Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

eingestochen, als sie bereits tot zu sein schien, Les?«
    A: »Ich kann nicht sagen, ob ich zugestochen habe, bevor oder nachdem sie tot war, jedenfalls habe ich auf sie eingestochen … und ich weiß nicht, ob sie tot war. Sie lag da auf dem Boden.«
    F: »Haben Sie überhaupt zugestochen, bevor Sie Rosemary auf dem Boden liegen sahen?«
    A: »Ich erinnere mich nicht.«
    Leslies Behauptung, diese Dinge vergessen zu haben, war fast genauso unglaubwürdig wie die, dass sie Manson erst von diesen Morden erzählt habe, als sie in der Wüste gewesen waren.
    Behutsam versuchte Keith aufzuzeigen, dass Leslie durchaus Reue für ihre Taten empfand.
    F: »Leslie, empfinden Sie Trauer, Scham oder irgendwelche Schuldgefühle wegen Ihrer Beteiligung an der Ermordung von Mrs. LaBianca?«
    A: (Schweigen)
    F: »Versuchen wir es noch einmal langsam. Bekümmert Sie das, was passiert ist? Sind Sie darüber unglücklich oder traurig?«
    Als Leslie antwortete, schien ein eisiger Hauch durch den Gerichtssaal zu wehen: »Traurig ist nichts weiter als ein Wort mit sieben Buchstaben. Es kann nichts ungeschehen machen.«
    F: »Leslie, ich versuche herauszufinden, was Sie in Bezug auf das Geschehene empfinden.«
    A: »Was soll ich schon empfinden? Es ist passiert. Sie lebt nicht mehr.«
    F: »Wünschten Sie, es wäre nicht passiert?«
    A: »Ich wünsche mir nie im Nachhinein, dass etwas anders gelaufen wäre. Das sind dumme Gedanken, denn es kann schließlich nie dazu kommen. Nichts lässt sich rückgängig machen.«
    F: »Ist Ihnen zum Weinen zumute, wenn Sie über das, was geschehen ist, nachdenken?«
    A: »Weinen? Über ihren Tod? Wenn ich über den Tod weinen wollte, dann über den Tod als solchen. Sie ist nicht der einzige Mensch, der gestorben ist.«
    F: »Denken Sie manchmal darüber nach?«
    A: »Nur hier im Gerichtssaal.«
    Während des gesamten bisherigen Prozesses hatte Leslie Van Houten ihr unschuldiges Klein-Mädchen-Gehabe aufrechterhalten. Jetzt hatte sie die Rolle aufgegeben, und die Geschworenen konnten zum ersten Mal erkennen, wie kalt und gefühllos sie tatsächlich war.
    Und noch ein weiterer Aspekt ihres Wesens kam zum Vorschein, als Kanarek sie vernahm. Manche seiner Fragen machten sie so wütend und ungeduldig, dass sie patzige, feindselige oder sarkastische Antworten gab. Doch jedes Mal, wenn sie erneut ihr Gift verspritzte, konnte man beobachten, wie die Geschworenen zusammenzuckten und sie mit anderen Augen sahen. Der letzte Rest an Mitgefühl, den sie bis jetzt noch empfunden haben mochten, war nunmehr verspielt. Selbst McBride konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen.
    Leslie Van Houten war wegen zweifachen Mordes schuldig gesprochen worden. In meinen Augen verdiente sie für ihre willige Mittäterschaft die Todesstrafe. Dennoch wollte ich nicht, dass die Geschworenen die Todesstrafe für ein Verbrechen verhängten, das sie gar nicht begangen hatte. Daher informierte ich ihren Anwalt Maxwell Keith, dass ich bereit war zu glauben, dass Leslie nicht am Wohnsitz von Hinman gewesen war. »Die Geschworenen gehen vermutlich davon aus, dass sie dort gewesen ist, aber ich glaube, dass das nicht stimmt.«
    Im Zuge meines Kreuzverhörs fragte ich daher: »Haben Sie vor Ihrer Aussage im Zeugenstand irgendjemand anderem erzählt, dass Sie zusammen mit Sadie und Bobby Beausoleil im Haus von Gary Hinman waren?«
    A: »Ich habe Patricia davon erzählt.«
    F: »In Wahrheit war Mary Brunner im Haus und nicht sie, oder?«
    A: »Das behaupten Sie.«
    Während ich versuchte, Leslie von der Mittäterschaft im Mordfall Gary Hinman zu entlasten, tat ich das genaue Gegenteil, als wir zum Mordfall Rosemary LaBianca kamen. Am Ende meines Kreuzverhörs zu diesem Fall hatte Leslie gestanden, dass Rosemary möglicherweise noch am Leben gewesen war, als sie auf sie eingestochen hatte, und dass sie sie nicht nur am Gesäß und eventuell am Hals getroffen hatte, sondern »vielleicht habe ich ihr auch ein paarmal in den Rücken gestochen«. (Ich rief den Geschworenen daher ins Gedächtnis, dass viele der Wunden am Rücken nicht erst nach dem Tod zugefügt worden waren und eine, die Rosemary LaBiancas Wirbelsäule durchtrennt hatte, für sich genommen bereits tödlich gewesen war.)
    Wie bereits bei Sadie und Katie arbeitete ich die wenig glaubhaften Einzelheiten der Nachahmertheorie heraus. So stellte ich beispielsweise klar, dass Leslie zwar angegeben hatte, hoffnungslos in Bobby Beausoleil verliebt und sich bewusst gewesen zu sein, dass diese