußen in der Wüste, so geht nicht hinaus.«
Matthäus 24:24, 26
»Kurz bevor wir in der Wüste verhaftet wurden, waren wir zwölf Apostel und Charlie.«
Ruth Ann Moorehouse, Mitglied der Family
»Kann schon sein, dass ich bei mehreren Gelegenheiten gegenüber verschiedenen Leuten angedeutet habe, ich sei möglicherweise Jesus Christus, doch ich bin mir noch nicht im Klaren, wer oder was ich bin.«
Charles Manson
März 1970
Am 3. März holte ich in Begleitung von Anwalt Gary Fleischman und etwa einem Dutzend Beamter der Kripo L. A. sowie des Sheriffbüros L. A. Linda Kasabian im Sybil-Brand-Gefängnis ab. Für Linda war es eine Reise in die Vergangenheit, zu einer unfassbaren Nacht, die fast sieben Monate zurücklag.
Unser erstes Ziel war 10050 Cielo Drive.
Ende Juni 1969 rief Bob Kasabian Linda bei ihrer Mutter in New Hampshire an und schlug ihr eine Versöhnung vor. Kasabian lebte mit einem Freund, Charles Melton, in einem Wohnwagen im Topanga Canyon. Melton, der kurz zuvor 20.000 Dollar geerbt und davon bereits mehr als die Hälfte verschenkt hatte, wollte mit dem Auto bis zur Spitze von Südamerika fahren, sich dort ein Boot kaufen und damit die Welt umsegeln. Er hatte Linda, Bob und ein weiteres Paar eingeladen mitzukommen.
Daher flog Linda mit ihrer Tochter Tanya nach Los Angeles, doch die Versöhnung scheiterte.
Am 4. Juli 1969 besuchte Catherine Share alias Gypsy Charles Melton, den sie durch Paul Watkins kennengelernt hatte. Gypsy erzählte Linda von diesem »wunderbaren Mann namens Charlie«, von der Family und vom Leben auf der Spahn Ranch, das nur Liebe, Schönheit und Frieden sei. Linda erschien dies wie die »Antwort auf ein stummes Gebet«. 62 Noch am selben Tag zogen Linda und Tanya auf die Spahn Ranch. Zwar lernte sie Manson an diesem Tag noch nicht kennen, dafür aber die meisten anderen Mitglieder der Family, die von kaum etwas anderem als Charlie sprachen. Es bestand für sie kein Zweifel daran, dass »sie ihn verehrten«.
Am selben Abend nahm Tex sie mit in ein kleines Zimmer und erzählte ihr »seltsame Dinge – zum Beispiel, dass nichts unrecht, sondern alles richtig sei –, Dinge, die ich nicht verstand«. Dann »hat er mit mir geschlafen, und es geschah etwas Eigenartiges – ich hatte das Gefühl, als wäre ich besessen«. Linda hatte die Hände so fest zur Faust geballt, dass ihr danach die Finger wehtaten. Gypsy erklärte ihr später, diese Erfahrung sei der Tod des Egos gewesen.
Nachdem sie miteinander geschlafen hatten, redeten Linda und Tex einige Zeit, wobei Linda Meltons Erbschaft erwähnte. Tex riet ihr, das Geld zu stehlen. Doch Linda meinte, dass sie das nicht machen könne, denn Melton sei ein Freund, ein Bruder. Doch Tex hielt dagegen, dass sie nichts Unrechtes tun könne und alles geteilt würde. Am nächsten Tag kehrte Linda daraufhin zum Wohnwagen zurück und stahl 5000 Dollar, die sie entweder Leslie oder Tex gab. Da die Mädchen ihr gesagt hatten: »Was dir gehört, das gehört auch uns, und was uns gehört, das gehört dir«, hatte sie bereits ihren eigenen Besitz der Family übergeben.
An diesem Abend lernte Linda dann auch Charles Manson kennen. Nach allem, was sie über ihn gehört hatte, fühlte sie sich wie auf dem Prüfstand. Auf seine Frage, weshalb sie auf die Ranch gekommen sei, antwortete sie, dass ihr Mann sie verstoßen habe. Manson streckte die Hände aus und befühlte ihre Beine. »Er schien zufrieden zu sein«, erinnerte sie sich. Dann erklärte er ihr, dass sie bleiben könne. Bevor er Sex mit ihr hatte, meinte er noch, dass sie ein Vaterproblem habe. Linda war von seiner Aussage sehr überrascht, denn in der Tat konnte sie
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