Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Quertreiber ist. Sicher ist der Mann gewissenhaft, und sicher meint er es gut, aber«, fügte ich hinzu, »das Gericht wird diesen Mann nicht in seine Schranken verweisen können, denn es macht ihm bestimmt nichts aus, im Falle einer Ordnungshaft die Nacht im Gefängnis zu verbringen.«
Statt zu riskieren, dass der Prozess zu einer »Farce auf die Gerechtigkeit« verkommen würde, hätte ich, erklärte ich dem Richter, einen anderen Vorschlag. Ich hatte lange darüber nachgedacht und auch mit Aaron darüber gesprochen, für die anderen kam der Vorschlag allerdings überraschend.
»Falls dies das Problem löst, hat die Anklage nichts dagegen, dass Mr. Manson seine eigene Verteidigung übernimmt, wie er es von Anfang an gewünscht hat, und einen Anwalt seiner Wahl als Berater wählt …«
Manson sah mich ungläubig an. Das war wohl das Letzte, was er von der Staatsanwaltschaft erwartet hatte.
Natürlich hoffte ich in erster Linie, dass Manson die Gelegenheit beim Schopf packen und Kanarek entlassen würde, aber ich machte den Vorschlag auch aus tiefster Überzeugung. Denn Manson hatte von Anfang an behauptet, dass nur er für sich sprechen könne. Und er hatte deutlich gemacht, dass er Ärger machen würde, falls ihm das verwehrt bliebe. Es bestand für mich kein Zweifel, dass er sich einzig aus diesem Grund für Kanarek entschieden hatte.
Außerdem war Manson, auch wenn es ihm an Schulbildung fehlte, durchaus intelligent. Da er Zeugen der Anklage wie Linda Kasabian, Brooks Poston und andere ehemalige Mitglieder der Family früher beherrscht hatte, konnte er sie im Kreuzverhör wahrscheinlich weitaus wirkungsvoller befragen als viele »normale« Anwälte. Darüber hinaus bekäme er zur Unterstützung in juristischen Angelegenheiten nicht nur seinen eigenen, sondern drei erfahrene Anwälte an den Beratertisch. Schließlich sagte mir ein Blick in die ferne Zukunft, dass die Abweisung von Mansons Ersuchen, sich selbst zu verteidigen, bei einer möglichen Berufung eine Rolle spielen könnte.
Überdies führte Aaron Mansons eigene Bemerkung im Gerichtssaal von Richter Dell an, wonach Kanarek der schlimmste Mann sei, den er finden könne.
Kanarek erhob so heftig Einspruch, dass Richter Older bemerkte: »Mr. Kanarek, es mag vielleicht so aussehen, als seien die Dinge, die Mr. Stovitz und Mr. Bugliosi über Sie sagen, nicht fair, doch die Mehrheit der Richter an diesem Gericht würde bestätigen, dass ihre Aussagen sehr wohl begründet sind. Ich möchte Ihre persönlichen Motive nicht in Zweifel ziehen, aber Sie stehen nun einmal in dem Ruf, sich unangemessen viel Zeit für Dinge zu nehmen, die jemand anderes viel schneller erledigen würde …«
Allerdings, fuhr Older fort, höre er sich diese ganzen Überlegungen überhaupt nur an, um absolut sicher zu sein, dass Manson Kanarek wirklich als seinen Anwalt haben wolle. Seine Bemerkungen vor Richter Dell hätten da Zweifel in ihm gesät.
In einer Hinsicht, antwortete Manson, wäre Kanarek der beste Anwalt in der ganzen Stadt, »in vielerlei Hinsicht aber der schlimmste, der sich denken lässt«. Aber, fuhr Manson fort, » ich glaube nicht, dass es irgendeinen Anwalt gibt, der mich vertreten kann, außer mir selbst. Ich bin intelligent genug, um zu wissen, dass ich kein Anwalt bin, und ich werde hinter diesen Männern sitzen und keine Szene machen. Ich bin nicht hier, um Ärger zu machen …
Hier geht es um viele Dinge, die man nicht auf den ersten Blick erkennt. Jemand wird geboren, geht zur Schule, lernt, was in Büchern steht, und führt sein Leben nach bestem Wissen. Er weiß nur das, was jemand anderes ihm beigebracht hat. Er ist gebildet; er tut, was ein gebildeter Mensch tut.
Wenn Sie aber diese eng gesteckten Grenzen überschreiten, dann überschreiten Sie die Kluft zwischen den Generationen, dann kommen Sie in eine Gesellschaft, in der die freie Liebe praktiziert wird, machen mit irrsinnigen Drogen Bekanntschaft oder rauchen Marihuana.« Und in dieser Welt, fügte Manson hinzu, herrsche eine andere Wirklichkeit. Hier sei die Lebenswirklichkeit der einzige Lehrmeister; hier werde einem klar, dass man »den Geschmack von Wasser nur kennen kann, wenn man es trinkt oder wenn man im Regen steht oder in den Fluss springt«.
Das hohe Gericht: »Mr. Manson, ich will lediglich herausfinden, ob Sie mit Mr. Kanarek zufrieden sind oder ob Sie es sich anders überlegt haben.«
Manson: »Ich dachte, das hätte ich bereits erklärt. Ich kann mit niemandem zufrieden sein
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